"Was, wenn sie nicht mehr aufwacht?"

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Dagis POV

Shirin schließt die Tür des Apartments auf, sie geht die Treppen hinauf gefolgt von Melina, die das unbekannte Mädchen auf der Schulter trägt, und mir. In der Hand halte ich die kaputte Vlogkamera meiner braunhaarigen Freundin, sie ließ sie fallen und ist dabei auseinander gefallen. Auch die Einkaufstüte der Beiden trage ich nach oben, aber es macht mir nichts auf. Im richtigen Stockwerk angekommen nimmt Shirin erneut ihren Schlüsselbund, aber lässt ihn fallen aufgrund ihrer zittrigen Händen. Ich lege die Teile der Kamera in die Tasche und stelle diese im Treppenhaus ab, ich hebe nun die Schlüssel auf und entsperre das Apartment. Wir beide lassen Melina vor, sie geht mit dem Mädchen in ihr Zimmer, Shirin ihr hinterher. Hmm, ich sollte mich um den Rest kümmern, während sie die Jugendliche wieder auf die Beine bringen, denke ich mir, nehme die Tasche und schließe die Tür hinter mir.

"Ich kümmere mich mal um die Einkäufe", rufe ich durch die Wohnung und bekomme ein "Ok" von Shirin als Antwort, während ich mich in die Küche begebe. Die Tüte auf der Theke abgestellt verräume ich die Lebensmittel im Kühlschrank und in den Schränken, danach schiebe ich uns drei Aufbackbrötchen in den Ofen. Als dann die Temperatur einstelle, vibriert mein Handy in meiner Hosentasche. Der Name "Paola" erscheint auf meinen Display, das habe ich ja ganz vergessen! Ich hebe ab. "Dagi, wo bleibst? Ich dachte, du würdest noch ins Studio kommen?", meldet sich die YouTuberin am anderen Ende der Leitung. "Sorry, es gab einen Notfall, ich bin bei Melina und Shirin, ich bleibe vielleicht auch hier über Nacht." "Oh mein Gott, was ist passiert?" "Erklär ich dir morgen, ok? Und keine Sorge, den beiden geht es gut, naja, sie sind jedenfalls nicht verletzt", sage ich nur, weil es jetzt zu viel zu erklären wäre. "Hmm, ok, schlaf gut, Dagi." "Gut Nacht, Paola." Ich beende den Anruf und lege mein Handy auf die Theke, ich stelle nun einen Wecker für die Brötchen.

Ich sollte mal nach ihnen sehen, am Besten mit einen feuchten Lappen für das Mädchen. Ich reiße die Schubladen auf und suche nach einem Tuch, finde aber keinen. "Melina, Shirin, wo habt ihr Waschlappen oder Tücher?", rufe ich durch die Wohnung. "Bad." Shirin hält es kurz und knapp und gehe nun in das Badezimmer, auf dem Waschbecken sehe ich bereits einen weißen Lappen. Ein bisschen besorgt um das junge Mädchen drehe ich den Wasserhahn auf und mache den Stofffetzen nass, danach meine Hand unter das tropfende Ding haltend komme ich nun auch in Melinas Zimmer.

Als ich in das Zimmer komme, liegt das Mädchen zugedeckt in der Mitte des breiten Bettes, Melina und Shirin sitzen neben ihr. Ich lege den nassen Lappen auf die Stirn der Bewusstlosen und lasse mich neben der weitaus mehr besorgten Melina nieder. Ich lege meinen Arm um sie, sie zittert leicht und lässt ihren Kopf auf meiner Schulter nieder. "Was wenn sie nicht mehr aufwacht?", fragt sie mich dann, ihre Stimme klingt leicht gebrochen. "Das wird sie, keine Sorge", verspreche ich ihr und streiche ihr über den Kopf. Ich hoffe zumindest, dass sie wieder ihr Bewusstsein erlangt, allein der Gedanke daran, dass sie tot ist, lässt mir eine Träne die Wange hinunter laufen. Melina merkt es und reicht mir eine Packung Taschentücher, ich nehme sie entgegen. "Danke." Ich nehme ein Tempo heraus und wische mir das Gesicht trocken.

Dann höre ich den Wecker, ich will schon aufstehen, aber Shirin ist bereits aus der Tür. Ich schaue nun auf die Uhr, es ist bereits halb ein Uhr morgens. "Hey, kann ich heute bei euch bleiben?", frage ich dann die brünette Youtuberin. "Natürlich", meint sie nur, ihr Blick bleibt bei der Unbekannten. Einige Sekunden später regt sich das Mädchen, es scheint aufzuwachen. "Shirin! Sie kommt wieder zu Bewusstsein!", schreie ich erleichtert durch die Wohnung, sie kommt sofort angerannt. "Wo bin ich? Bin ich tot?" Die Stimme ist sehr schwach und leise, aber das reicht um mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. "Nein, Gott sei Dank!" Melina nimmt sie sofort in die Arme und will sie gar nicht mehr loslassen. "Du erdrückst mich..." "Tut mir leid, ich war grad nur so glücklich!", entschuldigt sich meine Freundin und lässt das Mädchen los. "Schlaf jetzt erstmal, du siehst sehr müde aus", meine ich, sie blickt verunsichert. "Bringt mich bitte nicht nach Hause, ich -" "Keine Sorge, du ruh dich aus, dann sehen wir weiter", unterbricht Shirin sie und Melina und ich stehen auf, wir alle drei gehen aus der Tür und ich mache das Licht aus.

Wir drei gehen in die Küche, die Brötchen sind fertig und liegen auf dem Rost auf der Theke. "Ich hab keinen Hunger mehr, ich geh schlafen", meint Melina, die vorhin noch am meisten vor Hunger geschrien hat. Sie geht ins Wohnzimmer und legt sich auf die Couch, Shirin will ihr hinterher, aber ich lege eine Hand auf ihre Schulter. "Lass sie, sie braucht jetzt Zeit für sich."

Nachdem wir gegessen haben, gehen wir in Shirins Zimmer und legen uns in ihr Bett, weil auch wir müde sind. Eigentlich wollte ich auf der Couch schlafen, aber Melina braucht Zeit zum Nachdenken, Zeit für sich. "Morgen wird alles wieder geregelt kommen, da bin ich mir sicher", sage ich zu Shirin, da sie auch sehr besorgt ist, sie nickt, dann drehe ich mich mit den Kopf zur Wand. "Gute Nacht." "Nacht", sagt sie noch leise und schaltet das Licht aus.

Melinas POV

Schließ endlich diese verdammte Tür auf! Das Klicken des Schlosses ertönt, es kann gar nicht schnell genug gehen. Shirin geht die Treppen hoch, ich folge ihr, hinter mir Dagi mit den Einkäufen und meiner zerstörten Kamera, aber mir ist das Leben eines Menschen wichtiger als eine Kamera. An unser Apartmenttür angekommen will meine Mitbewohnerin aufschließen, lässt aber den Bund fallen. Ist das dein fucking Ernst? Dagi drängt sich an mir vorbei, nimmt die Schlüssel und öffnet die Tür.

Sofort renne ich mit den Mädchen auf der Schulter in mein Zimmer, ich mache das Licht an, schmeiße die Bettdecke beiseite und lege die Unbekannte nieder. Ich lege meine Hand auf ihre Stirn, sie ist kalt, aber noch nicht zu kalt. Sie wird vermutlich frieren, ich nehme die Decke und lege sie auf den eisigen Körper der Brünetten. Shirin kommt nun auch ins Zimmer und setzt sie auf die andere Seite. "Ich kümmere mich mal um die Einkäufe", kommt es von Dagi, Shirin antwortet mit einem kurzen "Ok". Ich krame nun aus meinem Nachttisch eine Packung Taschentücher und ziehe eines heraus. Damit wische ich das Blut von dem Gesicht der Unbekannten weg und werfe es dann in den Papierkorb neben meinem Schreibtisch.

Ich blicke auf das friedliche Haupt des Mädchens nieder, wie kann Shirin nur so still dasitzen? Ich versuche ruhig zu bleiben, nach außen hin wirke ich auch so, aber innerlich bin ich einfach nur aufgelöst. Was tun wir nur, wenn sie jetzt stirbt? Und was machen wir, wenn sie wieder aufwacht? Ich habe keine Ahnung mehr von gar nichts, ich kann nicht klar denken. Wir wissen immer noch nicht, wer dieses Mädchen ist und jetzt liegt sie bei mir im Bett. Egal, ich schlafe einfach auf der Couch. Falls ich heute überhaupt schlafen könne. "Melina, Shirin, wo habt ihr Waschlappen oder Tücher?", fragt uns nun Dagi, ich will antworten, aber ich bin einfach zu schwach momentan. "Bad", sagt Shirin und wenige Sekunden später höre ich den Wasserhahn.

Dagi kommt zu uns und legt einen nassen Lappen auf die Stirn der Bewusstlosen, dann setzt sie sich neben mich und legt einen Arm um mein leicht zitterndes Haupt. Ich lege meinen Kopf auf ihre Schulter, die Wärme meiner Freundin gibt mir Hoffnung. "Was wenn sie nicht mehr aufwacht?", frage ich sie dann, ungewollt bricht meine Stimme am Ende. "Das wird sie, keine Sorge." Sie streicht mir behutsam über den Kopf um mich zu beruhigen, es klappt. Ich sehe nun eine Träne in ihren Augen und gebe ihr die Taschentücher. "Danke." Sie wischt sich die Tränen weg.

Ein Klingeln ertönt, Dagi will aufstehen, aber Shirin ist schneller. "Hey, kann ich heute bei euch bleiben?", fragt sie mich dann, ich nicke. "Natürlich." Ich hebe meinen Blick nicht von dem Mädchen ab, ich möchte, dass sie lebt. Dann ein Hoffnungsschimmer, sie bewegt sich. "Shirin! Sie kommt wieder zu Bewusstsein!", schreit Dagi sofort durch die Wohnung, Shirin ist sofort zurück in meinen Zimmer. "Wo bin ich? Bin ich tot?" Eine schwache Stimme geht durch den Raum, meine Stimmung hebt sich sofort. "Nein, Gott sei Dank!", sage ich und nehme sie ohne groß nachzudenken in meine Arme. Ihr Körper ist noch kalt, aber wärmer, ich bin so dermaßen froh. "Du erdrückst mich..." Sofort lasse ich sie los, ich bin nur von meinen Gefühlen überwältigt gewesen. "Tut mir leid, ich war grad nur so glücklich!", entschuldige ich mich höflich, ich kann es einfach nicht fassen. "Schlaf jetzt erstmal, du siehst sehr müde aus", meint Dagi, das Mädchen blickt nun verunsichert. "Bringt mich bitte nicht nach Hause, ich -" Ehe sie zu Ende reden kann, unterbricht Shirin sie. "Keine Sorge, du ruh dich aus, dann sehen wir weiter." Dagi und ich stehen nun auf und wollen das Mädchen alleine lassen, Dagi schaltet das Licht.

Wir gehen in die Küche, ich kann jetzt nichts essen, ich bin einfach nur müde. "Ich hab keinen Hunger mehr, ich geh schlafen", sage ich und verziehe mich ins Wohnzimmer auf die Couch, Dagi soll bei Shirin schlafen. Ich mache mir nicht einmal die Mühe mich abzuschminken oder mich umzuziehen, ich will einfach nur schlafen und ich hoffe, dass wir morgen rausfinden, wer dieses Mädchen ist.

Mein zweites Kapitel, hoffe es gefällt euch (auch wenn ich erst 2 Views habe, haha). Sorry, wegen Rechtschreibfehlern es ist fast 1 Uhr morgens *gähn*.


Why I got you on my mind? Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt