Kirkwalls Niedergang

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Ich geriet zwischen die Fronten der Templer und Magier, da ich Blutmagier aufspüren und stets einer der Parteien übergeben musste. Manche Magier übergab ich dem Zirkel, doch auch manche den Templern. Anders hatte begonnen mich mehr und mehr unter Druck zu setzen. Jedes Mal, wenn wir uns sahen schwang er dieselben Reden und begann mir ein Ultimatum zu setzen.

„Irgendwann wirst du dich für eine Seite entscheiden müssen!", prophezeite er wieder und wieder. Eines Abends bat er mich zu sich in die Klinik.

„Ich brauche deine Hilfe!", begann Anders und schon wurde ich misstrauisch.

„Was ist es diesmal Anders?", hakte ich nach.

„Ich muss in die Kirche und darf dabei nicht gesehen werden. Du musst für mich die oberste Klerikerin Elthina ablenken", offenbarte er mir.

„Warum? Worüber soll ich mit ihr reden?", fragte ich überrascht.

„Das Wetter, die neueste Mode... Es ist völlig egal", stellte Anders fest.

„Und was wirst du tun?", erkundigte ich mich.

„Du wirst mir dankbar sein, wenn ich es dir nicht erzähle", versuchte er mir klar zu machen.

„Anders", mahnte ich, denn er wusste wie sehr ich es hasste im Dunkeln zu tappen.

„Vertraust du mir? Glaubst du daran, dass Magier ihre Freiheit verdienen? Dann hilf mir!", beschwor er mich.

„Anders, was diesen Trank anging, der Gerechtigkeit und dich voneinander trennen sollte... Gab es jemals einen Trank, oder hast du gelogen?", fragte ich ernst.

„Ich habe gelogen", stellte er emotionslos fest und ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen.

„Ich kann nicht blind handeln, also sag mir was du vorhast!", flehte ich ihn an. Ich begann wütend zu werden und meine Stimme zu erheben, während er völlig ruhig und sachlich blieb.

„Ich kann nicht. Ich gehe ein Risiko ein und möchte dich nicht in die Sache mitreinziehen."

„Ich stecke schon Hals über Kopf mit drin!", erinnerte ich ihn wirsch.

„Also ist es so, wie ich mir dachte. Du lässt nur deine Worte, aber keine Taten sprechen", sagte er kühl.

„Das ist nicht fair!", warf ich ihm deprimiert entgegen.

„Also habe ich mich in dir getäuscht", murmelte der Magier.

„Ich bin deine Freundin, aber ich bin nicht dein Werkzeug. Es tut mir Leid", erklärte ich ihm mit hängenden Schultern.

Er wandte sich kurz von mir ab und blickte mich dann gequält an.

„Ja, mir auch. Ich bin allein. Ich war immer allein. Ich hatte es nur für eine Weile vergessen", raunte er.

„Das ist nicht wahr!", presste ich heraus, während ich meine Tränen unterdrückte und die Fäuste ballte. Ob es Tränen der Wut oder der Trauer waren, konnte ich unmöglich sagen.

„Du sollst einfach nur wissen, dass du die wichtigste und wundervollste Person warst, die mir je begegnet ist", hauchte er und trat an mich heran.

Er schloss mich in eine intensive Umarmung, die ich erwiderte, denn die Angst, die in mir aufkeimte, drohte mich zu übermannen.

„Ich glaube du solltest jetzt gehen", merkte er an. Ich stand noch eine Weile so da. Fassungslos und unfähig noch etwas zu sagen, aber nach einer Weile begriff ich, dass es nichts mehr zu sagen gab. Alle Worte waren gefallen.

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