Kapitel 2

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Als ich zu mir kam, war es stockdunkel.

Mein Kopf dröhnte und pochte, als ob darin ein Presslufthammer Weltrekordsleistungen vollbringen würde. Ich stöhnte und wollte mich ächzend aus meiner unbequemen, sitzenden Position stemmen, doch aus irgendeinem Grund gelang es mir nicht.

Mit einem Schlag war ich hellwach. Da war ein Seil um meinen Oberkörper gespannt, ein Seil lag über meinem Bauch und mit einem Seil waren meine Hände nach hinten gebunden. Und zu guter Letzt saß ich auf einem Stuhl, an den ich mit diesen ganzen Seilen gefesselt war.

Scheiße.

Wütend ruckelte ich mit vollem Körpereinsatz an dem Stuhl herum, doch der bewegte sich keinen Millimeter. Frustriert knurrte ich auf und tastete mit den Schuhen den Boden ab. Wahrscheinlich Beton. Also konnte es schon mal nicht der Laden sein, in dem hatte sich Teppichboden befunden.

Ich verspürte den ersten Anklang von heißer Panik.

Mit einer hektischen Bewegung warf ich den Kopf in den Nacken, was ich allerdings sofort bitter bereute, als er gegen etwas Hartes knallte und ich ein ziemlich lautes „AU!" nicht unterdrücken konnte. Sofort presste ich die Lippen aufeinander, in der Hoffnung, dass die Räuber nicht irgendwo in der Nähe saßen und mitbekommen hatten, dass ich erwacht war. Als sich nichts rührte, atmete ich auf.

Dafür regte sich etwas hinter mir.

Ich erstarrte, als ich ein gequältes Stöhnen vernahm und Bewegungen spürte, als ob jemand DIREKT Rücken an Rücken hinter mir saß, an dessen Kopf ich mir offenbar meinen eigenen gerade gestoßen hatte. „H-hallo?", fragte ich vorsichtig ins Dunkel hinein.

„Was?", grummelte dieser jemand zurück, gefolgt von einem leisen Fluch. „Wo sind wir?".

Es war die Stimme eines jungen Mannes, vermutlich einer der beiden vermummten Typen, die ebenfalls im Laden gewesen waren. Im Geiste entschuldigte ich mich bei ihnen, sie für die Schwerverbrecher gehalten zu haben, wo sie – oder zumindest dieser eine von ihnen – nun in der gleichen Scheißlage waren wie ich. Die Mantelfrau und ihr Partner waren also die Räuber, während die coolen Pennertypen unschuldig und liebenswert waren. Welche Ironie!

„Keine Ahnung", antwortete ich wahrheitsgemäß. „Was ist noch passiert, als ich die Tür zusperren musste?". Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich so ruhig bleiben konnte. Immerhin wurde ich hier verdammt noch mal von vor nichts zurückschreckenden Räubern an einen Stuhl gefesselt in einem stockdunklen Zimmer festgehalten, unwissend, was als nächstes passieren würde.

„Äh ...". Obwohl ich ihm weder in die Augen blickte, noch wusste, wie er aussah konnte ich buchstäblich die Rädchen in seinem Hirn rattern hören. „Ehrlich gesagt weiß ich nur noch, wie sie plötzlich stinkende Tücher in den Händen hatten. Muss wohl Chlorophorm gewesen sein".

Er sprach mit irgendeinem Akzent, den ich nicht genau zuordnen konnte. Irisch vielleicht?

Da das momentan wohl mein geringstes Problem war, konzentrierte ich mich lieber darauf, was er gerade gesagt hatte. Sie hatten uns also betäubt und im bewusstlosen Zustand hierherverschleppt. Dann überfiel mich siedend heiß ein Gedanke. Nicole! Wo waren sie und der Kumpel des Typen hinter mir? „Hey! Wo sind die anderen beiden?", flüsterte ich ihm zu.

Da herrschte erst mal Schweigen, und ich hörte ein Scharren, als ob er sich mit den Füßen vorantastete. Ein dumpfes Geräusch erklang, offenbar war er erfolgreich. „Neben mir ist noch ein Stuhl", meldete er, worauf noch mehr Geräusche dieser Art folgten.

Ich folgte seinem Beispiel, schwenkte meinen Fuß ziellos umher und zuckte zurück, als ich nach einer kleinen Kollision feststellte, dass sich auch neben mir ein weiterer Stuhl befand. Ich trat in die Richtung, in der ich eines der Stuhlbeine vermutete - mit Erfolg. „Hallo?".

Night Of Captivity (1D-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt