Kinderträume (Taddl)

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Jo. Diese FF ist zwar nicht beendet aber trotzdem ziemlich lang :D Ist ein etwas merkwürdiges Thema aber naja. Ich fand die Vorstellung niedlich.

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Mit gezücktem Handy stand ich an der Haltestelle. Nicht, dass ich irgendwas zu tun hatte. Ich scrolle wahllos herum ohne auch nur einen Grund dafür zu haben. Viele taten das. Schauten die ganze Zeit auf ihren Smartphonebildschirm nur um unnötige Gespräche, Blicke oder einfach Langeweile zu vermeiden. Ich will nicht sagen, dass ich das nicht auch tat. Denn ich tat es ja jetzt gerade. Doch irgendwie war diese Tatsache traurig. Man verpasste so viele Dinge im Leben, wenn man nur auf das Smartphone starrte. Ein Blick vom Bildschirm in die Welt, konnte so vieles Verändern. In manchen Situationen sogar dein ganzes Leben. Und genau das war mir passiert.

Ich stand wie gesagt an der Haltestelle meines Busses. Einige Leute saßen auf der Bank, neben mir stand auch jemand. Ich wusste nicht wer diese Person war, geschweige denn ob weiblich oder männlich. Es interessierte mich auch nicht. Ich drückte nur in meiner Galerie herum, um ein neues Hintergrundbild zu suchen. Ich tat konzentriert. Wischte zwischen meinen viel zu vielen Bildern hin und her und wollte gerade eins auswählen als ich aufsah. Der Grund dafür, war ein leises Kinderlachen. Es war nur ein Geräusch. Ein Geräusch von vielen, in einer Vorstadt. Doch ich sah trotzdem auf. Ein kleines Mädchen rannte auf dem Gehweg herum. Es schien ein Insekt zu verfolgen. Das Mädchen quietschte vergnügt und wippte auf und ab, wobei seine goldenen Löckchen umher wehten. Als es mich bemerkte sah es mir tief in die Augen. Es war zwar 5 Meter entfernt, aber dennoch erkannte ich das blaue Glitzern in den Augen des Kindes. Ich starrte es eine Gefühlte Ewigkeit an und es mich. Dann durchbrach das Kind mit einem Quietschen diesen Moment. Es kam auf mich zu. Verwundert musste ich mit ansehen wie es seine Arme um mein rechtes Bein schlang und sich an es schmiegte. Ich hob meine Arme und blickte es an. „Nanu?", fragte ich. „Pupu!", rief das Kind. Es schien noch nicht richtig reden zu können. „Wie bitte?", lachte ich irritiert. „Pupa!", rief es wieder. „Wer bist du denn?", fragte ich ein wenig amüsiert. „Papa!", quietschte es nun. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Was?" „Papa!!", rief es jetzt ein wenig lauter und hüpfte an meinem Bein auf und ab. Ich sah umher, doch konnte niemanden sehen, der eventuell der Vater sein könnte. Die Person neben mir, welche sich als Frau mittleren Alters herausstellte begutachtete mich und das Kind. „Ähm, entschuldigen Sie?", fragte ich ein wenig hilflos. Sie sah mich an. „Ist das Ihre Tochter?" „Bitte? Nein! Sind Sie etwa nicht der Vater?" „Nein!" Ich fuhr mir durch die Haare. „Und warum nennt das Kind Sie so?" „Ich habe keine Ahnung!", erwiderte ich verzweifelt. Das Kind schmiegte sich wieder an mich. „Papa", murmelte es zufrieden. „Ähm, entschuldigung?", rief ich zu den Leuten, welche auf der Bank saßen. Sie sahen alle nacheinander gelangweilt von ihren Zeitungen oder Handys auf. „Ist einer von Ihnen Erziehungsberechtigter für dieses Kind?" Sie schüttelten alle den Kopf und wanden sich zu ihren vorherigen Beschäftigungen. Ich blickte hilflos zu der Frau. „Was soll ich denn jetzt machen?" Ich raufte mir wieder durch die Haare. Die Frau zuckte nur unbeteiligt mit ihren Schultern und holte ihr Handy raus. Na toll. Ich sah nach unten. Vorsichtig entfernte ich das Mädchen von meinem Bein und kniete mich vor ihm hin. „Hey Kleine", versuchte ich zu kommunizieren. „Weißt du wo deine Eltern sind?" Es grinste mich nur an und packte mit einem kleinen Händchen an meine Nase. Ich schnaufte kurz belustigt. „Deine Mama. Dein Papa. Wo sind die?" „Papa!", rief es vergnügt und patschte beide Hände auf meine Wangen. „Ich bin nicht dein Papa", versuchte ich es ihm klarzumachen, doch es wollte anscheinend nicht. „Papa, Papa!", rief es immer wieder und patschte auf sämtlichen Sinnesorganen herum „Es tut mir leid, aber ich bin nicht dein Papa! Ich kann dir helfen ihn zu finden!", versuchte ich ihm einzureden, doch das Mädchen hörte nicht. Oder verstand nicht. Wahrscheinlich letzteres. Ich blickte wieder zu der Frau. Diese beobachtete uns. „Was gucken Sie denn so?", meinte ich nur genervt. „Sie sollten das Kind zur Polizei bringen", riet sie mir. „Zur Polizei?" „Ja, dort können sie es sozusagen verwahren lassen, bis sich die Eltern melden" „Hmm, gute Idee", murmelte ich dankend und stand wieder auf. Ich nahm die Hand des Kindes. „Komm mit, kleine. Ich helfe dir deine Eltern wiederzufinden" Sie sah zu mir auf. „Papa tagen!", rief es. Zögernd hob ich es hoch. Es war überraschend schwer. Die Frau sah mich nur amüsiert an. „Viel Glück", meinte sie nur und ich lief mit einem Kleinkind im Arm die Straße entlang. Mit Zwanzig. Ich kam mir vor wie ein RTL-Vater. Warte, ich kam mir vor wie ein Vater? Nein, ich war nur Finder und brachte das Gut zu der Fundstelle. Sozusagen. Das Kind machte es mir schwer zu laufen. Es war nicht nur schwer, sondern auch zappelig, wie sonst was. „Papi dingen!" „Was?" „Singen!" „Ich sing doch nicht", lachte ich. „Und nenn mich nicht Papi" „Papi!" Es lehnte sich ein wenig zurück und stupste meine Nase an. Ich machte eine kleine Verschnaufpause auf einer Bank, wo sich kurze Zeit später auch eine alte Frau drauf setzte. „Sie haben aber eine schöne Tochter!", meinte sie zu mir und steckte die Hand aus. Das Mädchen betatschte sie neugierig. „Äh, das , das ist nicht meine Tochter", stammelte ich. „Achja?", fragte die alte Frau überrascht. „Nein, äh, das mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber ich hab' sie gefunden" „Wie bitte?" „Papa!", rief sie dazwischen und hampelte sich in eine komische Lage, wobei sie mein Gesicht halb zusammenquetschte. Ich hielt sie ein wenig von mir weg. „Sie scheint aber schon überzeugt zu sein, dass Sie ihr Vater sind", meinte die Frau misstrauisch. „Nein, also ja, also ich finde das ja auch komisch, aber sie kam plötzlich auf mich zu und ich habe die Eltern gesucht, aber nicht gefunden. Ich bringe sie jetzt zur Polizei" „Meinen Sie, das ist eine gute Entscheidung?", eindringlich sah sie mich an. Verwirrt nickte ich. „Aber denken Sie doch mal nach. Wenn Eltern so verantwortungslos sind, und ihr eigenes Kind verlieren, haben sie es nicht verdient es zurück zu bekommen!", predigte sie. „Wie? Was reden Sie da?" „Na, dass Sie das Kind behalten sollten!" „Was? NEIN! Ich bin doch viel zu jung für eine Tochter ausserdem habe ich keine Zeit und man kann doch nicht einfach ein KIND klauen!" „Naja, Sie haben es ja nicht direkt geklaut" Die alte Dame verschränkte ihre faltigen Hände miteinander und legte sie allwissend auf ihre Knie. „Sie haben es gefunden. Und wie sagt das alte Sprichwort? Was man gefunden hat, kann man behalten" „Sie sind doch krank!" Ich schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und wollte gerade aufstehen, da hielt mich die merkwürdige alte Dame am Ärmel fest. „Denken Sie gut darüber nach!" Ich murrte nur und versuchte das Mädchen nicht fallen zu lassen, welches wieder unerträglich herumzappelte. Dann drehte ich mich einfach um und ging. Was dachte sich diese alte Frau denn? Ich konnte doch kein Kind einfach klauen, als wärs ein Kleber aus der Schreibwarenabteilung von Karstadt. Und es dann auch noch mit meinen wenigen 20 Jahren Lebenserfahrung einfach aufziehen! Das wäre krank, unmöglich und ausserdem ohne Adoptionspapiere noch illegal. Also was DACHTE sich diese debile Frau dabei? Entsetzt über diese Aussage stolperte ich starr gerade aus weiter. Mitten in meinem erbosten Gang, klingelte mein Handy. Genervt setzte ich das Kind ab und griff danach. „Was?", schnauzte ich hinein. „Nette Begrüßung, man", seufzte Marius. „Mary, ich habe echt keinen Nerv für einen deiner Anrufe jetzt" „Aber es ist wichtig, alter" „Na guut, was gibts?", stöhnte ich, die Hand fest um die des Mädchens geklammert, damit sie mir nicht irgendwie abhanden kam. Sie beschäftigte sich derweil mit den Blättern eines Busches, welcher am Wegrand gewachsen war. „T, das ist DER clue! Du kennst ja diese Landermann. Von Guerilla?" Er schmatzte zwischendurch. Wahrscheinlich schob er sich gerade ein Brötchen ins Maul. „Was ist mit der" „Die hat uns 'nen Vertrag angeboten, Junge!" „Jetzt im ernst?", rief ich begeistert. „Ja! Wir müssen nur pünktlich zum Treffen kommen. Das wäre...in circa ner Viertelstunde" „Bitte? Aber ich kann nicht! Ich muss vorher noch zur Polizei, man!" Er prustete kurz. „Was haste jetzt schon wieder angestellt, du Rebell?" „Man, Halts Maul, ich muss sozusagen was abgeben", zischte ich ins Telefon. „Das kann doch auch warten, das Meeting ist jetzt wichtiger, nimm das Ding einfach mit, du kannst es ja danach noch abgeben" Stöhnend schaute ich auf den Lockenschopf den Mädchens herab. „Na gut, aber über deine Verantwortung" „Warum, ist es groß?" „Hm" Ich zuckte nur mit den Schultern und legte auf. Dann hob ich das Mädchen wieder auf den Arm und begann mich auf den Weg in die andere Richtung zu machen.

STORY STUFF (MOSTLY TARDY UND ANDERES)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt