Kapitel 30

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Ich blieb bei Henna. Ihr Zustand verschlechtert sich zwar von Tag zu Tag, aber ich versuche sie so gut es geht abzulenken. Solange es ihr gut geht, reden wir viel. Ich erzähle ihr, dass May und Dr. Johnson gute Freunde von mir sind. Sie erzählt mir von ihren Abenteuern in der Schule und ihrem Lieblingserlebnissen.

Irgendwann aber ist sie zu schwach um noch grosse Reden zu halten. Aber es ist okay. Ich bleibe Tag und Nacht neben ihrem Bett, ein paar Leute haben mich zwar gefragt ob ich nicht ein Zimmer wolle, aber ich verneine immer wieder aufs Neue.

Ich will bei ihr sein, bis...

Ich will denn Gedanken nicht zu Ende denken, er kommt mir noch immer  zu Surreal vor. Aber wir leben den Moment, hier und jetzt. Denn wir müssen die Zeit so lange brauchen wie wir nur können.

Ihre Eltern besuchen sie jeden Tag. Sie sind die wahrscheinlich liebsten Personen auf Erden und müssen aber solch ein Leid ertragen. Sie verlieren ihre zweite Tochter. Henna hat mir das von Stacy erzählt und ich finde das Leben automatisch noch unfairer.

Das Leben mancher Menschen scheint perfekt, doch das Leben Anderer wiederum ist nur von Leid gefüllt.

Ihre Eltern wirken von Tag zu Tag mehr besorgt. Aber Henna beschenkt uns ständig mit einem Lächeln um uns aufzumuntern. Es wirkt, wenn auch nur ganz schwach.

Für ein paar Tage scheint es so, als könnte alles wieder gut werden. Als würde die Krankheit einen Rückzieher machen.

Doch es kam wie es kommen musste. Es war Dienstagnachmittag als Henna's Zustand plötzlich zum Tiefpunkt sank. Ihre Eltern sind gerade gegangen, als Henna plötzlich aufschreit.

Ihr Schrei ist voller Schmerz und Angst.

Ich bin sofort bei ihr und halte ihre verschwitzte Hand. Sie glüht, als hätte sie starkes Fieber. Ich will schon den Alarmknopf drücken damit jemand zur Hilfe kommt, doch sie hält mich zurück.

"Liam, nicht.", flüstert sie leise. Ihre Stimme wird von einem Schluchzer gebrochen. Tränen fliessen über ihre Wangen. Sie zittert, aber ich halte sie fest. Ich ziehe sie in meine Arme.

"Lass mich nicht los.", schluchzt sie leise und wird dann wieder von einem starken Krampf erschüttert. Ihr Atem geht unruhig und die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Erst jetzt wird mir klar, was hier gerade passiert.

Henna's P.o.V.

Ein weiterer Krampf erschüttert meinen schwachen Körper. Die letzten Tage waren zu schön um wahr zu sein. Ich war glücklich dass Liam immer an meiner Seite war. Ich konnte die starken Schmerzen, dank ihm und starker Schmerzmittel, vergessen.

Die Ungewissheit mit meiner Restzeit blieb. Und ich wusste, dass wenn es so weit ist, ich gegen alles kämpfen muss. Sonst verliere ich alles was mir lieb ist.

Aber jetzt helfen mir nicht einmal die stärksten Schmerzmittel, denn diese Schmerzen ziehen sich durch meinen Körper und lassen mich fast ohnmächtig werden. Aber ich kämpfe dagegen an.

Ich will nicht sterben. Nicht jetzt.

Als Liam den Alarmknopf drücken will halte ich ihn auf. Ich will nicht weiter solch qualvolle Schmerzen ertragen müssen. Früher oder später wäre es so oder so passiert.

Ich will mein Leid nicht noch länger hinausschieben. Meine Zeit läuft ab und ich merke es nicht. Ich weine, schluchze und tobe, Innerlich sowie auch Äusserlich.

Warum?

Warum jetzt?

Liam nimmt meine Hand. Ich friere, auch wenn ich schweissgebadet bin. Panik kommt in mir hoch. Ich habe verdammt Angst vor dem Ende.

Last First KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt