~ twelfth chapter ~

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Die Sonne blendete mich als ich ruckartig meine Augen aufschlug, und als ich mich aufsetzte, schmerzte mein Kopf als würden Messer rein stechen.
Bilder vom gestrigen Abend liefen vor meinen inneren Augen vorbei und da erinnerte ich mich wieder. Ein kurzes, geschocktes Zischen entfloh mir und mit einem Kopfschütteln versuchte ich die Bilder zu verscheuchen.

Eine Bewegung, die sich in meinen Augenwinkel schlich, ließ mich auf die andere Bettseite schauen.
"Oh mein Gott ...". Aus Reflex sprang ich auf, und ignorierte die zunehmend stärkeren Schmerzen die auf meinen Kopf drückten.
Es war Louis, der neben mir lag, und unschuldig schlief, als wäre nichts geschehen und als wäre es das normalste, dass wir nebeneinander in einem Bett lagen.

Zum ersten Mal sah ich mich um und musste mit Entsetzen feststellen, dass ich nicht bei mir Zuhause war, so wie ich es die ganze Zeit dachte. Ich war in einem anderem Schlafzimmer, bei dem die Wände weiss gestrichen und mit Graffiti beschmückt waren. Die Möbel waren alle schwarz.

Ich schaute an mir runter und bemerkte, dass ich nur ein großes, weisses Shirt anhatte, darunter Unterwäsche. Mit weit geöffneten Augen suchte ich den Raum nach meinen Klamotten ab. Nirgends zu sehen.
Doch ich wollte Louis nicht aufwecken. Im Gegenteil - ich wollte schnellstens hier raus. Also schlich ich mich aus dem Zimmer und suchte den Ausgang aus der Hölle.
Mach wenigen Schritten wurde ich fündig, ich konnte mich nicht mal verlaufen, da die Wohnung so klein war. Mir solls recht sein.
An der Garderobe hingen unzählige Jacken. Lederjacken, Jeansjacken und sogar ein langer, brauner Mantel, der aussah als wäre er noch nie getragen worden. Ich nahm den langen Mantel von dem Haken und wollte ihn mir anziehen, als ich seine Stimme wahrnahm.

"Halbnackt und mit Kater willst du gehen?". Er stand, nur mit einer Jogginghose bekleidet, vor mir. Seine Morgenstimme klang ungewöhnlich rau für ihn.
Ich saß ihn hasserfüllt an. "Lass mich einfach gehen, oder hast du auch noch was mit mir vor?"

Sein Blick änderte sich von verschlafen zu entsetzt - innerhalb von Sekunden. Er kam mir näher, und mal wieder bereute ich es sofort das gesagt zu haben.

"Denkst du ich habe dich mit hierher gebracht, weil ich dich vergewaltigen will? Ich bin nicht Drake, Kylie!", er wurde lauter, "Denkst du ich habe ihm umsonst die Fresse poliert?! Er ist schon lange kein Freund mehr. Drake hat mich hintergangen." Sein Blick, der die ganze Zeit drückend auf mir lag, wanderte für kurze Zeit verletzt zu Boden, doch dann schien er sich wieder zusammen zu reisen und schaute mich enttäuscht an. "Ich meinte es gut, Kylie.. Ich wollte nett sein, und dir helfen."

Das Wort "nett" aus seinem Mund klang komisch. Vielleicht lag es daran, dass ich es ihn zum ersten sagen hörte. Vielleicht aber auch weil ich Louis, mit allem anderen als dem Wort "nett" verband.
Doch auch wenn er mal nett sein wollte - es entschuldigte nicht seine Taten von damals. Und ob es überhaupt die eine Entschuldigung dafür gab glaube ich nicht.
Ich werde ihn immer dafür hassen.

Meine Stimme klang leise und.... irgendwie entschuldigend als ich sprach. "Wo sind meine Klamotten?"
Ich dachte, er reagiert wütend, sauer oder warf mich, samt meinen Klamotten raus - doch er überraschte mich unerwartet.
Denn alles was er tat, war ein Nicken, darauf gefolgt mit enttäuschtem Ton die Antwort. "Ich habe sie in die Waschmaschine gesteckt. Ich dachte du würdest dich nicht drin Wohlfühlen, wenn sie nach Drake riechen..
Sie sind vermutlich noch nass. Ich kann dir aber eine Jogginghose von mir geben und bringe dir deine Klamotten morgen vorbei." Er sah mir nicht wie gewöhnlich in die Augen, sondern an mir vorbei ins Leere.

Nur ein Nicken meinerseits. Daraufhin drehte er sich um und ging wieder in sein Schlafzimmer. Ich hörte, wie er leise vor sich hin redete, konnte aber keine einzelnen Wörter verstehen.
Er kam wieder, mit einer grauen Jogger in der Hand und hielt sie mir dann gelangweilt entgegen. Wieder ganz der Alte. Ich hing seinen Mantel wieder an die Garderobe und nahm ihm die Hose ab. Danach sah ich ihn fragend an.

"Dritte Tür rechts ist das Bad." Ohne ein weiteres Wort ging er - wie ich vermutete in die Küche.
Ich fühlte mich sehr unwohl und meine Narben fingen wieder an zu jucken. Mit schnellen Schritten verschwand ich im Bad, zog mir in windeseile die Hose an - Ich wollte nur noch weg. Plötzlich ein Gedanke;
Louis hat mich ausgezogen und mich in Unterwäsche gesehen.

Ich riss die Badezimmertür auf als ich fertig war und ging wieder zur Wohnungstür. Dort angekommen zog ich mir schnell meine, von gestern dreckigen, Chucks an.
Natürlich stand er wieder vor mir als ich aufstand - wie in einem Film eben.
Ich konnte es nicht verhindern zu erröten, als mir mein Gedanke von vorhin in den Sinn kam.

"Du musst dich nicht schämen. Ich hab dich nur umgezogen."
Kein dreckiges Grinsen, kein schelmisches Lachen, kein gieriges Glänzen in seinen Augen. Das machte mir mehr Angst, als wenn er .. eben wie Louis reagiert hätte. Aber er hat sich verändert.

"Wo - Woher weisst du....?" Ich konnte mir nicht erklären woher er wusste was ich dachte. Sein Blick wanderte vom Boden hoch, zu meinen Augen.

"Du denkst manchmal laut.", er zuckte nur mit seinen Achseln. Ich nickte kurz. Wenn das wirklich so war, dann war das unglaublich schlimm für mich. Denn ich lebte in meinen Gedanken. Dort spielte sich alles ab.

Ich hielt es nicht länger unter seinem Blick aus und griff nach der kalten Türklinke und drückte sie runter, um die Tür aufzumachen. Halb über der Schwelle drehte ich mich nochmal zu ihm um. "Danke... Danke, dass du mir geholfen hast..". Ich sah auf den Boden, sodass ich nicht sehen konnte, wie er reagierte, aber es kam kein Wort über seine Lippen.

Authorsnote:
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~ Bad Angel ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt