Kapitel 2

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>>> Montag Morgen <<<

POV Mira

Ich lag noch im Bett, als ich vom Klingeln meines Weckers aus dem Schlaf gerissen wurde. Heute war es soweit. Ich würde heute nach Bel Air ziehen. Mein neues zu Hause. Jenny hatte mir Gestern noch geschrieben, dass sie heute noch kommen würde, um sich nochmal von mir zu verabschieden. Man, ich werde sie so vermissen. Genervt drehte ich mich um und stellte den Wecker aus. Es war 6 Uhr Morgens. Um 10 geht der Flieger nach Bel Air. Die Sachen, die wir im neuen Haus, na ja.. der Villa brauchten, hatten wir schon gestern per Post verschickt. Ja an einem Sonntag, fragt mich nicht wie meine Eltern das angestellt hatten. Jedenfalls brauchten wir unsere alten Möbel nicht mehr, da wir alles komplett neu kauften. Vieles hatten meine Eltern schon gekauft, als sie dort waren, aber meine Möbel durfte ich mir dann selbst aussuchen. Wenigstens etwas. Das war übrigens sehr dreist von ihnen. Sie hatten mir gesagt, ich dürfte mit Jenny und ihren Eltern in den Urlaub fliegen. In dieser Zeit sind sie einfach, ohne mir etwas zu sagen, nach Bel Air geflogen und haben einfach ein paar Villen besichtigt und dann eine gekauft. Mein Vater hatte vor sich dort mit seiner Firma aufzubauen. Ich verstand bis heute nicht, warum er das nicht auch hier konnte. Aber jetzt konnte ich ja eh nichts mehr machen. Das konnte ich nie. Ich hoffte wenigstens, dass die Villa schön war. Und, dass mein Zimmer groß war. Mit schönem Ausblick. Ja, dass wäre schon mal eine kleine Wiedergutmachung. 

Im Halbschlaf stand ich dann schließlich von meinem Bett auf. Ich wagte einen kurzen Blick in den Spiegel. Oh Gott, ich sehe aus wie ein Zombie. Und das ist noch untertrieben. Dann machte ich mich auf den Weg ins Bad, um mich abzuduschen. Ich nahm mein Handy mit und verband es mit den Boxen, die meine Eltern dort nettterweise hingestellt hatten, damit man beim Duschen Musik hören konnte. Ich startete meine Lieblingsplaylist auf Spotify und begab mich dann in die Dusche. Als ich fertig war, trocknete ich mich ab, föhnte meine Haare und zog mir gemütliche Sachen für den langen Flug an. Schminken musste ich mich eigentlich nicht, aber da ich aussah wie ein Zombie, schminkte ich mich trotzdem dezent. Meine Haare kämmte ich einfach nur durch und ließ sie offen. Das war am gemütlichsten. Für den Notfall hatte ich eh immer Haargummis in meiner Handtasche, da konnte ich mir einfach schnell einen Dutt machen. Als ich endlich mit allem fertig war, schnappte ich mir meine Handtasche, wo ich alle notwendigen Sachen für Unterwegs drin hatte, damit mir nicht langweilig wurde, und lief runter in die Küche zu meinen Eltern, wo das Frühstück schon auf mich wartete. Es gab Croissants mit Nutella. Irgendwie mochte ich Nutella, aber nicht zu viel, nur manchmal. Und in der Kombi mit Croissants war es göttlich. Mitten beim Frühstück klingelte es an der Haustüre. Sofort stand ich auf und rannte dort hin, um sie zu öffnen. Sofort musste ich lächeln. Es war Jenny. Ich nahm sie feste in den Arm und zog sie ins Haus."Heyy.", sagte ich fröhlich. "Haay.", begrüßte sie mich, mit einem Lächeln im Gesicht. Irgendwie war die Trauer fast verschwunden, weil ich mich jetzt doch irgendwie auf mein neues zu Hause freute. Aber ich wusste, spätestens, wenn ich begreifen würde, dass Jenny nicht in der Nähe war, würde sich das alles ändern. Ich war nicht so gut darin, zu realisieren, was passieren würde. Ich realisierte es oft erst dann, wenn es wirklich passierte. So war es fast immer. Zusammen mit Jenny ging ich wieder in die Küche und aß weiter. Jenny gönnte sich auch ein Croissant, aber ich glaube nicht, weil sie Hunger hatte, sondern weil meine übergroßzügige Mutter ihr eins angedreht hat. Man muss wirklich krass sein, um von meiner Mutter etwas ablehnen zu können. Und so saßen wir da. Mama, Papa, Ich und Jenny. Halb glücklich, halb traurig. Aber munter am Essen. Wobei ich glaubte, dass meine Eltern nicht wirklich traurig waren, sondern eher voller Vorfreude. Meine Mutter hatte ja auch nicht wirklich Freundinnen und die "Kumpels" von meinem Vater arbeiteten eh alle mit ihm zusammen in ihrer Firma. Das heißt, sie würden auch nach Bel Air ziehen. Immer waren die Kinder benachteiligt. Immer. 

Nachdem wir mit dem Frühstück fertig waren, nahmen wir alle unsere Koffer für die ersten paar Tage und stellten sie vor die Haustür. Ein letztes mal sah ich mich in meinem alten zu Hause um. Im Keller, wo ich immer meine Geburtstage gefeiert hatte, im Wohnzimmer, wo wir schon unzählige Filme zusammen geschaut hatten und wo immer der Weihnachtsbaum gestanden hatte, im Bad, wo ich zum ersten mal alleine auf dem Klo saß, in der Küche, wo wir immer das lecker gekochte Essen von Mama gegessen hatten, wo wir immer gebacken hatten und in meinem Zimmer, wo ich wohl eine ziemlich lange Zeit meines bisherigen Lebens mit vielen schönen, als auch beschissenen Dingen verbracht hatte. Diese Zeit war jetzt vorbei. Ein neuer Abschnitt in meinem Leben wartete darauf, gelebt zu werden. Ich hoffte sehr, dass er noch viel besser wurde. Dass ich viele tolle Sachen erleben würde, mit tollen Menschen, vielleicht auch mit Jenny. Aber es gab ja auch noch Skype. Außerdem verbrachten wir eh mehr Zeit mit zusammen zocken, als mit zusammen im Real Life irgendwas unternehmen. Aber es war schon traurig. Ich lief also ein letztes mal die Treppe hinunter zu unserer Haustür, wo meine Eltern und Jenny schon auf mich warteten. Vor dem Haus stand auch schon das fertig beladene Taxi, was uns zum Flughafen bringen würde. Mein Blick schweifte durch die Nachbarschaft. Die Nachbarn waren wohl das einzige, was ich wirklich überhaupt gar nicht vermissen würde. Zu oft sind die mir auf die Nerven gegangen, mit ihren ach so tollen Partys. Ich blickte rüber zu Jenny und sah sie traurig an, was sie mir gleich tat. Ein letztes Mal schloss ich sie in meine Arme. Ich drückte sie fest. Alle Erinnerungen an das, was wir alles zusammen erlebt hatten, schossen mir wieder in den Kopf. Mir liefen ein paar Tränen über die Wangen. Ich löste mich schließlich von ihr und sah ihr einige Zeit in ihre blauen Augen. Ich sah rüber zu meinen Eltern, die mir nur zunickten. Ein allerletztes mal schloss ich Jenny kurz in meine Arme und flüsterte: "Ich werde dich vermissen." "Ich dich auch. Mach's gut und bis bald." "Bis bald." Ich löste mich von ihr und setzte mich auf den Rücksitz des Taxis. Als es losfuhr winkte ich ihr so lange, bis sie aus meinem Blickfeld verschwand. Mir lief eine Träne über die Wange. Ich atmete einmal tief ein und aus und steckte mir dann meine Kopfhörer in die Ohren und machte Musik an. Musik war einfach das Beste, um einen Aufzumuntern. 

Nach gut einer Stunde Fahrt, kamen wir dann auch endlich am Flughafen an. Es war mittlerweile 8 Uhr. In 2 Stunden würde unser Flieger gehen. Wir stiegen aus dem Taxi und machten uns auf den Weg zu den ganzen Kontrollen. Das dauerte ewig, da dort irgendwie mega viele Menschen waren. Schließlich schafften wir es dann durch. Wir hatten zum Glück keine verdächtigen Gegenstände dabei. Das wäre ja was geworden. 10 Minuten durften wir noch warten. In der Zeit beobachtete ich die Flugzeuge. Das sah von außerhalb ziemlich cool aus, wie die starteten und landeten. Da könnte man echt ewig zuschauen. Gedankenversunken wie ich war, merkte ich natürlich nicht, dass meine Mutter etwas von mir wollte und als sie mich dann antippte, zuckte ich erstmal heftig zusammen. "Boaah, musst du mich so erschrecken?", schnauzte ich sie an. Die lachte erstmal laut los. "Wir müssen ins Flugzeug Schätzchen." Oh. Die 10 Minuten gingen schneller rum, als gedacht. Also stand ich auf, griff nach meiner Handtasche und folgte ihnen zum Flugzeugeingangdingens. Überrascht durfte ich feststellen, dass wir in der first class fliegen würden. Das freute mich. Ich durfte mir einen der 3 Plätze aussuchen, und nahm natürlich den am Fenster. Wow, die Sitze waren echt ziemlich gemütlich. 

Nachdem wir 30 Minuten im Flieger saßen, kam eine Ansage, dass wir gleich losfliegen würden. Zum Glück hatte ich keine Flugangst, das wäre der Horror. "Liebe Damen und Herren, bitte begeben sie sich alle auf ihre Sitzplätze und schnallen sie sich an. Wir starten jetzt." Als alle auf ihren Plätzen saßen, fing das Flugzeug an zu fahren und ich schaute verträumt aus dem Fenster. Wir hebten ab und ich hatte das Gefühl, dass mein ganzes bisheriges Leben an mir vorbeiziehen würde...

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So, das war das Zweite Kapitel. Ich hoffe natürlich, dass es euch gefallen hat. Ich bin natürlich offen für alle Verbesserungsvorschläge ;-D Ich merke grad', dass es recht lange dauert so ein Kapitel zu schreiben. Oder ich bin einfach dumm. Oder man muss da erst reinkommen. Weiß ich nicht. Aber egal, macht Spaß :D

Tschüüüß :P

Der Typ von Nebenan | Reyst FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt