"Idioten..."

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Lauras POV

Wir gehen zurück uns Wohnzimmer und setzen uns zu Dagi und Shirin auf die Couch. Kaum sitzen wir kommt Ju zu uns. "Melina, kommst du mit Pizza holen?" Innerlich bete ich, dass ich nein sagt und bei mir bleibt, aber ich weiß die Antwort bereits. "Klar, Ju." Sie steht auf, blickt noch einmal kurz zu mir mit einem "Alles wird gut"-Blick, dann verschwinden die beiden aus der Tür. Es ist still, bis die Tür sich schließt.

"Laura!", meint Shirin laut und aufgeregt. "Hmm?" Dagi rammt ihren Ellbogen unauffällig, naja eigentlich nicht, in den Bauch der neben ihr sitzenden Blondine. "Ehm, nichts. Ich mag es nur deinen Namen zu rufen." Ok? Ich werfe ihr einen verwirrten Blick zu, weil ich nicht weiß, was das gerade sollte. Dann werde ich kritisch, irgendwas ist faul, aber ich will es vermutlich gar nicht wissen. "Idioten...", höre ich nun von Luna, sie und Paola setzen sich zu uns.

"Und? Wie läuft's mit dir und Chris, Shirin?", fragt sie dann, Shirin blickt leicht verwirrt, was ist hier nur los? Melina, komm wieder zurück! "Gut, sehr gut. Was ist mit dir und Dima?" Eine Unterhaltung über ihre Beziehungen, man, das ist mir vielleicht mal unangenehm. Ich versuche meine Verlegenheit zu verbergen und mein Gesicht in dem schwarzen Hoodie zu verstecken, der mir leicht zu groß ist, ist ja auch Melina ihrer. Dagi wirft mir einen prüfenden Blick vor. "Haha, ich glaub, Laura und ich sind die einzigen Singles hier." Alle vier jungen Frauen starren mich nun an, ich versinke immer mehr in Scham und in den Pullover. "Ach, scheiß drauf!", schreit nun Shirin und springt auf, was ist jetzt los? "Laura, wir wissen von dir und dem Mädchen, wir haben euch belauscht." Ernsthaft? Privatsphäre ist wohl zu viel verlangt. Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, aber was rauskommt ist nur Stille. Ich habe dazu einfach nichts zu sagen, etwas wütend stehe ich auf. "Laura, es tut uns leid, aber es war Jus Schuld", meint Paola nun, jetzt beginnen sie also schon mit Schuldzuweisung. Ich gehe zur Tür, öffne sie und renne nach draußen, die Tür lasse ich offen stehe. "Laura, komm zurück!" Ich ignoriere sie einfach und renne die Straßen entlang.

Völlig außer Atem lasse ich mich auf einer Parkbank nieder, mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Ich ziehe mir die Kapuze über und versuche wieder zu einen regelmäßigen Atemrhythmus zu kommen. Ich bin froh, dass es regnet, im Regen sieht man keine Tränen, ich weiß, dass ich weine. Deshalb gehe ich gerne bei einem Schauer spazieren, weil ich in Ruhe weinen kann, ohne dass mir irgendwer Fragen stellt. Ich hasse Aufmerksamkeit, ich lebe gern mein Leben als unauffälliges Mädchen, auch wenn ich innerlich bereits schon tot bin. Ich bin nicht mehr zu retten. Ich brauche kein Mitleid. Ich brauche niemanden und gar nichts. Ich bin es nicht wert.

Der Regen, der so sanft begann, entwickelte sich zu einen kräftigen Schauer deutlich erkennbar an der grauen Jogginghose. Auch der Hoodie ist komplett durchnässt und klebt an meiner Haut. Ein ekliges Gefühl. Aber wo sollte ich hin? Den Weg zum Studio weiß ich nicht, ich bin einfach drauf los gerannt, auch Melina und Shirins Apartment würde ich nicht finden. Vielleicht ist es besser, wenn ich einfach hier sterbe. Oder mich umbringe. Sie werden über mich hinwegkommen. Gerade in diesem Moment fällt mir die Brücke vor mir auf, sie führt über den Rhein. Entschlossen, ein wenig zu entschlossen, stehe ich auf und gehe langsam auf das Gerüst zu. Mit jedem Meter, den ich näher komme, mit jeden Regentropfen, der in mein Gesicht fällt, werde meine Schritte größer und schneller. An der Railing angekommen, schnaufe ich erstmal, ich hätte in meinem Leben mehr Sport machen sollen, ist jetzt aber auch egal. Ich lege meine Hände auf das Metallgestell und will darüber steigen.

Melinas POV

"Huh? Wieso ist denn die Tür offen?", frage ich Ju mit den drei Pizzen in der Hand, er blickt verwirrt. Wir gehen hinein und finden vier Frauen vor, schuldige Blicke liegen in ihrem Gesichtern. Ich stelle die Pizzen ab. "Was ist los?", frage ich und blicke dier vier eine Antwort abwartend an. Moment, wo ist Laura? Ju stellt nun die anderen vier Pizzen ab, er scheint die Situation sofort zu durchschauen. "Verdammt, ihr habt es ihr gesagt?!" Dagi nickt, ich verstehe nun auch, was hier los ist. "Ihr habt sie doch nicht wegrennen lassen!?", schreie ich sie nun an, wie Schulmädchen, die beim Abschreiben in einer Klausur erwischt wurden, blicken sie zu Boden. "Scheiße, wir müssen sie suchen!" Ich hetze die vier nach draußen, es fängt gerade an zu regnen.

"Ju, Dagi, ihr geht Richtung Altstadt, Luna, Paola, Shoppingcenter, Shirin, du suchst mit mir im Park." Ich verteile die Aufgaben, alle nicken und mit meiner Mitbewohnerin im Schlepptau gehe ich Richtung Grünfläche. "Melina, es tut uns leid", meint Shirin irgendwann, ich nicke nur, nicht richtig bei der Sache. "Bist du sauer?" "Nein, überhaupt nicht." Sie erkennt den Sarkasmus in meiner Stimme, ich würdige ihr keinen Blick. Ich kenne Shirin und ihre direkte Art, sie war es sicherlich, aus der es rausplatzte, ich habe jeden Grund sauer auf sie zu sein.

Der Regen wird nun stärker, das Plätschern in den Pfützen wird immer lauter, meine Jacke ist dummerweise im Studio, ich laufe dafür einfach ein bisschen schneller. "Können wir ein bisschen langsamer gehen?", fragt Shirin, sie kommt kaum hinterher, ich höre natürlich nicht auf sie, das hat sie sich nicht verdient. "Melina! Ich glaube, da ist sie!", schreit sie dann aufeinmal, sie hat recht. Doch was macht Laura da? "Scheiße!", schreie ich laut und renne nun richtig. Gott sei Dank habe ich mit Joggen angefangen. Die junge Brünette steht am Geländer der Rheinbrücke und ihrer Bewegungen zu urteilen will sie gerade darüber steigen. Wenn ich nicht schnell genug bin, werde ich mir das niemals verzeihen! Und den anderen auch nicht! Ich strecke meine Hand bereits nach ihr aus, ich will nach ihr rufen, aber ein Klos steckt mir im Hals. Ich schließe die Augen und wenige Sekunden später spüre ich einen menschlischen Arm, ich öffne die Augen und ziehe diesen Arm schnell zu mir möglichst weit weg von der Railing. "Melina..." Sie fällt mir in die Arme, aufgrund des starken Regens sehe ich ihre Tränen nicht, aber ich höre sie in ihrer Stimme.

"Laura!" Shirin ist nun auch bei uns angekommen, vollkommen außer Atem. "Es tut uns leid, wir hätten euch nicht belauschen sollen, verzeih' mir bitte!" Laura sagt nichts, stattdessen löst sie sich aus meiner Umarmung und nimmt die Blondine in die Arme. Die Jungendlich ist nicht so gut mit Worten, sie drückt sich mehr durch Gesten aus, deshalb sagt sie auch nicht ein Wort. Shirin streicht ihr über die Haare und drückt sie fest an sich, ich muss lächeln. "Gut, dass alles wieder geklärt ist, gehen wir zurück?" Die zwei entfernen sich voneinander und wir gehen zurück ins Studio.

Hoffe es gefällt euch und danke an meine treuen Leser für... eure Treue? 200 Reads, ihr seid hammer. Haha. Viel Spaß beim Lesen :)

Why I got you on my mind? Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt