two

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-------Grey-------
Ich starrte in meinen Kaffee und dachte nach. Die Schießerei in der U-Bahn war mittlerweile drei Tage her, aber ich hatte trotzdem viele Wunden behalten. Aber die schlimmsten war definitiv ein Streifschuss an meinem Bauch. Dieser war mit weißem Verband abgedeckt, aber das linderte die Schmerzen in keinster Weise. Bei jeder Bewegung brannte die Wunde und tat höllisch weh. Aber wenn ich eins bisher in meinem Leben als Gangmitglied gelernt hatte, dann war es, niemals schlapp zu machen. Wir hatten auch Pablo, einen Dreißigjährigen, netten Mann gerettet. Der war von den Londons Lost Souls, kurz LLS, gefangen genommen worden. Er hatten mehrere Brüche und Prellungen, die wir aber, so weit wir konnten, versorgt hatten. Und dann hätten wir ja noch SIE aufgegabelt. Ein junges, rothaariges Mädchen. Sie hatte versucht, sich um die verletzten zu kümmern, aber dann hatte ich sie gerettet. Sonst hätte David sie mitgenommen. Er hatte schon immer Gefallen an jungen, hübschen Frauen gehabt. Er ist der Anführer der LLS. Als wir grade gehen wollten, wollte mich jemand mit seinem Gewehr schlagen, aber hatte sie stattdessen getroffen. Jetzt war sie bewusstlos. Cristian betrat den Raum und tippte mir auf die Schulter. ,,Hmm." Brummte ich. ,,Willst du nicht mal nach der kleinen sehen?" Fragte mein Kumpel. Ich nickte und stand auf. Ich war fast ein Meter neunzig groß, also konnte ich auf ihn runter gucken. Mit schnellen Schritten ging ich nach oben, und lief bis zum Ende des Gangs. Vorsichtig öffnete ich die Tür.  Dort lag sie seelenruhig und schlief. Ich konnte mich ihrem schönen Anblick kaum entwenden, aber schließlich stellte ich mich einfach ans Fenster und begann zu warten, bis sie aufwachte.

------Melody-------
Als ich die Augen langsam aufschlug, könnte ich zuerst nur einen Umriss erkennen, der von hellem Licht umgeben war. War ich Tod? Nein, den Tod stellte ich mir anders vor. Außerdem schmerzte mein Kopf höllisch. Als ich kurz wartete, wurde die Person immer klarer und stellte sich als der Mann heraus, der mich in der U-Bahn gerettet hatte. Naja, ich glaubte jedenfalls, dass er mich gerettet hatte. Sonst wäre ich jetzt ja nicht hier. Apropos, wo war ich hier überhaupt? Das Zimmer, in dem ich lag war fast komplett dunkel und hatte ein Fenster, vor dem der Mann stand und raus schaute. Außer dem Bett stand im Raum noch eine kleine Kommode und ein Tisch mit einem Holzstuhl. Ich räusperte mich und er fuhr herum.
,,Na endlich, du bist wach." Sagte er mit einer etwas spöttischen Stimme. Ich wusste nicht, was ich darauf hätte antworten sollen, also blieb ich stumm. Er stieß sich vom Fensterbrett ab und ging auf mich zu. Er war fast unmerklich zusammengezuckt, als er sich bewegte. Ich hatte es aber gesehen und fragte mich, was er wohl hatte. Er stand nun direkt vor meinem Bett und betrachtete mich. Ich fragte vorsichtig: ,,Haben sie sich verletzt?". Er schaute mich an und schien nachzudenken, was er Antworten wollte. Dann schüttelte er mit dem Kopf. Ich glaubte ihm nicht. Das schien er zu bemerken und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
Dadurch zeichnete sich ein Verband unter seinem weißen T-Shirt ab. Ich versuchte, mich zu bewegen und stellte mit Erleichterung fest, das all meine Körperteile noch vorhanden waren. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand auf. Ich fasste vorsichtig die Stelle an, bei der er verletzt war. Sie war etwas überhalb seines Beckens. Ich wollte das Shirt etwas hoch schieben, und sah ihn fragend an. Er regte sich nicht und so schob ich sein Oberteil etwas zu Seite. Der Verband war standardmäßig in weiß, aber ein leicht, roter Hauch hatte sich in der Mitte gebildet. Ich hab mal für kurze Zeit  im Krankenhaus gearbeitet, deswegen kannte ich mich mit Wunden und Krankheiten ganz gut aus. Ich löste den Verband und wickelte ihn ab. Darunter bot sich mir ein schlimmes Bild. Eine Wunde von ungefähr zehn Zentimeter Länge zog sich über seinen Bauch. Die Verletzung war anscheinend gereinigt worden. Aber nicht so, wie es eigentlich hätte sein müssen. Deswegen waren überall Entzündete Stellen. Ich untersuchte alles und berührte eine Stelle vorsichtig. Er zuckte zusammen und ich entschuldigte mich hastig. Was tat ich hier überhaupt? Ich verarztete einen wildfremden Mann. ,,Wo ist hier ein Badezimmer? Die Wunde muss dringend ausgewaschen werden." Sagte ich zu ihm. Zuerst zog er eine Augenbraue hoch aber nickte dann und verließ das Zimmer. Ich nahm meine Brille, die ich auf dem Nachttisch entdeckt hatte, folgte ihm in ein kleines, braungefließtes Badezimmer. Ich machte den Wasserhahn an und bat um ein Tuch, das er mir dann reichte. ,,Muss das wirklich sein?" Fragte er ein wenig genervt. Oder war es doch nur Angst? ,,Ja, sonst kann das" ich zeigte auf die Wunde ,,böse enden." Bevor er weiter protestierte, begann ich mit dem Tuch über die Verletzung zu tupfen. Er biss die Zähne zusammen.
Ich wusch den Lappen aus und sagte: ,,Das lassen wir jetzt offen, dann heilt es besser.". Er nickte und sah mich dankbar an. ,,Ziehst du öfters wildfremden Männern das Shirt aus und verarztest sie?" Fragte er leicht spöttisch. ,,Also ich... Äahm... Ich hab mal" ich räusperte mich kurz ,,Ich hab mal kurz in einem Krankenhaus gearbeitet." Gott, er muss mich für ein pubertierendes Mädchen halte. Warum kann ich jetzt plötzlich nicht mehr richtig reden? ,,Aha, verstehe." Sagte er nur schlicht.  ,,Möchtest du etwas essen?" Fragte er mich dann. Ich nickte und jetzt, wo er mich daran erinnerte, bekam ich doch sehr Hunger. ,,Na dann komm mal mit." forderte er mich auf und ich hing den nassen Lappen über den Rand des Waschbeckens.

Your True Colors (Slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt