Henna's P.o.V.
Ich höre seine Worte allesamt. Auch wenn ich geschlafen habe, habe ich jedes einzelne Wort, dass er mit seinem Herz mitgeteilt hat, verstanden. Sie sind fast wie Engel, man seht sie nicht, aber sie sind da.
Noch nie habe ich solche Worte, Worte die mehr als nur Liebe ausdrücken, gehört. Nicht einmal ich wäre zu solchen Worten fähig, egal wie sehr ich es versuchen würde. Diese Worte hat er nicht aus dem Brief, sie kamen auch nicht von Herzen. Liam hat seine Seele sprechen lassen, im Brief hat er sein Herz sprechen lassen und nun bekomme ich sämtliche Gefühle mit die er wegen mir ertragen muss.
Schmerz, Angst und Trauer.
Und Liebe.
Ich fühle mit jeder Zelle meines erkrankten Körpers diese Gefühle. Aber was ich am meisten fühle, für ihn fühle, ist Liebe.
Unermessliche Liebe.
Seine Worte kamen unerwartet, trafen mich aber inmitten meines zerschundenen Herzens. Ohne jegliche Rücksicht auf meinen Zustand oder auf die Tatsache dass ich bald, sehr bald, sterben muss.
Als ich ihn Schluchzen gehört habe, ist etwas in mir gebrochen. Ein kleiner Riss, klein genug aber trotzdem gross, ziert nun mein Herz. Jeder Schlag meines Herzens erinnert mich immer wieder aufs Neue an das was in naher Zukunft passieren wird.
Er wird mich verlieren. Liam wird komplett und ohne jegliche Rücksichtnahme auf diesem ungerechten Planeten namens Erde zurückbleiben. Alleine ohne meine Liebe, die ich ihm nur zu gern schenken würde. Aber die Zeit reicht nicht um ihm zeigen zu können wie sehr ich ihn tatsächlich liebe.
Als er seine Worte zu Ende gesprochen hat, wusste ich nicht wie ich darüber denke. Doch als ich die Augen aufschlug und in Liam's wunderbare, von den Tränen glänzende Augen sah, konnte ich ein Gefühl in mir spüren, das mir die Augen geöffnet hat. Mein Herz und meine Seele waren eins mit seinen.
Ich konnte nicht anders und musste lächeln. Ein Lächeln das von Herzen kommt. Doch ich fühlte mich anders, anders durch ihn. Irgendwie wie ein komplett anderer Mensch, mit Hoffnung, die leider nichts nützen wird. Aber trotzdem wird mir dieser Schwall von Hoffnung, der mir Liam mit seinen Worten gegeben hat, reichen um diese letzte Zeit die ich habe zu geniessen und komplett auszuleben.
Alles an ihm scheint perfekt. Er ist perfekt für mich, auch wenn ich ihn verletzen werde.
Aber seine Augen sind eine Sache für sich. Augen sind bekanntlich das Tor zur Seele, bisher waren sie für mich immer verschlossen. Doch jetzt konnte ich zum ersten Mal direkt in seine Seele sehen. Von diesem Moment an war er kein Buch mit sieben unentschlüsselbaren Siegeln mehr, sondern ein Buch, mein persönliches Buch, in das niemand ausser mir blicken kann.
Ich will ihm meine Worte mitteilen, auch wenn ich es wahrscheinlich nicht mal hinkriege. . Zumindest nicht so wie er.
Daran Schuld ist sein Kuss.
Sein Kuss, sein verdammt gefühlvoller Kuss, hielt mich davon ab.
Hält mich davon ab, ihm zu sagen was ich fühle. Ihm mitzuteilen, dass ich ihm mehr als nur ein bisschen verzeihe.
Aber dieser unerwartete Kuss bringt mich aus der Fassung. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er steckt so viele Gefühle in diesen Kuss. Mehr Gefühle, als mir je jemand zuvor gezeigt hat. Mich je hat fühlen lassen.
Vielleicht träume ich nur, doch dazu wäre es ein zu schöner Traum. Es ist aber Real.
Er schenkt mir meinen letzten ersten Kuss. Meinen allerersten Kuss, auf den ich so lange Zeit gewartet habe. Und nun bekomme ich ihn aus Gründen, die ich nie wirklich verstehen werde. Oder verstehen will.
Ich spüre seine Lippen deutlich auf meinen, sein Haar zwischen meinen Fingern, um ihn näher an mich zu ziehen, seinen heissen Atem der mir eine Gänsehaut nach der Anderen den Rücken runter jagt und wie seine Hände über meine erhitzten Wangen streichen und sie wortwörtlich zum glühen bringen.
Für diesen Moment vergesse ich meine Krankheit. Vergesse die Realität, die mich so leer hat fühlen lassen. Vergesse die restliche Zeit, die ich noch habe und fühle die Unendlichkeit.
Die Unendlichkeit der Liebe.
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Last First Kiss
Fiksi Remaja'Wenn jemand krank wird, dann ist das für alle Beteiligten eine grosse Last. Wenn man aber selber krank wird, dann hat das Schicksal jemanden eindeutig eine grössere Last aufgegeben.' Ein Zufall. Zwei Menschen. Eine Liebe. Und das miese Schicksal...