e i g h t e e n

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*2 weeks later*

Ich hatte tatsächlich meine erste zwei in Mathe geschrieben. Na gut, nicht ich hatte sie geschrieben, sondern Louis, der mir irgendwann genervt meine Arbeit abgenommen hatte und die Zettel ein weiteres Mal ausgefüllt hatte. Danach hatte er mir geschworen mit mir zu lernen, damit ich irgendwie noch gut durchs letzte Schuljahr komme. Und Mrs. Brown erwartet wohl jetzt auch in dem morgigen Englischtest viel von mir. Allerdings wird sie das vergessen können, wenn dieser Regen nicht so langsam aufhört und mich schlafen lässt. Es müsste inzwischen knapp halb zwei sein, ich liege hellwach auf meinem Bett und starre durch das Fenster meines Schlafzimmers auf die verregneten Dächer Londons. Ich verstehe ja, dass im späten Herbst nicht immer so guten Wetter herrschen kann, aber muss es denn wirklich durchgehend regnen? Verwundert drehe ich mich in Richtung Zimmertür. Hatte es echt gerade geklingelt? Oder werde ich schon verrückt? Seufzend stehe ich auf, ziehe mir auf dem Weg zur Tür eine Jogginghose über und öffne meine Tür ein Stück um einen Blick in der Flur zu werfen. Auch Doniya's Tür öffnet sich und heraus kommt Ethan, scheinbar ein Freund meiner Schwester - ehrlich gesagt keine Ahnung - der in letzter Zeit öfter hier als irgendwo anders ist. Ich bin froh, dass sie nichts mehr mit Damian zu tun hat, auch wenn ich Ethan genauso wenig leiden kann. Er ist einfach nur nervig. Nervig und viel zu oft hier. „Ich mach schon auf." nuschle ich, laufe an ihm vorbei Richtung Haustür und öffne diese. Der Blick des Blondschopfes hinter mir ist immer noch auf die Tür gerichtet. Außerdem war es unglaublich nervig, dass er sich immer überall einmischen muss.

„Lou?" frage ich überrascht, als mein Freund das dunkle Treppenhaus hochläuft. Mein Gesichtsausdruck ändert sich allerdings gleich zu Schock, als er in's Licht tritt. Ohne ihn etwas sagen zu lassen, greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn zu mir, sodass er in meine Arme taumelt. „Seid wann ist er wieder da?" nuschle ich, drücke ihm einen leichten Kuss auf den Hals bevor ich ihn von mir drücke und vorsichtig über die rot-blaue Wange streiche. „Seit gestern, Mum hat ihm heute beim essen erzählt, dass wir zusammen sind. Den Rest kannst du dir denken." erwidert er leise und widmet seinen Blick dem Boden. „Warum hast du nicht angerufen?" frage ich, drücke sein Kinn wieder nach oben und streiche ihm einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er schmunzelt. „Hab mein Handy vergessen. Ich hab mich im Bad eingeschlossen und bin irgendwann durchs Fenster geklettert." - „Und dann bist du den ganzen Weg gelaufen?" Er schaut an sich herunter: seine Klamotten waren komplett durchnässt, seine Haare tropfen etwas - insgesamt sieht er aus, als wäre er gerade drei Stunden durch ein Unwetter gerannt. „Sieht so aus." Kopfschüttelnd greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn hinter mir her in die Küche. Ethan steht noch immer in der Tür. Genervt verdrehe ich die Augen. „Kannst du dich bitte wieder dahin verpissen, wo du hergekommen bist?" frage ich gereizt nach, er hebt verteidigend seine Hände, bevor er zurück zu Doniya's Zimmer marschiert. Louis schaut mich fragend von der Seite an, doch ich winke nur ab und drehe ihn zu mir um. Vorsichtig hebe ich ihn auf die Küchenanrichte, drücke ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, bevor ich ein Kühlpack aus dem Kühlschrank hole. Sanft lege ich es an seine Wange, bedeute ihm, es festzuhalten und laufe dann ins Bad um etwas Salbe für die kleine Platzwunde an seiner Stirn zu holen.

„Dir ist hoffentlich klar, dass ich dich jetzt erstmal hier behalten werde, oder?" frage ich ihn, stelle mich zwischen seine Beine, nehme ihm das Kühlpack wieder ab und lege meine andere Hand auf seinen Oberschenkel. Er lächelt leicht, lehnt sich dann ein Stück zu mir herunter und unsere Lippen aufeinander presst. Augenblicklich fange ich an zu grinsen, lege das Kühlpack neben ihm ab, umgreife seine Oberschenkel und ziehe ihn enger an mich. Der braunhaarige legt seine Arme um meinen Nacken, beginnt leicht an meinen Haaren zu spielen und kichert, als mir ein leises Keuchen entweicht. „Könntet ihr das bitte woanders hin verlegen? Das will doch keiner sehen." vernehme ich Doniya's Stimme am Rande, sehe gerade noch, wie sie genervt im Türrahmen steht, bevor ich meinen Griff um Louis verfestige und ihn in mein Zimmer trage. Sanft lege ich ihn auf dem Bett ab, lasse mich neben ihn fallen und ziehe ihn an mich. Ich ziehe sein Shirt ein Stück nach oben, betrachte dann stirnrunzelnd die vielen blauen Flecken auf seinem Bauch. Wie oft hatte dieser Mistkerl denn bitte zugeschlagen? „Weißt du, was das heißt, Babe?" frage ich grinsend nach und ziehe ihm vorsichtig das Shirt über, um nach weiteren blauen Flecken zu schauen. „Hmm?" brummt er müde. „Keinen Sport für dich." grinse ich und drücke ihm einen Kuss auf den Mund. Man kann meinen, ich wäre noch immer angepisst, dass er mir seit zwei Wochen verbietet Sport zu machen, da er Angst hat, die Wunden würden nicht richtig verheilen. Also habe ich jetzt gute zwei Wochen keinen Boxsack oder ähnliches zu Gesicht bekommen. Und so fühle ich mich auch.

„Hmm." brummt er wieder und vergräbt seinen Kopf im Kopfkissen. Lachend beobachte ich, wie er versucht, seine Hose weg zu strampeln, helfe ihm schließlich dabei und ziehe ihn wieder zu mir.

„Ich kann nicht schlafen." nörgelt er irgendwann genervt.

„Beschwer dich nicht, ich hab morgen n' vierstündigen Termin." erwidere ich. Eigentlich müsste ich vor der Schule auch noch zu Jones, aber ich wollte ungern, dass Louis was davon mitbekommt. Ich weiß auch, dass ich ihm noch ziemlich viele Fragen beantworten müsste, aber solange ich das aufschieben kann, tu ich es auch.

Er seufzt leise auf. Es nervt ihn, wie auch mich extrem, dass wir uns unter der Woche kaum sehen. Meist nur in der Schule, manchmal Abends für ein paar Stunden. „Ich hol dich direkt danach ab, danach haben wir noch das ganze Wochenende, okay?" frage ich ihn und platziere einen Kuss auf seiner Stirn, er lächelt leicht, bevor er nickt. „Bis wann ist Kai weg?" erkundige ich mich schließlich - auf einmal ziemlich angespannt. „Er kommt erst später wieder, keine Sorge." erwidert er, schmunzelt und legt dann seinen Kopf auf meiner Brust ab. Und ich mache mir trotzdem Sorgen. Große Sorgen. Weil ich nicht will, dass das ganze so ausartet wie bei mir damals. Weil ich nicht will, dass er deshalb bald auch mit Narben auf dem Körper herumlaufen muss.

