Champion von Kirkwall wurde ich nun genannt. An sich hatte ich nichts gegen den Titel, nur etwas gegen die zusätzliche Verantwortung, die er mit sich brachte, denn neben Kommandantin Meredith und dem ersten Verzauberer Orsino, gehörte ich nun zu den wichtigsten Personen von Kirkwall, was mir einiges an Einfluss, aber auch viele Probleme bescheren sollte. Seit dem Tod des Vicomte Marlowe Dumar herrschte Kommandantin Meredith stellvertretend über Kirkwall und sie tat es mit eiserner Hand. Sie und der erste Verzauberer Orsino schlugen sich Tag für Tag die Köpfe ein und die Spannungen zwischen dem Templerorden und dem Magierzirkel nahmen weiterhin zu. Kaum war die eine Krise überwunden, entbrannte die nächste. Es war ein elender Teufelskreis. Je mehr Druck die Templer auf die Magier ausübten, desto mehr begehrten sie auf. Viele wandten sich in ihrer Verzweiflung der Blutmagie zu, was wiederum das Misstrauen der Templer schürte. Ich versuchte mehrmals mit Sebastians Hilfe die Oberste Klerikerin Elthina dazu zu bringen in den Konflikt einzugreifen, doch sie fürchtete um die Rolle der Kirche in dieser Angelegenheit und weigerte sich Partei für jemanden zu ergreifen. Anfangs war ich so naiv zu glauben, dieser Konflikt könnte beigelegt werden, indem ich selbst neutral blieb, doch jede Entscheidung zog das Wohlwollen oder die Missgunst einer Gruppierung nach sich. Es war mir kaum noch möglich mit Anders zusammenzuarbeiten. Er und Gerechtigkeit gingen in der aufkeimenden Revolution völlig auf und wir waren längst über den Punkt hinaus, an dem Worte noch von Bedeutung waren. Zu meiner Überraschung hielt sich Fenris meist im Zaum. Zwar konnte er sich das eine oder andere Kommentar nicht verkneifen, jedoch war er den Magiern gegenüber längst nicht mehr so hasserfüllt wie früher. Es war ein schöner Morgen und die Sonne tauchte die Mauern der Stadt in ein goldenes Licht. Kirkwall war verwahrlost und lag in Ketten, aber in manchen Momenten gaukelte die Stadt einem vor, ihre schönen Seiten zu haben. Die Bürger waren in Aufruhr und der Trubel auf den Straßen war laut, doch der Grund dafür war weniger erfreulich. Der erste Verzauberer Orsino predigte vor den Stufen zur Galgenburg.
„Ich weiß ihr fürchtet uns!", sagte der Elf in der schweren schwarzen Robe. „Kommandantin Meredith benutzt diese Angst, um diese Stadt zu kontrollieren! Sie spricht sich offen gegen die Ersetzung des Vicomtes aus und vereitelt dies mit allen Mitteln. Ihr seht in welches Chaos uns ihr Regime stürzt. Bürger von Kirkwall, wollen wir dies weiter hinnehmen?", wiegelte er die Menge auf. Einige Bürger schrien rebellierend und Orsino fachte die Menge an. Der Funke eines Widerwillens der Bevölkerung glomm auf und verlosch jedoch genauso schnell wieder, als Meredith in voller Templer Montur den Platz betrat. Eigentlich war ich eher zufällig in diesen Menschenpulk gestolpert.
„Geht nach Hause. Diese Farce ist vorüber!", erklang Merediths kalte, herrische Stimme. Die Leute wandten sich wie befohlen zum Gehen, aber Orsino ließ sie inne halten.
„Wartet. Nicht alle schließen sich eurem Urteil an Meredith", sagte er und bedachte mich mit einem aufbegehrenden Blick. Nun war es zu spät, sich aus der Affäre zu ziehen. Auch Meredith hatte mich entdeckt und die Bürger Kirkwalls wichen von mir zurück.
„Versteckt euch nicht hinter dem Champion Orsino. Dies ist nicht ihre Angelegenheit", stellte Meredith fest.
„Hört sich so an als wärt ihr beiden wie immer ein Herz und eine Seele", spottete ich. Ich sah wie Meredith die Augen verdrehte, doch Orsino ergriff die Gelegenheit beim Schopf.
„Ich denke, dass die Meinung des Champion Gehör verdient hat, oder fürchtet Ihr Euch vor ihren Worten Kommandantin?", fragte er provokant. Ich biss mir auf die Unterlippe. Normalerweise machte es mir nichts aus im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, doch diesmal war es bedrückend und ich wusste, dass sie jedes Wort auf der Goldwaage aufwiegen würden. Ich mochte noch so scherzhaft und clever daherreden, aber einer Stellungnahme konnte ich mich nicht völlig entziehen.
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Gebrandmarkt
FanfictionDas Leben ist an sich eine einfache Angelegenheit. Wir werden geboren, wir leben, wir sterben. Die Natur ist geprägt von festen Abläufen, die sich ständig wiederholen. So graut jeden Tag ein neuer Morgen an, die Sonne steigt und sinkt auf ihrer Himm...