Was willst du von mir?! (BoyxBoy)

Sie ist hartnäckig...

Still liefen wir nebeneinander her. Haruka beobachtete mich die ganze Zeit über. »Was wirst du machen?« fragte sie mich. Verwirrt antwortete ich. »Was meinst du?« Sie streifte sich ihren Blazer zurecht. »So gute Noten, aber so schwer von Begriff... Was wirst du machen, wenn du auf Kenshin triffst?« In ihrer Stimme lag Belustigung und Enttäuschung zugleich. »Was machen Freunde denn so?« fragte ich sarkastisch. Dumme Frage. »Aha.« Haruka schien nicht gerade begeistert von dieser Gegenfrage zu sein, dich das war mir im Moment egal. Wir bogen in die Schule ein trennten uns vor unseren Klassenräumen. Ich durchsuchte den Raum nach Kenshin, fand ihn jedoch nicht. Erleichtert setzte ich mich auf meinen Stuhl. So musste ich ihn wenigstens nicht ansprechen. Das war jetzt sein Job. Es sah sicher seltsam aus, wie die die Tür anstarrte. Aber sicher nicht so gut, als wenn Haruka sotwas macht. Minuten vergingen und kein rothaariger Junge kam herein. Nur einige Mädchen mit kurzen Röcken und weit aufgeknöpften Hemden betraten das Zimmer. Sogenannte Betthäschen. Springen von einem Bett ins Nächste. Ich bin mal gespannt, wann sie ihr Hobby zum Beruf machen werden. Wird sicher nicht mehr lange dauern. »Guten Morgen. « Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass unsere Lehrerin schon da war. Die Klasse stand auf, verbeugte und setzte sich wieder. »Schlagt euer Buch auf der Seite 93 auf und lest den Text gründlich durch.« ordnete sie an. Der lange Text auf dieser Seite handelte von der griechischen Kultur. Es wurde vorallem viel Wert auf die Olympischen Spiele gelegt.

Als ich fertig mit lesen war scannte ich den Raum regelrecht nach Kenshin ab. Vielleicht habe ich ihn einfach nur übersehen. Doch egal wie oft ich auf seinen Platz sah, dort saß niemand. Plötzlich meldete sich jemand. »Wo ist Kenshin? Ist er krank?« Es war ein Junge mit goldenem Haar und hellen grünen Augen. Unsere Lehrerin seufzte. Es interessierte sie überhaupt nicht, wo ihr Schüler steckte. »Wahrscheinlich krank.« sagte sie gereizt. »Akira! Geh' mal ins Sekretariat und hol' seine Entschuldigung. Falls es eine gibt...« Den letzten Teil sagte sie leise zu sich selbst. Ich hörte es, aber trotzdem. Mein Platz war auch schließlich in der ersten Reihe. Zwar an der Wand und weit von ihr entfernt, aber es war trotzdem die erste Reihe. »Okay.« Still stand ich auf und verließ das Zimmer. Seltsam... Vor dem Sekretariat stand ein Mädchen in einer weißen Schuluniform. Ihre langen roten Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und fielen ihr elegant über den Rücken. »Ich habe auf dich gewartet.« Sie war sauer. Richtig sauer! Jetzt erkenne ich sie. Das ist die Schwester von Kenshin. Wie hieß sie noch gleich? Myo? Ayu? Ayumi! Das war es. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. »Was willst du?« Ihre pechschwarzen Augen fokussierten mich auf die hasserfüllteste Art, die ich je gesehen hatte. Sonst war ich es, der jemanden diesen Blick zu warf. Aber nicht heute. »Was ist gestern bei Kenshin und dir passiert?« fragte sie. »Nichts besonderes...« Ich machte Anstalten zu gehen, doch Ayumi hielt mich fest. »Verarschen kann ich mich selber. Also, was ist passiert? Er musste die ganze Zeit weinen.« Sie ist echt hartnäckig. Das muss man ihr lassen. »Musst du nicht in die Schule?« Sie grinste mich frech an. »Freistunde!« Als wollte sie mich damit aufziehen. »Ich, aber nicht. Also lass mich durch. Ich will nicht ewig dauern.« Ayumis Mimik verfinsterte sich. »Wie du willst...« Und sie verschwand. Halleluja! Jetzt kann ich endlich die Krankschreibung abholen. Die Sekretärin gab sie mir sofort in die Hand und telefonierte weiter. Es war irgendetwas wichtiges. So hatte es zumindest den Anschein. Nun konnte ich endlich wieder in meine Klasse gehen. Er musste die ganze Zeit weinen? Kenshin steigert sich da wirklich rein. Ich legte den Zettel auf das Pult der Lehrerin und ließ mich auf meinen Stuhl nieder. Eine Frage kreiste durch meinen Kopf. Immer und immer wieder: Warum weinte er?

»Jetzt warte doch auf mich! Aki~!« Ich bekam das Bedürfnis Haruka meine Tasche ins Gesicht zu schlagen. Woher das wohl kommt? »Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst!« Haruka wirkte gerade sehr konzentriert. »Ayu?« fragte sie laut. Ein Mädchen, welches angelehnt am Schultor stand, drehte ihren Kopf zu uns. »Haru?« Sie kam lächelnd auf Haruka zu und warf sich ihr um den Hals. Haru? Das ist doch ein Jungen Name. Wisst ihr was ich komisch finde? Ayu ist Ayumi. Die nervige Göre, die mich über Gestern ausquetschen wollte. Auch wenn dort nichts besonderes passiert ist. Ich weiß selber nicht mehr, warum ich abgehauen bin. Der einzige Grund, warum ich sie nicht sofort erkannte war, weil sie ihre Alltagskleidung trug. Ein schwarzer Pullover und eine weiße Hose. Nicht wirklich feminin. »Ihr kennt euch?« fragte ich verwirrt. Anscheinend kennt hier jeder jeden. Ausgenommen: Ich. »Wir waren in der Grundschule unzertrennbar. Wir sind gezwungenermaßen auf verschiedene Mittelschulen gegangen und haben uns seitdem nicht mehr gesehen. Ayu musste für die Aufnahmeprüfung lernen und ich war mit den Clubs zu sehr beschäftigt, deshalb haben wir uns lange nicht gesehen.« Sie erklärten mir noch, dass Ayumi zwei Jahre jünger, als Haruka ist. Warum sie sich nicht nach der Prüfungszeit besucht haben, war ein Mysterium. Die Mädchen begründeten es mit »Wir haben uns leider auseinander gelebt.«, was natürlich stark 08/15 war. »Willst du noch mit zu uns?» fragte Haruka. »Klar!» Ayumi grinste mich dreckig an. Worauf habe ich mich da nur eingelassen?