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„Zaynie." flötet eine leise Stimme neben meinem Ohr, eine Hand fährt sanft meine Bauchmuskeln nach mit der anderen streicht mein Freund mir ein paar Haare aus der Stirn, bevor er sich breit grinsend über mich beugt. „Wie oft hab ich dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen?" murmle ich, drehe mich auf die Seite und schließe die Augen wieder. „Wie oft hab ich dir gesagt, dass mir das egal ist, Schatz?" fragt er lachend, rüttelt leicht an meiner Schulter, bis ich wieder zu ihm gedreht liege. „Lass das." murmle ich noch immer komplett verpennt und ziehe ihn über mich. Beide Arme schlinge ich um seinen Bauch, halte ihn so an mich gedrückt und starte einen erneuten Versuch der Sorte Wie-mein-Freund-micht-weiterschlafen-lässt. Ohne Erfolg. „Komm schon." Louis befreit sich aus meinen Armen, setzt sich dafür direkt auf mich und verschränkt die Arme. „Nein." murre ich, der braunhaarige grinst nur noch breiter, bevor er sich zu mir herunter lehnt und seine Lippen auf meine presst. Augenblicklich setze ich mich auf, ziehe ihn an der Hüfte zu mir und ärgere mich darüber, dass er mich so immer wieder so leicht aus dem Bett bekommt. Sanft spalte ich mit der Zunge seine Lippen und verwickle ihn in einen immer leidenschaftlicher werdenden Zungenkuss. Leicht beginnt er sein Becken kreisen zu lassen, was uns beide leise in den Kuss stöhnen lässt, doch viel zu schnell hört er schon wieder auf und drückt sich von mir. „Dein Ernst?" frage ich entsetzt nach als er aufsteht und sich ein paar meiner Klamotten aus dem Schrank holt. „Jap." erwidert er und wirft mir ein Grinsen zu.

„Komm wieder her." grummle ich, doch mein Freund macht auch nicht den Anschein, sich wieder Richtung Bett zu bewegen. „Warum sollte ich?" erwidert er grinsend, lässt sich schließlich doch neben mich fallen und seine Fingerspitzen - noch immer dieses Grinsen grinsend - meinen Bauch entlang gleiten.

„Ein Blowjob am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen?" erwidere ich, wenn auch etwas verkrampft, da seine Hand sich tatsächlich immer weiter nach unten bewegt. „Wie lange hast du an diesem Satz gefeilt?" fragt er lachend. Ich erwidere nichts, nur ein leises „Fuck." als seine Finger leicht über meine Boxershorts streichen. „Louis... Louis!" Erstarrt blicke ich ihm hinterher, als er aufspringt und aus dem Zimmer sprintet.

„Louis?" Keine Antwort

„Babe?" Keine Antwort.

„Du kannst mich doch jetzt nicht so hier liegen lassen!" Keine Antwort.

„Ich hasse dich!" - „Tust du nicht!" Kommt es schließlich aus der Küche zurück. Fluchend mache ich mich auf den Weg ins Bad, um schnell zu duschen, mich umzuziehen... und mein kleines, großes Problem zu beseitigen.

Louis steht an die Küchentheke angelehnt und grinst mich an, als ich den Raum betrete. Ihn so gut es geht ignorierend laufe ich an ihm vorbei zum Kühlschrank, stelle fest, dass mal wieder jemand einkaufen gehen muss und verschwinde dann einfach nur mit Kaffee und Zigaretten auf dem Balkon. Nach einer Weile wird die Tür ein weiteres Mal geöffnet. „Bist du jetzt echt beleidigt?" lacht er laut, als ich die Arme verschränke und mich weigere ihn anzusehen. Ich grinse in mich hinein, als er frustriert aufstöhnt, sich durch die Haare fährt und schließlich leicht auf seiner Unterlippe herumkaut. Mit einer schnellen Handbewegung ziehe ich ihn zu mir, platziere ihn so auf meinem Schoß, dass er mich anguckt und lehne mich zu seinem Ohr. „Dir ist klar, dass du das heute Abend zurückbekommst, nicht?" Grinsend beobachte ich seine Reaktion, bis er schließlich aufsteht und mit einem leisen „Wir sollten los." in die Wohnung verschwindet.



if love was a crime • zouis ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt