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Stöhnend vergrub ich das Gesicht im Kissen. Mir war das eindeutig zu helle. Kaffee würde ich jetzt sicherlich auch nur bekommen, wenn ich das Hotel verließ. Um ehrlich zu sein, würde ich das Bett am Liebsten nicht verlassen. Aber, ich bin nicht hier hergekommen um mich von dem Ganzen herumschubse zu lassen. So setzte ich mich auf, zwar mit einem mürrischen Gesichtsausdruck, aber es war immerhin ein Anfang. Ich gab mich nicht so schnell geschlagen. Müde rieb ich mir über das Gesicht. Bevor ich hier überhaupt etwas machen konnte, musste ich sowieso Geld umtauschen. Und davor wiederum muss ich herausfinden wo man das hier macht. Seufzend sah ich mich im Zimmer um. Von rumsitzen wird es auch nicht besser. Ich griff nach meinem Handy und recherchierte wo ich hier die nächste Möglichkeit zum Geld tauschen finden kann. Anschließend schwang ich die Beine aus dem Bett, stehe auf und ziehe mich an. Ich nahm meine Sachen, verließ das Hotel und machte mich auf den Weg Geld umtauschen. Was wollte ich eigentlich mit dem heutigen Tag anfangen? Einen Blick auf die Uhr werfend musste ich feststellen, dass ich Betty jetzt noch nicht erreichen werde. Dafür ist es noch zu früh und bei dem was mir Michie erzählte, wie hart sie arbeitet, ist es ein unpassender Zeitpunkt. Nick hat mir eine Nachricht geschrieben gehabt, in der er mir sagte, dass er jetzt noch Vorlesung hat. Somit beschloss ich weiterhin auch ihn nicht zu stören.

Ziellos schlenderte ich durch die Straßen. Nachdem was Nick gesagt hatte, das man sich das Fremder hier leicht verlaufe konnte, war das ziemlich achtlos. Die meisten Menschen die an mi vorbei rauschten, waren alles andere als freundlich. Sie nörgelten und beschwerten sich, dass man im Weg stand oder ihnen vor den Füßen herum lief. Andere telefonierten lautstark, so dass ich es auch auf der anderen Straßenseite noch hören konnte. Im Allgemeinen waren die Gehwege aber nicht so befüllt, wie noch gestern Abend. Meine Annahme hatte sich also bestätigt. Ebenso vielfältig wie die Farben der Leuchtreklame, die teilweise sogar tagsüber leuchtete, waren auch die Passanten. Bei einer Stadt wie Las Vegas ist es nicht verwunderlich. Wie viele Touristen sie wohl besuchten? Erstaunlicherweise hatte ich bisher, mein Rundgang dauerte nun schon eine Weile an, noch keinen Obdachlosen gesehen. Zumindest auf den Straßen auf denen ich mich befand. In den Hinterhöfen und Seitengassen wollte ich mich nicht herumtreiben. Wer weiß auf was für zwielichtige Gestalten ich dort getroffen wäre. Erinnerungen kamen hoch, von den Typ, welcher mich in jener Nacht, vor einem halben Jahr, in der ich verloren ging, auf der Landstraße aufgegabelt hat. Mich erschauderte es. Ich erinnerte mich genau, an das verfilzte Haar, die ungepflegten Fingernägel und dieser Gestank, den er aufgewirbelt hatte, als er mich festhalten wollte. Nie wieder wollte ich so eine Begegnung machen.

Irgendwann stoppte ich vor dem Fenster eines, im Gegensatz zu den anderen Geschäften, kleinen Cafés. Während dem planlosen herumgelaufe, hatte ich vergessen, warum ich eigentlich hier war. Ich wollte Michie finden und kein Sightseeing machen. Mit den Gedanken zurück in der Realität, nahm ich in dem Café Platz und bestellte mir ein Wasser. Im Hotelzimmer konnte ich zwar auch ungestört nachdenken, jedoch würde ich dort in zu tiefgründige Gedanken verfallen und das wollte ich vermeiden. Hier war es ruhig und dennoch hatte ich die nötige Ablenkung. Außerdem brach draußen bereits die Dämmerung an und ich wollte nicht auf den Straßen, die sich dann immer mehr fühlten allein umher irren. Es würde sich sowieso noch als schwierig erweisen, wie ich zurück zum Hotel finde sollte.
Ich zog mein Handy heraus und öffnete den Nachrichtenverlauf von mir und Michie. Die letzten Nachrichten, die wir ausgetauscht hatten, ließen nichts erahnen. Das hätte ich mit Sicherheit schon heraus gelesen. Mehr hatte ich aber nicht. Seufzend stützte ich mich mit dem Arm auf der Lehne des Ledersessels ab, auf dem ich saß. Warum musste ich die ganzen vorherigen Nachrichten auch löschen! Das waren wesentlich persönlichere Nachrichten, als die von vor zwei Tagen. Mein Blick hob sich vom Display, als ich nachdenklich mit leeren Blick einfach gerade aus starrte. Nach Sekunden sammelte ich mich wieder und nahm erst jetzt wirklich Notiz von der Einrichtung. Ich war nicht in einem Café gelandet, wie vermutet. Stattdessen war ich in einen kleinen Pub gelandet. Die Wände waren hell, in einem beige gestrichen wohingegen die Theke, sowie Tische und Stühle dessen Holz braunkohlefarbig war. Es bildete einen guten Kontrast zu der Wandfarbe. Die Deko bestand lediglich aus Wappen, die ich nicht kannte, Kennzeichen, vermutlich von irgendwelchen Trucks und großen Zimmerpalmen. Eine Kellnerin, die man nur daran erkannte, dass sie über ihre legere Kleidung noch eine extra Schürze trug, stellte mir mein Wasser hin, während mein Blick zurück aufs Handy glitt. Ich checkte Michie ihre Social Media Profile. Vielleicht fand ich dort irgendetwas, was mir weiter helfen würde. Während ich meine Recherche betrieb setzte sich wer auf die Lehne meines Sessels.

„Deine Freundin?", vernahm ich die Frage einer rauchigen Stimme. Sehr wahrscheinlich stammte sie von dem Kerl, der sich eben auf meine Lehne gesetzt hatte. Ich musterte ihn zwar, aber konnte ihm keinem mir bekannten Gesicht zuordnen. Also entschied ich mich dazu ihn in die Schublade der unwichtigen aber vor allem uninteressanten Leute zu stecken.

„Kann man so sagen. Kennen sie Sie?" Ich zeigte ihm ein Bild von Michie. Der Kerl schlürfte an seinen Bier, was er in der Hand balancierte. Er schien nicht besonders viel Kraft, zu haben, weswegen er zitterte und ich bangte, das er seinen Bierkrug nicht über mich ausleeren würde.


Left - getrennt aber nicht vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt