Fynns POV
Als ich aufwachte waren sowohl die Menschen als auch die Schmerzen fast vollständig verschwunden, mit Ausnahme eines leichten Ziehens in meiner Schulter und einer rothaarigen Krankenschwester, die neben mir konzentriert auf einen Bildschirm blickte. Als sie bemerkte, dass ich wach war bildete sich ein Lächeln auf ihrem sommersprossigen Gesicht und sie drehte sich zu mir um. „Hallo Sir", begann sie „Sie befinden sich im St. Bartholomew's Hospital. Sie haben eine leichte Stichverletzung an der Schulter und ein paar Prellungen. Können Sie mir erzählen wie das passiert ist?". Während sie sprach blieb das Lächeln unverändert auf ihrem freundlichen Gesicht. Als ich sie nur weiter anstarrte und keinen Laut von mir gab, zuckten ihre Mundwinkel leicht und sie sagte nun nicht mehr ganz so freudig „Keine Sorge, ich werde sofort einen Arzt holen der ihnen mehr erzählen kann" Sie setzte das breite Lächeln von zuvor wieder auf und verschwand eilig durch eine Tür links von mir. Ich sah mich um. Fast fühlte ich die weißen Wände des Raumes immer näher kommen doch ich schüttelte das Gefühl schnell ab. Ich drehte meinen Kopf ein zweites Mal nach links und sah ein paar Meter entfernt ein zweites, frisch gemachtes Bett. Auf der anderen Seite erhellten vier große Fenster den Raum zusammen mit kalt leuchtenden Neonlampen, von denen drei Stück über die Decke des Zimmers verteilt waren. „Wie komm ich bloß hier raus?" überlegte ich fieberhaft. Gleichzeitig wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Tropf zu der neben mir stand und aus dem eine klare Flüssigkeit durch einen Schlauch und über einen Zugang in meine rechte Hand laufen ließ. Schmerzmittel...na toll dann würde meine Schulter sicherlich höllisch wehtun sobald es aufhören würde zu wirken. Zögernd blickte ich auf die Nadel in meiner Hand, dann zur Uhr und dann wieder auf meine rechte Hand. Ich hatte nicht mehr viel Zeit bis der Arzt hier sein würde. Ich presste die Lippen aufeinander und zog schnell und möglichst gerade die Nadel aus meiner Haut. Sekunden später überkam mich der stechende Schmerz und ich musste mir auf die Lippe beißen um nicht aufzuschreien. Mein Blick untersuchte den Apparat links neben mir und fand schließlich den Aus-Schalter an der Rückseite. Dann entfernte ich auch den Pulsmesser an meinem Zeigefinger. Ich war tierisch froh, dass ich daran gedacht hatte das Gerät vorher auszuschalten, denn wenn mein Puls plötzlich weg gewesen wäre hatte das Teil sicherlich sofort Alarm geschlagen und das hätte mit Sicherheit die gesamte Belegschaft auf den Plan gerufen. Ich stand auf, schwankte kurz, fing mich wieder und bewegte mich in Richtung Tür. Hoffentlich würde ich in dem hellblauen Krankenhauskittel nicht zu sehr auffallen. Mit etwas Glück würde jeder vermuten, dass ich einfach nur zu meinem Zimmer zurück wolle. Ich drückte die Tür auf und ging dann in Richtung der Glastüren hinter denen ich das Treppenhaus erhoffte. Den Fahrstuhl wollte ich nicht nehmen, denn wenn man länger als 20 Sekunden neben einem Fremden steht versucht dieser für gewöhnlich ein Gespräch anzufangen. Ich hielt den Kopf gesenkt und bewegte mich zügig auf die Glastüren zu. Endlich angekommen drückte ich einen der beiden Flügel auf und schlüpfte hindurch. Als ich die Treppen vor mir sah atmete ich erleichtert auf. Nach drei Stockwerken sah ich hinter der Glastür von Stockwerk 2 eine hellbraune Jacke über einer Stuhllehne hängen. Ich schob die Glastür einen Spalt weit auf und schnappte mir die Jacke. Während ich weiter Stufe für Stufe nahm streifte ich mir die Jacke die sich glücklicherweise als Mantel entpuppte über und zog den Reisverschluss zu. Als ich im Erdgeschoss ankam blickte ich mich erst einmal um. „Hoffentlich bemerkt niemand die fehlenden Schuhe" schoss es mir durch den Kopf. Ich wartete noch einen Moment bis jeder am Empfang beschäftigt schien und bewegte mich dann zügig in Richtung Ausgang. Die Augen auf den Boden geheftet, versuchte ich mich so unauffällig wie möglich zu bewegen. Erst als ich bereits aus der Eingangstür hinaus und um die nächste Ecke gebogen war atmete ich erleichtert aus. Ich durchsuchte die Manteltaschen und fand eine Geldbörse, Taschentücher und zwei Büroklammern. Ich nahm mir einen Teil des Geldes und kaufte davon im nächst besten Laden Hemd, Hose, Schuhe und ein paar Socken. Dazu noch ein schwarzes Sweatshirt. Der arme Kerl dem der Mantel gehörte...Ich hatte ihn gerade um knapp 80€ erleichtert. Ich nahm den braunen Mantel unter den Arm und ging zurück zum Krankenhaus. Dort gab ich ihn unter dem Vorwand ihn vor der Eingangstür gefunden zu haben ab. Ich atmete noch einmal tief durch und machte mich dann auf den Weg zu der Stelle wo ich Claire und auch meinen Rucksack zum letzten Mal gesehen hatte.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand mehr an der Bushaltestelle war, begann ich in den Büschen ringsum nach meinem Rucksack zu suchen. Nach ca. 20 Minuten, die mir eher wie zwei Stunden vorkamen, da der Schmerz in meiner Schulter mit voller Wucht zurück gekommen war, fand ich den Rucksack achtlos in einen der umliegenden Büsche geworfen. Schnell riss ich den Reisverschluss auf und stellte zu meiner Verwunderung fest, dass sowohl mein Handy als auch mein Portmonee noch da waren, ganz zu schweigen von den vielen kleinen bunten Fläschchen die im hinteren Teil des Rucksacks verstaut waren. Nachdem ich überprüft hatte ob auch ja nichts ausgelaufen war, holte ich mein Handy heraus und wählte die erste Nummer unter meinen Favoriten. Die Nummer gehörte Markus Ziegler, meinem Meister. Es klingelte. Siebenmal und keiner nahm ab. Nach weiteren zwölf Versuchen gab ich schließlich auf und ließ das Handy in die Tasche des Sweatshirts gleiten. Verzweifelt ließ ich mich auf dem leicht feuchten Boden nieder und vergrub das Gesicht in den Händen.
Vielen Dank fürs Lesen<3 Ich hoffe es gefällt euch. Wenn ihr Vorschläge oder Kritik habt schreibt es unten in die Kommentare oder schreibt mir eine private Nachricht. :) Ich freu mich über jeden Vote ;) LG, AlwaLea
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Schattenzeichen
AdventureClaire führt ein ganz normales Leben. Denkt sie zumindest. Denn als sie eines Tages dem mysteriösen Fynn begegnet, und sich auf ihrem Körper seltsame Muster und Male bilden, ändert sich ihr Leben schlagartig...