Kapitel 8 - Vergebung

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[Achtung! Ich habe das letzte Kapitel nochmal umgeändert, deswegen: DRINGEN LESEN!!!]

Kapitel 8 – Vergebung

„Na du, schon wieder zurück vom Bewerbungsgespräch?“, fragt Zuzu, die ohne zu klopfen mein Zimmer betreten hat.

„Schon wieder zurück? Hmm... nee... es gab keins“, grummle ich während ich weiter meinen Gedichtband lese.

„Wie?“, Zuzu schaut mich verblüfft an. Sie trägt ein eng anliegendes pinkes Adidas-Shirt, eine dunkle Jogginghose und Trainingsschuhe mit orangener Sohle.

Ich schaue von dem Buch auf, „Hmmm... Also nicht einfach so. Mir wurde mein Geldbeutel gestohlen und dann musste ich eben absagen.“

„Du tust so als wär das nichts! Wenn du deswegen das Gespräch abgesagt hast, kann es ja gar nicht so unwichtig sein“, setzt Zuzu nach und versucht mir die Geschichte zu entlocken.

„Naja, musste halt dieser dämliche Bürokratiekram erledigt werden. Karten sperren. Den Diebstahl bei der Polizei melden und so´n Kram...“, ich bin ganz und gar nicht heiß darauf, dieses Geschehniss noch einmal lang und breit zu erzählen, weswegen ich mich wieder dem Buch vor mir widme. Zuzu scheint zu verstehen dass ich nicht intressiert bin und verlässt mit einem „Es gibt gleich Mittagessen“ mein Zimmer.

Kurze Zeit später höre ich Andrew rufen: „Wenn ihr nicht sofort zum Mittagessen kommt, ess ich alles allein auf!“ Und da ich mir sicher bin, dass er das auch umsetzen wird, lege ich das Buch weg und stürme in die Küche. Zuzu verteilt auf den Tellern lecker duftende Spinatlasagne.

Der Amerikaner schimpft nach der ersten Gabel, „Das nennst du Lasagne? Da ist ja nichtmal Fleisch drin!“ Dann schiebt er seinen Teller weg.

„Tja. Hättest du halt selber gekocht. Eigentlich wärst du heute dran mit kochen“, grinst Zuzu ihn frech an und schiebt sich eine weitere Gabeln in den Mund, „Also ich finds vorzüglich! So toll ist mir die Lasagne noch nie gelungen.“

Gespielt beleidigt verlässt Andrew den Tisch. Nachdem Elisabeth, Zuzu und ich zuende gegessen haben und den Tisch abgeräumt haben verschwinden wir jeder in seinem eigenen Zimmer.

Ich werfe mich auf mein Bett. Mein Zimmer ist kalt. In mir ist es kalt. Mein Herz umschlossen von Eis. Ich fühle mich allein. Ich greife nach meinem Handy und schreibe an Bella eine SMS: Miss ya! Wish you could be here... :'(

Der Nachmittagshimmel ist zugezogen. Die Wolken sind in ein bedrohliches Dunkelgrau getaucht. Regenwetter. Heute morgen ist mir diese Düsterniss gar nicht aufgefallen. Innerlich brodelt es in mir vor Wut. Vor Wut auf den Dieb meines Portmonaies, weswegen ich die Chance auf einen Job verpasst habe und mein erstes Vorstellungsgespräch von vornherein gescheitert ist. Mit geballten Fäusten schlage ich auf mein Kopfkissen ein und lasse Dampf ab. Die Wut verraucht, ein dumpfer Schmerz macht sich breit und ich fühle wieder diese Einsamkeit. Ich lege mich flach auf mein Bett und schließe die Augen. Von Beth und Zuzu ist nichts zu hören. Das Piepen meines Handys holt mich aus dieser grausamen Stille, die sich über alles legt.

Ich auch. Aber leider hab ich nicht frei bekommen :( Ich bin in Gedanken bei dir Mimi. Tut mir wirklich Leid, dass ich nicht bei dir sein kann!

Ich lege mein Handy weg und lehne meinen Kopf wieder zurück. Ich setze mir die Kopfhörer auf, die neben meinem Bett auf dem Boden liegen. Mit einem traurigen Klavierstück im Ohr dämmere ich Weg.

Die Frau neben mir hält meine Hand. Ich drücke sie mit meinen schweißnassen Händen. Ich will nicht hier sein. Abgeschoben von meiner Mutter. Der Verlust schmerzt unheimlich in meiner Brust. Die Angst sitz mir im Nacken und krallt sich fest in mein Fleisch wie eine Krähe. Die Frau neben mir versucht stets freundlich zu sein, doch ich erkenne ihr wahres Gesicht. Sie erinnert mich an eine Krähe. So eine, wie die, die mich festhält und freigeben will. Die Krähe, so nenne ich sie heimlich, führt mich in das Gebäude, was die nächsten Tage, Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre meine Wohnstätte sein wird. Wenn man sie nicht nicht findet, werde ich wohl noch ewig hier bleiben, von einer zu nächsten Familie abgeschoben werden. Die Zukunft macht mir Angst. Wer weiß, wer diese Familien sind und ob sie nett sind. Wer weiß wie is mir im Heim ergehen wird. Ich möchte hier nicht bleiben. Niemals! Doch mir bleibt nichts anderes übrig.

Das Rauschen vom Regen dringt an mein Ohr. Wie lange regnet es schon? Seit wann sitze ich schon hier am Fenster in diesem kleinen kahlen weißen Zimmer, das ich mir mir einer boshaften Gleichaltrigen teilen muss. Die Krähe ist nichts gegen sie. Das Mädchen was von allen nur 'die Hexe' genannt wird. Tag für Tag spüre ich die mitleidigen Blicke der anderen Jugendlichen auf mir. Ob wegen meinem Schicksal, oder meiner Zimmergenossin. Ich weiß nur, dass sie mich bedauern. Doch ich finde ihre Boshaftigkeiten und ihre Intrigen nicht so schlimm, wie den Verlust und das Warten. Das warten auf ein Zeichen von ihr. Von meiner Mam...

Schweißgebadet wache ich auf. Draußen ist es schon dunkel. Der Regen prasselt an mein Fenster. Ich fröstle und schlinge meine Arme nach Wärme suchend um meinen Oberkörper, doch sie bleibt aus. Tränen strömen aus meinen Augenhölen und fließen meine geröteten Wangen hinab, bis zu meinem Pulli, der sie verzehrt. Die Musik ist schon vor langer Zeit verstummt. Mein Mund ist ausgetrocknet und ich schmecke das Salz meiner Tränen. Ich friere und schlüpfe unter die Decke, auf der ich die ganze Zeit gelegen habe, die mich aufwärmen soll, doch das tritt nicht ein. Ich zittere immernoch, die Kälte steckt in meinen Gliedern. Die Tränen scheinen zu gefrieren. Und ich beginne mich an ein Gedicht zu erinnern:

Schau dir die Welt doch an,

Sie verschwindet hinter einem weißen Schleier

und deine Tränen werden zu Eis.

Die Menschen beginnen sich die Hände zu reichen

und die Welt wird ganz weiß.

Manch einer fängt an seine Lügen zu beichten

und der andere wird ihm vergeben,

denn die Welt, sie dreht sich

und die Dinge werden sich bewegen.

Leise flüstere ich in die Dunkelheit des Raumes: „Ich vergebe dir Mama, ganz gleich ich deine Entscheidung falsch finde. Ich weiß, dass du immer das Beste wolltest für mich, vielleicht war es auch besser für mich. Vielleicht sollte ich das alles durchmachen. Vielleicht musste ich das, um die schönen Tage schätzen zu lernen...“

Ich weine immernoch, doch diesmal lächle ich und habe das Gefühl, dass Mama genau in diesem Moment an mich denkt und die Wärme erfüllt mich und wärmt mich von innen. Plötzlich scheint das schwarz nicht mehr so dunkel zu sein. Und der Regen sanfter, die Einsamkeit erträglich – nein sogar verschwunden und die Überbleibsel meines Traumes verblassen.

Plötzlich übermannt mich wieder die Müdigkeit und ich lehne mich zurück in die Kissen. Meine Augen fallen zu und ich enspanne mich. Ganz ganz sanft schlafe ich ein und glaube meinen Vater ein Schlaflied summen zu hören...

Das obenstehende Gedicht, ist von mir und trägt den Titel "Die Welt dreht sich" und steht in meinem Gedichteband "Meine poetische Seite". Es würde mich mega freuen wenn ihr euch das auch mal anschaut (Link: unten).

Ich widme dieses Kapitel Megan44, ich kann mich leider nicht mehr an die Beweggründe erinnern, ich weiß nur, dasss ich mir vor knapp 3 Wochen eine Notiz gemacht hab, dass ich das nächste Kapi ihr widme.

Ich weiß, dass schon ewig nichts mehr von mir zu hören war, aber ich habe mich hart (hoffentlich entgültig) aus dem Tal der Schreibblockaden herausgekämpft! Das Kapitel ist zwar etwas kürzer als sonst, aber ich bin froh dass es MEHR als 500 Wörter geworden sind! Ich hab mich auch ganz schön geplagt, bin aber jetzt zufrieden! Glücklicherweiße! :D

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Liebe Grüße funcake99

Mitten in Berlin *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt