Part 4

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"Warum isst du nichts?", hörte ich Justin's kalte Stimme fragen. Er knallte die Türe und kam auf mich zu. Ich gab ihm keine Antwort. Das gefiel ihm offensichtlich gar nicht, denn er stupste mich unsanft an.

"Ich habe dich was gefragt!", zischte er. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn an. "Ich weiß.", gab ich ihm nach einer kurzen Zeit zur Antwort. Wir sahen uns lange in die Augen und ich spürte, wie sich Gänsehaut auf meiner Haut verbreitete. Seine Augen sind kalt und dunkel geworden. Früher waren sie warm und immer wenn ich in sie sah, fühlte ich mich geborgen. Jetzt war es ganz anders; Ich fühlte mich bedroht!

"Dann antworte mir gefälligst!", befahl er mir und wagte es nicht auch nur einmal weg zusehen.

"Ich hab keinen Hunger.", antwortete ich und sah auf meine Hände. "Und wieso nicht?" Die Frage kam so schnell, dass es erst einmal eine Weile dauerte bis ich wieder antwortete. "Da fragst du noch?" Ich schüttelte den Kopf und sprach weiter. "Ich sitze hier ungewollt fest. Ich will nach Hause und du behandelst mich wie Scheiße."

Als ich das sagte lachte Justin nur spöttisch und verließ den Raum wieder. Als er die Türe erneut knallte, wurde der Raum von Einsamkeit gefüllt. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Wand und sah an die Decke. "Das darf alles nicht wahr sein.", flüsterte ich und in diesem Moment klopfte es an der Türe.

Ich gab der Person, welche geklopft hatte das Zeichen, dass sie reinkommen durfte. Als die Türe sich öffnete, kam Claires zierliche Figur zum Vorschein. "Darf ich reinkommen?", fragte sie etwas unsicher. Ich nickte hastig und sprang vom Fensterbrett nach unten. "Natürlich." Ich setzte mich auf mein Bett und sah sie erwartungsvoll an.

"Was hat Justin zu dir gesagt?", fragte sie und setzte sich zu mir auf das Bett.

Ich zuckte nur die Schultern und seufzte. "Er hat mich gefragt, warum ich nichts esse."

Claire nickte etwas und sah mich etwas besorgt an. "Er hat dich aber nicht fertig gemacht, oder?"

Mein Blick wanderte zu meinen Händen und ich musste schwer schlucken. "Fertig machen kann man das nicht nennen, aber er war auch nicht besonders freundlich zu mir."

Claire schnaubte nur und sagte nichts mehr dazu. Ich wollte nicht weiter mit ihr über dieses Thema sprechen.

"Wieso bist du eigentlich hier?", fragte ich nach langer Zeit.

Claire lachte leicht, jedoch wusste ich nicht, ob es echt war, oder ob es gespielt war.

"Ich hab damals in einer Bar gearbeitet. Dort habe ich nicht viel verdient, aber es hat gerade so zum Leben gereicht. Dann ging diese Bar aber pleite. Durch Drake bin ich dann auf Justin gestoßen. Sie haben eine Haushälterin gesucht und das hat perfekt gepasst. Ich habe hier ein Dach über dem Kopf, verdiene mein Geld und verstehe mich blendend mit den Jungs. Ich fühle mich hier wohl."

Ich nickte leicht und schluckte. "Wer ist Drake?", wollte ich wissen und sah sie neugierig an.

"Drake war damals ein sehr guter Kumpel meines Ex-Freundes. Wir kamen immer gut miteinander aus. Und jetzt gehört er zu Justin's Truppe.", antwortete sie lässig und zuckte die Schultern.

"Justin's Truppe?" Meine Stimme klang sehr unsicher und auch ein Wenig ängstlich.

Claire nickte hastig und lächelte. "Kein Sorge. Sie sind alle herzensgute Menschen, auch wenn sie schon das ein oder andere kriminelle Ding gedreht hatten."

Plötzlich wurde mein Hals ganz trocken. Sie haben kriminelle Dinge gemacht? Wo war ich hier bitte? Befinde ich mich in dem Haus von Mördern? Was war aus Justin geworden? Ich konnte nicht fassen, dass es die selbe Person war, die damals mein aller Bester Freund war.

"Wie kannst du damit so einfach umgehen?", fragte ich sie und schluckte schwer.

Claire lächelte und stand auf, worauf sie eine Hand auf meine Schulter legte. "Vertrauen." Sie zwinkerte und verließ den Raum wieder.

Vertrauen? Ich ließ mir noch einmal die ganzes Szenen durch den Kopf gehen, als Justin mir sagte, dass ich ihm vertrauen solle. Claire hatte Recht. Vertrauen war der Schlüssel. Ich sollte Justin einfach nur glauben. Er würde mir nie was Böses wollen, auch wenn es nicht so richtig zeigen konnte.

Justin's POV

Claire kam wieder nach unten und sah mich an. "Und? Will sie was essen?", fragte ich sie leicht genervt, doch sie schüttelte nur den Kopf. "Ich hab sie nicht mehr gefragt.", gab sie mir zur Antwort. Ein kleines Seufzen entkam meinen Lippen und ich starrte aus dem Fenster.

"Weißt du, du bist sehr kalt zu ihr." Claire's Blick sah leicht traurig aus, was mich zum Nachdenken brachte. Sie hatte Recht, ich war nicht besonders nett zu Amy. Aber ich konnte nicht anders, weil ich wusste wieso sie hier war.

"Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist, Justin. Aber für Amy  ist es das um so weniger. Sie hat keine Ahnung wie ihr geschieht. Sie isst nichts, sie hat es nicht einmal gewagt aus dem Zimmer raus zukommen. Du musst ihr zeigen, dass sie hier nicht in Gefahr ist. Du musst ihr zeigen, dass du sie noch genauso magst, wie damals. Du brauchst ihr Vertrauen um weiterzukommen, aber du wirst es nie bekommen, wenn du sie so behandelst."

Sie hatte Recht. Ich musste irgendwie versuchen ihr Vertrauen wieder zu gewinnen.

"Ich weiß.", sagte ich leise und sah auf den Boden.

Plötzlich spürte ich Claire's warme Hand auf mein Schulter, was mich dazu brachte sie anzusehen. Sie hatte ein beruhigendes Lächeln aufgesetzt. "Dann versuch auch etwas netter zu ihr zu sein. Du hast sie schließlich nicht hier her geholt, um es ihr noch schwerer zu machen, als sie es ohnehin schon hat."

Ich ließ mir Claire's Worte immer wieder durch den Kopf. Ich musst wirklich versuchen, mich ihr wieder anzunähern. Wir waren uns einfach so fremd geworden. Sie wusste nicht was für ein Monster aus mir geworden war. Allerdings wollte ich auch gar nicht, dass sie das erfährt.

Plötzlich wurde ich durch das Klingeln an der Haustüre aus den Gedanken gerissen. Claire lief dort hin und öffnete die Türe. "Wo ist Bieber?" Eine ziemlich bekannte Stimme fuhr durch meine Ohren, was mich dazu brachte, meinen Kiefer anzuspannen. "M-Moment, ich hole ihn.", konnte man Claire's zittrige Stimme sagen hören.

"Justin, das ist jemand für dich da.", sagte sie, als sie die Küche betrat.

Ich nahm zwei Atemzüge, bevor ich mich auf den Weg zur Haustüre machte.

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Hier ist der nächste Part. :)

Der Part ist auch nicht besonders lang, aber ich hoffe er gefällt euch trotzdem. :)

Ich wollte mich auch bei euch für die süßen Kommentare und die ganzen Votes bedanken. Das freut mich sehr und motiviert mich auch weiter zuschreiben. :)

Behind These Hazel EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt