Letter Two

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Unser erstes Treffen

Die komplette letzte Woche verbrachte der Junge mit den blonden Haaren damit ihre Sachen aus dem Haus zu räumen. All ihre persönlichen Sachen und ihre Klamotten. Ihren Eltern hat er Bescheid gesagt und ein paar Dinge überlassen. Insgeheim waren sie froh, dass sie die Sachen ihrer Tochter nicht selbst rausschaffen mussten. Sie sind nämlich was das alles angeht noch nicht so bereit wie ihr – ehemaliger – Schwiegersohn in Spe.

Gestern erst ist Niall mit dem Zug zurück zu seinen Eltern gefahren, welche ihn augenblicklich mit besorgten Fragen gelöchert haben. Der junge Mann ist alledem so gut wie möglich ausgewichen und hat sich wieder in seinem Zimmer verbarrikadiert.

Kaum ist er wieder zu Hause, so scheint es, verfällt er wieder in sein altes Muster.

Heute ist es eine Woche her, seit er den ersten Brief erhalten hat. Er hat das getan was sie ihm aufgetragen hat und deshalb sitzt er jetzt auf der kleinen Couch im Wohnzimmer und wartet ungeduldig auf die Post. Ganz zum Verwundern seiner Mutter, da er normalerweise nur in seinem Zimmer hockt. Der blauäugige Junge hat sich nicht die Mühe gemacht um ihr den plötzlichen Sinneswandel zu erklären.

Die Tränen brennen schon den ganzen Morgen in seinen Augen, doch er will nicht zulassen, dass er wieder beginnt zu weinen. Das hat er im letzten Jahr bereits mehr als genug getan. Trotz allem weint er noch ziemlich oft.

Das Geräusch eines Schlüssels, welcher sin in einem Türschloss dreht, erlangt seine volle Aufmerksamkeit. Sein Vater kommt von der Arbeit zurück und trägt einen ganzen Stapel Briefe in seinen Händen. Sogleich springt der Ire auf und nimmt den Brief, den ihm sein Vater bereits entgegenstreckt.

Niall sprintet die Treppenstufen nach oben in sein Zimmer und lässt sich auf das ungemachte Bett fallen. Mit gemischten Gefühlen öffnet er den Umschlag und zieht wieder einen ganzen Pack an Zetteln heraus, um sich das darauf Geschriebene durchzulesen.

Hallo mein pädophiler Freund.

Ich hoffe, dir geht es bereits etwas besser. Aber ich verstehe, falls dem nicht so ist. Es ist sicherlich nicht leicht für dich.

Nachdem du diesen Brief liest, kann ich davon ausgehen, dass du Aufgabe Nummer 1 erfolgreich erfüllt hast. Herzlichen Glückwunsch, Niall. Ich bin wirklich stolz auf dich. Du kannst dir nicht vorstellen wie dankbar ich dir für alles bin. Also, danke. Ich hatte Angst du würdest das hier nicht ernst nehmen und es für einen Witz halten, doch so ist es nicht. Vielen Dank auch dafür.

Vielleicht hat meine Begrüßung dich an etwas Bestimmtes erinnert? Also mich auf jeden Fall.

In den nächsten Briefen will ich dir unsere Geschichte noch einmal erzählen. Zumindest die wichtigsten Dinge oder meine schönsten Erinnerungen. Du kennst zwar deine Sicht der Dinge, aber ich finde du solltest auch wissen, wie ich das alles empfunden habe.

Und wie üblich fange ich am Anfang an. Ganz am Anfang.

Wir haben eigentlich ziemlich oft darüber gesprochen, weißt du noch?

Über unser erstes Treffen.

Es war im Sommer, in Dublin. Ich war gerade erst 16 geworden und du warst bereits 17. Jedenfalls bin ich mit meinem besten Freund Josh zu einem Fußballspiel gegangen und du warst auch da, mit deinem Dad und deinem Bruder Greg. Es spielte Irland gegen England.

Bei der Halbzeit ist Josh gegangen, um sich noch etwas zu trinken zu holen und ich habe mich währenddessen etwas im Stadion umgesehen. Als ich mich ein Stück nach hinten gedreht habe, habe ich direkt in deine blauen Augen gesehen. Du hast mich bereits angeschaut und nicht einmal daran gedacht wegzusehen, so schien es. Ich habe mich sofort in deinen wunderschönen Augen verloren. Also wäre ich ins Meer gesprungen und würde nicht mehr zurück an die Oberfläche kommen.

Last Letters || N. H.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt