Part 9

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Nach einer halben Stunde kam Claire wieder. "Soll ich dir die Haare waschen?", fragte sie. Ich lachte etwas und meinte:"Du machst es so oder so, also ja gerne." Sie lächelte und holte das Haarshampoo, worauf sie etwas auf ihre Hände gab und meine Kopfhaut dann sanft damit massierte.

"Geht es dir soweit ganz gut?", fragte sie besorgt und massierte weiter. Ich schloss meine Augen und genoss es. "Ja, ich bin froh wieder hier zu sein.", antwortete ich. Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Eigentlich wollte ich nicht dort sein, aber lieber hier, als bei diesem Ian.

Sie seufzte und meinte:"Es tut mir so Leid für dich." Ich schluckte. "Danke." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Ich weiß nicht, was hier abgeht und das beunruhigt mich. Und meine Mutter-" Als ich an sie dachte, stoppte ich. Verdammt! Sie hatte sich schlimme Sorgen gemacht.

"Was ist mit ihr?", fragte Claire. Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte meine Tränen. "Sie macht sich bestimmt wahnsinnige Sorgen um mich und ich kann ihr nicht ein Lebenszeichen von mir geben." Meine Stimme war total abgehakt, da ich kurz davor war, in Tränen auszubrechen.

Claire machte den Duschkopf an und stellte das Wasser auf die richtige Temperatur. "Ja, da hast du Recht. Aber Justin weiß, was er tut. Vertraue ihm einfach, auch wenn es schwer ist." Sie fing an meinen Kopf zu waschen und ich genoss es.

Erneut ließ ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Sie hatte Recht, ich musste Justin irgendwie vertrauen. So, wie ich es bei Drake mit meiner Wunde getan habe. Nachdem sie fertig war, verließ sie das Bad und zog mich an. Danach trocknete ich meine Haare handtuchtrocken und betrachtete mich im Spiegel.

Ich sah sehr fertig aus. War ja auch kein Wunder. Nach einem kleinen Seufzer hängte ich das Handtuch über die Heizung und lief zurück ins Zimmer. Plötzlich klopfte es. Ich dachte es wäre erneut Claire, aber es war zu meiner Überraschung Justin.

Er kam rein und wir sahen uns erst lange an, bis er anfing zu sprechen. "Ist alles okay mit dir?" Das erste Mal, seitdem ich hier war, hatte ich wirklich das Gefühl, dass er wissen wollte wie es mir wirklich geht. Ich schüttelte nur den Kopf und schaute weg.

Er seufzte und sagte nichts. "Ich will nach Hause, Justin.", sagte ich ganz leise und mit schwacher Stimme. "Das geht nicht." Ich sah in seine kalten Augen. "Wieso nicht? Willst du mir nicht endlich sagen was hier los ist?" Langsam kullerten Tränen über meine Wange.

Als er das sah verließ er ohne ein Wort zu sagen den Raum. Ich schniefte und ließ mich auf's Bett fallen. Ich weinte etwas und seufzte. Ich hatte Angst, aber ich war auch wütend. Früher hätte er mich in solchen Situationen sofort in den Arm genommen. Was ist nur aus ihm geworden?

Nach ein paar Minuten kam Claire. "Was ist los?", fragte sie und kam sofort zu mir um mich in den Arm zu nehmen. Ich umarmte sie ebenfalls und ließ meiner Trauer freien Lauf.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich beruhigt hatte. "Was war denn?" Claire gab mir Taschentücher, womit ich meine Tränen putzte. "Er hat gefragt wie es mir geht. Ich dachte wirklicht, ihn intressiert es. Ich hab ihm die Wahrheit gesagt, ich habe gesagt, dass es mir nicht gut geht und, dass ich nach Hause will. Sofort ist er wieder kalt geworden und als ich angefangen hab zu weinen, ist er einfach gegangen."

Sie drückte mich fest an sich.

"Du darfst ihm das nicht böse nehmen. Er kann dich so nicht sehen, Amy. Er hat immer noch die alten Gefühle für dich. Aber er kann sie nicht rauslassen, weil er sie die letzten Jahre unterdrücken musste. Er ist einerseits eiskalt geworden, aber andererseits können wir riesen Spaß mit ihm haben und er ist ein herzensguter Mensch. Du musst ihm Zeit lassen, irgendwann wird er sich dir wieder annähern. Er weiß nur nicht, wie er nach der langen Zeit damit umgehen soll. Du hast dich auch verändert. Du bist ein wunderschönes Mädchen. Typen wie Justin würden für Mädchen wie dich töten. Du bist immer noch sein Ein und Alles, aber wie gesagt, er weiß momentan nicht, wie er damit umgehen soll. Er ist gegangen, weil er dich nicht so am Boden sehen kann. Er weiß, dass es in gewisser Hinsicht seine Schuld ist. Und das macht ihm sehr zu schaffen."

Ich sah sie mit großen Augen an und fragte:"Hat er das gesagt?" Claire schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich weiß, dass es so ist. Die Sache ist nicht erst seit vorgestern geplant, Amy. Ich hab es nur am Rande mitbekommen, aber Ian hatte es schon lange auf dich abgesehen. Seitdem kam Justin einfach nicht mehr klar. Er hätte nie zugelassen, dass dir etwas passiert. Deswegen bist du hier. Weil er dich in Sicherheit bringen möchte. Und dich dann so am Boden zu sehen ist wie ein Stich in sein Herz. Er will wirklich nur das Beste für dich, auch wenn er das nicht zeigen kann."

Ich nickte verständnisvoll und dachte nach. "Ich dachte, du weißt nicht warum ich hier bin." Claire schluckte mit schlechtem Gewissen. "Ich weiß es auch nicht ganz genau. Wahrscheinlich ist das auch gut so. Es steckt so viel dahinter und ich denke, dass es nur Justin und Ian wirklich wissen."

"Wer ist dieser Ian?", fragte ich. Claire zuckte die Schultern. "Er war immer da. Aber wie und warum Justin ihn kennt, das weiß ich nicht. Ich denke aber, dass er irgendwas gegen ihn in der Hand hat, weil er ihm eigentlich nur Probleme bereitet."

Wow, das hörte sich wirklich schlimm an. "Ich kenne ihn so nicht. Er war nie der Mensch, der keine Gefühle zeigen konnte. Und wir waren immer offen und ehrlich zueinander." Claire nickte und meinte:"Es ist einfach so viel in diesen vier Jahren passiert. Alle haben ihn für tot erklärt. Die Polizei hat die Suche aufgegeben. Natürlich wollte er das, aber trotzdem war es wie ein Schlag für ihn."

Ich nickte erneut und dachte weiter nach. Ich versuchte mich in seine Lage zu versetzen, aber das ging nicht, weil ich nicht wusste, was der Grund für sein Verschwinden von damals war.

"Ich hatte mir immer gewünscht, dass er einfach wieder auftaucht. Dass er eines Tages an meiner Türe klingelt. Oder, dass es alles nur ein schlimmer Traum war." Ich hielt kurz inne und dachte an den Tag vor sein Verschwinden. "Damals war alles ganz normal. Wir waren draußen und hatten unsere Spaß, so wie immer. Und dann am nächsten Tag war er einfach verschwunden."

Claire hörte mir aufmerksam zu und sagte:"Ich stell mir das so unglaublich schlimm vor." Ich nickte und antwortete:"Ja, das war es auch. Ich saß die ersten Wochen nur in meinem Zimmer und habe kaum gegessen. Das war das Schlimmste, was jemals passiert ist."

"Wie bist du damit klargekommen?" Ich zuckte mit den Schultern und sah auf meine Hände, während Claire mir den Rücken streichelte. "Ich bin nie wirklich damit klargekommen. Ich hab es versteckt und versucht niemanden mehr damit zu belasten." Ich hielt kurz inne und sah sie an. "Es musste ja irgendwie weitergehen."

Sie nickte. "Du bist ein unglaublich starker Mensch. Weißt du das?" Erneut sah ich weg. "Ich fühle mich aber wie das komplette Gegenteil." Sie drückte mich wieder an sich. "Wenn was ist, dann kannst du immer zu mir kommen, okay? Ich bin immer für dich."

Ich lächelte und umarmte sie nocheinmal fest. "Danke dafür." Sie lächelte ebenfalls. "Ich werde jetzt ins Bett gehen. Es ist schon spät." Ich nickte und sagte:"Gute Nacht." Sie wünschte mir ebenfalls eine Gute Nacht. Das Gespräch mit ihr hatte mir unglaublich gut getan. Jetzt musste ich nur noch aus Justin schlau werden.

TO BE CONTINUED

:) <3




Behind These Hazel EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt