9 Konfrontation

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„Unser Rückflug war Gott sei dank nachts angesetzt. Was will man mehr, als im Flieger zu schlafen. Ich verrate dir eins – nichts. Aber ich war auch so glücklich, endlich wieder zu hause zu sein und diesen Alltag wiederzuhaben. Diesen Langweiligen, Öden und doch so wundervollen Alltag. Aber ich schweife wieder vom Thema ab." Ich schaue meiner Freundin tief in die Augen. „Als ich endlich zu Hause ankam wollte ich eigentlich nur noch ins Bett, als er aber auf meinem Hof stand, musste ich schlucken. Natürlich freute ich mich und lief sofort zu ihm, um ihn zu umarmen.

Wir brachten nur schnell unsere Koffer ins Haus, dann entführte mich Felix bereits. Wusstest du, dass er schon seinen Führerschein hat? - Ich nicht. Aber nun gut. Wir sind dann zusammen weggefahren." Eine Zeit lang halte ich inne und atme tief durch. Mein Blick fährt durch den kahlen Raum. Anders kann man diesen Raum kaum beschreiben, wie ein x-beliebiger Klassenraum nun mal ist.

„Ja was dann? Wohin seid ihr gefahren?", drängt mich meine Freundin zum Weiterreden. Unschuldig werfe ich meine Hände in die Luft und setze ein trauriges Gesicht auf.

„Du bist so Ungeduldig. Dabei hab ich auch noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen." Ihr Gesichtsausdruck verschlechtert sich schlagartig. „Ja ganz genau. Das folgt aber ganz zum Schluss."

Bis zum Anschlag zieht sie die Brauen hoch.

Gelassen fahre ich mit der Erzählung fort: „Er hatte mir am letzten ein Tag eine Vorstellung von unserem Date gesagt. Leider gab es einige Komplikationen am Samstag vor meiner Abreise und so sind wir nur bei mir gewesen und haben geredet und gelacht. Aber am Samstag ist er mit mir zur Nordsee gefahren und alles war perfekt. Er hatte Decken dabei, auf die wir uns gesetzt haben. Er erzählt mir von seinem langweiligen Ferien. Und seinem noch öderen Besuch beim Mittelalterfest mit seinem kleinen Bruder. Der Tag war an sich ganz schön, er wollte aber lieber im Bett oder am PC hocken. Konnte ich irgendwie verstehen."

„Weil du genauso bist!"

„Stimmt", füge ich lachen hinzu.

„Wenig später bekam ich mega Hunger. Und so feierten wir unser Wiedersehen mit einem "romantisch-vornehmendem"-Essen. Pommes. Und zwar nicht irgendwelche – sondern ungelogen einfach die besten, die ich seit langer Zeit gegessen hatte. Da sagt man immer Strandbuden machen kein gutes Essen. Zwar meinte Felix, dass seine Currywurst nicht gerade lecker war, aber mir war das egal, musste ich ja nicht essen." Wir beide beginnen gleichzeitig zu lachen. Dann wird sie plötzlich ernst und schaut mir tief in die Augen.

„Ende der Geschichte? Was hab ich dir getan?"

„Nein, nein. Sie ist noch lange nicht vorbei." Laut schnaubt sie aus. Plötzlich wird um uns herum alles Still im Klassenraum. Alle Augen richten sich auf uns. Erneutes lachen. Dann geht mein Blick durch die Reihen. Obwohl alle Kinder uns ganz genau zuhören, arbeiten sie brav weiter. Ich erzähle leise weiter: „Nachdem wir den ganzen Tag am Strand und in der näheren Umgebung verbracht hatten, sind wir wieder nach Hause gefahren. Auf dem Weg haben wir viel geredet – sehr viel sogar. Meist aber nur über uns und diesen Moment. Auf dem Weg hatten wir irgendwie beschlossen die Nacht bei mir ausklinken zu lassen.

Er hatte ein größeres Hemd von mir bekommen und ich muss sagen, es stand ihm ausgezeichnet. Wir hatten den wunderschönsten Abend, den ich jemals hatte. Wir haben etwas getrunken und mussten immer wieder lachen – wie kleine Kinder. Als wir dann noch mit Videospielen angefangen hatten – war unser Leben komplett vorbei." Ich muss bei den Gedanken grinsen. „Er musste immer wieder fluchen. Er kann nicht wirklich gut verlieren..."

„Wer kann nicht wirklich gut verlieren?", ließ mich plötzlich eine Stimme zusammenzucken. Im gleichen Moment sehe ich Michelles breites Grinsen. Noch bevor ich mich umdrehe weiß ich, was mich erwarten wird. Dann ist der Moment gekommen. Langsam drehe ich mich um. Sofort legt sich ein Paar warme Lippen auf meine. Ich muss lachen. Dann löst er sich auch schon wieder.

Fernbeziehung? - Nein danke.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt