Der nächste Morgen fühlte sich ganz gut an. Ich wagte mich sogar aus meinem Zimmer heraus und ging in die Küche. Das Gespräch mit Claire gab mir irgendwie etwas Kraft und Selbstbewusstsein. "Guten Morgen!", sagte sie total fröhlich, als sie realisiert, dass ich in der Küche stand.
"Morgen.", sagte ich zu Allen, die in der Küche saßen. Die Jungs erwiderten es. "Hast du Hunger?", fragte Claire und deutete auf frische Toasts. Ich nickte und sie sagte:"Na dann, iss!" Ich nahm mir einen und bedankte mich. Sie nahm sich ebenfalls einen und wir aßen zusammen.
Kurz nachdem ich aufgegessen hatte hörte ich einen von den Jungs sagen:"Oh nein, Justin! Nicht schon wieder!" Ein anderer von ihnen lachte und meinte:"Ja, Sam hat Recht! Claire wird noch ganz wuschig." Plötzlich stand Justin in Boxer vor uns.
"Und Amy ist auch noch hier.", spuckte Claire genervt. "Die hat mich schon nackt gesehen.", sagte Justin amüsiert, lehnte sich an die Küche und trank seinen Kaffee. "Da warst du 11.", sagte ich und sah ihn mit einr hochgezogenen Augenbraue an.
Er zwinkerte nur und Claire regte sich richtig auf. "Ihr macht das doch mit Absicht!" Sie schüttelte den Kopf und zog mich mit nach oben. "Jeden verdammten Tag laufen sie so rum und das, obwohl ich es hasse!", regte sie sich auf und schüttelte erneute den Kopf.
Ich schmunzelte etwas, denn es war irgendwie süß. "Beruhig dich. So sind Jungs eben." Sie nickte und meinte:"Ja und das ist schrecklich!" Ich lachte leicht. "Ich geh mich jetzt anziehen und sowas." Sie nickte und lächelte, worauf ich ins Zimmer zurückging. Dort holte ich mir Klamotten aus dem Schrank und zog sie an.
Nachdem ich dann meine Zähne geputzt und mich geschminkt hatte, widmete ich meinen Haaren. Ich klemmte nur meinen Pony etwas nach hinten. Eigentlich hatte ich keinen Grund mich herzurichen, aber so fühlte ich mich wenigstens etwas wohler.
Ich dachte lange nach, ob ich mal Justin gehen sollte. Ob ich ihn fragen sollte, was gestern mit ihm los war. Claire hatte es mir eigentlich schon erklärt, aber ich wollte es nochmal aus seinem eigenen Mund hören.
Lange stand ich vor seiner Zimmertüre, bis ich schließlich daran klopfte. Als er 'Ja' sagte betrat ich den Raum und schloss die Türe hinter mir. Er sah mich an und fragte:"Was ist los?" Ich zögerte kurz doch fragte dann:"Was war gestern los mit dir?"
"Was soll gewesen sein?" - "Ich hab angefangen zu weinen und du bist einfach gegangen. Sowas kennt man von dir nicht.", meinte ich kalt und sah ihm tief in die Augen. Sie waren so dunkel und angsteinflößend, jedoch ließ ich mich davon nicht einschüchtern.
Justin fuhr sich durch die Haare und spuckte:"Es hat sich verdammt viel geändert!" Ich nickte und antwortete:"Allerdings! Und du wirst mir jetzt erzählen, was hier vor sich geht!" - "Ich will dich damit nicht belasten."
Ich lachte spöttisch und sah ihn ungläubig an. "Ach, du willst mich damit nicht belasten? Was glaubst du belastet mich mehr? Dass ich erfahre, was hier passiert oder, dass ich in diesem Zimmer sitze und nicht weiß, wie es weitergeht?"
"Nein.", er blieb ruhig. "Es ist einfach zu viel passiert." Ich sah an die Decke und dann wieder zu ihm. "Verdammt, dann rede mit mir! Ich will es wissen!" Er zögerte kurz, doch dann zeigte er auf sein Bett. "Setz dich." Ich sah ihn gespannt an.Justin's POV
"Damals haben wir uns jeden verdammten Tag getroffen. Alles war gut, bis mir irgendwann ein Mann auffiel, der sich grundsätzlich da aufhielt, wo wir uns befanden." Ich hielt kurz inne und sprach dann weiter. "Am letzten Tag als wir uns getroffen hatten hast mir dieses Freundschaftsband geschenkt."
Ich öffnete die Schublade meines Nachtkästchens und holte es heraus. Ich besaß es immernoch. "Am Abend, nachdem wir uns verabschiedet haben, wurde ich auf dem Heimweg in eine Gasse gezogen."
FLASHBACKIch wurde in eine Gasse gezogen und sah diese Person an. "Sie sind doch der Mann, der uns seit Tagen hinterher spioniert!" Der Mann nickte und grinste. "Ja, der bin ich." Ich riss mich aus seinem Griff und ging ein paar Schritte zurück. "Was wollen Sie?", fragte ich und sah ihn finster an. Plötzlich fing er an zu lachen und mir kam dieses Lachen sehr bekannt vor. "Du erinnerst dich nicht an deinen eigenen Vater?"
Für einen Moment hörte sich die Erde auf zu drehen. Mein Vater hatte mich und meine Mutter verlassen, als ich zehn Jahre alt war. Davor hatte er sie geschlagen und sie behandelt wie ein Stück Dreck.
"So wie es aussieht erinnerst du dich also doch noch." Er grinste und sah mich dann Ernst an. "Entweder du verlässt morgen die Stadt und das Mädchen, oder ich töte sie.", flüsterte er und ging dann weg.
FLASHBACK ENDE