10 Nervenzusammenbruch

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Ein ganzen Monat vergeht alles ruhig - bis zu diesem Zeitpunkt. Ich stehe vor der Wahl, obwohl ich keine Entscheidung treffen kann. Es ist schon immer mein Traum - doch meinen jetzigen Traum liegen zu lassen, wird nicht nur mich töten. Was alles zwischen uns passiert, kann man nicht in Worte fassen. Wie soll ich es ihm nur sagen?

Dafür liebe ich ihn zu sehr.

Dafür habe ich zu lange gekämpft.

Dafür war ich zu glücklich.

Dafür musste ich Zuviel einstecken.

„Erde an Valerie. Bist du noch da?"

„Hmm?!", brumme ich in Gedanken verstummt zu ihr.

„Du weißt, dass du es ihm sagen musst - oder?" Jetzt hat sie mich voll und ganz zurück.

„Natürlich. Aber was soll ich sagen. 'Meine Eltern wollten mich überraschen und schaffen es so uns auseinanderzubringen'?" Sie schüttelt unbeholfen mit dem Kopf. „Zwangsheirat wäre die angenehmste Variante." Mit großen Augen schaut sie mich durchdringend an.

„Hab ich was verpasst?"

„Nein. Aber sowas wäre einfacher zu übermitteln."

„Du musst einfach offen zu ihm sein."

„Ich will diesen Menschen nicht verlieren."

„Er wird es verstehen. Er wird dir nicht vorschreiben, was du machen sollst... Hast du eigentlich schon an'ne Pause oder so gedacht?"

„Pause?" Puste ich laut aus. Ich habe das Gefühl alle in der Cafeteria haben sich zu uns gedreht. Peinlich berührt nuckle ich an meinem Wasser. „Was denkst du eigentlich, wie lange das gehen soll? Nach meinem Abschluss - der übrigens 3 Jahre dauert - komme ich einfach wieder zurück uns alles ist Pink und aus Zucker? Das ist nicht das Leben."

Sie beginnt zu Grübeln.

„Und bevor du damit ankommst. Fernbeziehung - Nein danke. Ich könnte nicht damit leben. Ich muss ihn um mich haben und wissen, was er anstellt. Mit 8 Stunden Zeitverschiebung ist nicht mal Skypen drinnen. Er soll die Richtige finden. Er soll glücklich werden."

„Er wird das nicht so einfach hinnehmen."

„Das ist das Problem."

„Aber willst du alles einfach wegwerfen?" Kleine Tränen schießen mir in die Augen. „Seit einem Monat treffen wir 3 uns jeden Montagnachmittag zum Kuchenessen. Seid unserem "Streit" haben wir das als 'Auszeit' für uns genutzt. Wir reden. Lachen. Bauen scheiße. Sind einfach wir."

„Das weiß ich doch..."

„Als Felix auf dem Sofa eingepennt ist und du ihn Geschminkt hast. Oder seine 'Kuchen-meets-Gesicht'-Rache."

„Ich kann das nicht.", platzt es plötzlich aus mir heraus.

„Aber..."

„Ich weiß, Michelle." Unterbreche ich sie wütend. „Ich weiß."

„Wir brauchen mal eine Auszeit." Neugierig schaue ich zu ihr. „Ja. Eine Auszeit aus diesem Irrenhaus."

„Du bist wirklich eiskalt.", füge ich leicht lachend hinzu.

„Ich will nur, dass wir unsere letzte gemeinsame Zeit genießen..."

„Wer weiß, wann wir uns wiedersehen können.", beende ich ihren Satz.

Sofort springt sie auf und sattelt ihre Tasche. Zögernd tue ich es ihr gleich.

Auch wenn ich noch nie in meinem Leben geschwänzt habe, kommt es mir irgendwie richtig vor. Ohne weiter nachzudenken, verlassen wir gemeinsam das Schulgelände und fahren mit ihrem Auto in die nächste Stadt. Dort setzen wir uns in ein kleines Café.

Fernbeziehung? - Nein danke.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt