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Ich legte dann auf und setzte mich hin. Wie Michie wohl reagiert wenn sie mich sieht? Eine Beziehung auf diese Entfernung konnte einfach nichts werden. Ich sollte nicht alles gleich schwarz malen. Vielleicht war alles auch anders, als es im Moment für mich ausschauen mochte. Die Abenddämmerung legte ihren Schleier über die Stadt. Das rot-orange das durch das Fenster fiel, färbte die weiße Bettwäsche. Las Vegas soll bei Nacht ziemlich interessant aussehen. Vielleicht bekomme ich von diesem allseits bekannten Ruf der Stadt ja im Laufe meines Aufenthalts etwas mit. Mir durchs Haar strubbelnd, stand ich auf um in die Lobby, zu gehen. Schließlich wusste ich nicht, wann Nick da sein würde. Der Boden der Gänge im Hotel, wär mit roten Teppich ausgelegt. Die Wände waren in einem sachten gelblichen Ton gestrichen und im gleichmäßigen Abstand befanden sich kleine Leuchten an den Wänden. Um in die Lobby, zu gelangen nahm ich den Fahrstuhl. Als ich mit diesen nach unten fuhr, musste ich mir typische Fahrstuhlmusik anhören. Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen. Ich wollte Michie unbedingt treffen, doch dafür musste Nick erstmal seinen Hintern zu meinem Hotel schwingen. Hoffentlich beeilte er sich. Der Fahrstuhl signalisierte mir mit einem Ton, dass ich meine Zieletage erreicht hatte. Also stieg ich aus und hielt zwischen den Menschen die durcheinander liefen in der Lobby nach Nick Ausschau. Seinen blonden Schopf würde ich wohl erkennen. Ich ließ mich in einen der Ledersessel nieder. Nick schien sich wirklich Zeit, zu lassen.

„So, da bin ich." Mir klopfte jemand auf die Schulter. Ich zuckte zusammen, da ich nach einiger Zeit des Wartens vor mich hingeträumt habe. Ich wandte mich in die Richtung um, aus der die Stimme kam.

„Nick!" Ich grinste, sprang auf und umarmte ihn kurz hastig. Diese Geste überraschte ihn, was man deutlich an seinem Gesicht erkennen konnte. Aber ich war einfach froh, ihn wiederzusehen.

Er lachte leicht. „So stürmisch?"

Ich grinste. „Okay, dann halt so." Ich klopfte ihm kurz freundschaftlich die Schulter. „Besser ?"

„Es war vorher auch schon okay. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.", er lächelte mich an. „Wollen wir dann?", fragte er nachdem er bereits ein paar Schritte gegangen war. Ich nickte und eilte ihm nach. Wir gehen, dem von den Straßenlaternen beleuchteten Gehweg entlang.

„Wie weit ist das von hier?", fragte ich ihn dann, nach einer Weile des Schweigens.

„Mit der Monorail geht's relativ schnell. "

„Monorail? Was ist das?" Ich sah ihn verwundert an. Diesen Begriff habe ich ja noch nie gehört.

„Also, pass auf. Das sind... naja, wie soll ich dir das erklären. Es sagt eigentlich schon der Name. Du wirst es schon sehen."

„Na danke, soweit hätte ich jetzt auch denken können." Ich verzog kurz das Gesicht.

„Du wirst es wirklich gleich sehen. Da vorne ist schon der Bahnhof."

„Also ist es sowas wie ein Zug?"

„Mehr sowas wie eine Art Straßenbahn. Nur das sie nicht auf der Straße fährt sondern oberhalb auf einer extra Strecke und auch nur ein Gleis benötigt."

Ich blieb kurz stehen. „So und das hättest du mir jetzt nicht erklären können oder wie?"

Nick lachte kurz. „Hörst du mal auf mich zu ärgern?"

Ich grinste. „Ich fange grade erst an." Wir fuhren mit einer Rolltreppe bis zu einer Plattform. An den Pfeilern hingen gelbe Schilder mit den jeweiligen Aufschriften »Tickets«, »Monorail« und »Exit«. Ich sah mich um. Ein paar Leute standen an den Ticketschaltern schlange. Die Plattform wurde mit, für meinen Geschmack viel zu viel Licht bestrahlt. Man kam sich hier vor wie in einem Stadion.

„Eric?", rief Nick mich, der sich bereits ein Ticket an einem der Automaten zog. Ich lief zu ihm herüber.

„ Ich habe leider kein Bargeld mehr. Also schon. Aber schwedische Kronen wird der Automat sicher nicht anerkennen.", erklärte ich ihm.

„Du hast kein Geld gewechselt bevor du los bist?" Er sah mich mit gerunzelter Stirn an.

„Das war einen spontane Aktion! Das restliche Geld was ich hatte, damit habe ich den Taxifahrer bezahlt." Ich sah entschuldigend zurück.

„Okay, du schuldest mir also 5$"

„Sobald ich wieder flüssig bin, werden die Schulden beglichen!", schwor ich ihm. Er reichte mir mein Ticket. Anschließend fuhren weitere Rolltreppen hinauf. Als der Zug, Schwebeban - Wie hieß das Teil noch gleich? - an Haltestelle fuhr, wurde es mir klar.

„Natürlich kenne ich sowas." Ich deutete auf die Bahn.

„Ich dachte du wüsstest nicht was das ist?"

„Also, der Begriff war mir nicht geläufig. Aber diesen Typ von Bahn kenne ich. In Dubai gibt es sowas auch. Daher kenne ich das.", erzählte ich ihm.

„Du warst schon in Dubai?", fragte er mich verblüfft. Warum war das so verblüffend? Ich meine, schließlich ist es nicht so, als ob Dubai auf dem Mars liegen würde.

„Ja..? Was verblüfft dich da so?" Ich sah ihn an.

„Das ist doch relativ teuer oder? Wobei ich vergaß... du kommst ja aus ganz anderen Kreisen."

„ Das ist totaler Irrsinn. Ich bin auch nur ein Mensch. Durch meine Adern fließt auch nur Blut und kein Gold. Und ja, es war schon ein bisschen kostenspieliger aber irgendwas muss man sich im Leben ja auch mal gönnen." Ich zuckte mit der Schulter.

„Ja aber ich meinte, du hast andere Mittel zur Verfügung."

„Können wir das Thema nun lassen?" Ich verdrehte die Augen. Es gab bessere Themen worüber wir uns unterhalten konnten, als über meinen Verdienst. Nick nickte nur stumm und stand dann auch schon wieder auf. „Was wird das jetzt?"

„Wir sind da.", meinte er und sah zu mir hinunter, da ich noch keine Anstalten gemacht habe aufzustehen und ihm zu folgen.

„Schon?"

„Ja? Für die ganze Strecke One-Way brauch man sogar nur 14 Minuten. Ich dachte du kennst das."

„Ich bin aber noch nie mit einer gefahren." Auch ich stand auf und kam ihn nach. Wir stiegen aus und fuhren mit den Rolltreppen wieder hinunter auf die Straße.

Left - getrennt aber nicht vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt