"Ich hab es nicht anders gekannt."

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Lauras POV

Wow, das haben sie alles nur für uns gemacht? Ich kann es einfach nicht glauben und bleibe erstmal in der Tür wie angewurzelt stehen, bis ich von einer strahlenden Melina in die Wohnung gezogen werde. Sie ist schon komplett eingerichtet, viele neue, aber auch einige alte Möbel stehen in unserem neuen Apartment. Es ist einfach nur perfekt. Sogar eine Terrasse und einen Garten hat es.

"Laura, deine Sachen und dein Hund!" Ich vernehme Kellys Stimme, das habe ich ja vollkommen vergessen. Ich renne zum Auto und lasse meinen Hund in die Wohnung, Melina schnappt sich meinen beladenen Rucksack. "Ohhh, der ist ja süß!", meint Paola begeistert und krault Jackson hinter den Ohren. Mir war klar, dass sie ihn mag, sie hat selbst einen Hund. Auch die anderen streicheln meinen pelzigen Begleiter, er lässt es freudig zu. "Wie heißt der denn?", fragt mich Luna neugierig. "Jackson. Ich hab' ihn mitgenommen."

Melina geht an mir vorbei in unser Schlafzimmer, ich folge ihr. Sie stellt meinen Rucksack auf den Laminatboden ab und lässt sich auf dem Bett nieder. Ich packe diesen nun aus, ganz oben kommt mein Basketball zum Vorschein.

"Ihr habt auch einen Hof, müsstet nur einen Korb kaufen", meint Dagi, die im Türrahmen lehnt, ich erschrecke mich leicht. "Ja, wir müssten eh noch ein bisschen was kaufen gehen, auch für den Hund", stellt Melina fest und legt sich die Decke anstarrend hin, Dagi setzt sich nun neben sie auf das breite Bett.

Ich ziehe das restliche Zeug aus meinen Rucksack, CDs, Bücher, mein Plüschminion und mein Tagebuch. "Oh mein Gott, ist der knuffig!", schreit Dagi und schnappt sich das Plüschtier, ich glaube, sie hätte nicht gedacht, dass ich so einen habe. "Hey, Dagi, rate mal von wem sie Poster in ihrem Zimmer hatte?", meint nun meine Freundin lachend, sie spielt auf die von ihnen an. "Von uns?", fragt sie ebenso lachend, Melina nickt.

"Kommst du später mit einkaufen?", fragt sie dann, die Blondine nickt. "Klar, wohne ja eh nur fünf Häuser weiter und kann euch noch beim restlichen Einrichten helfen." Ernsthaft? Dagi wohnt auch in dieser Straße? Haha, wie cool.

"Laura? Was ist mit deinem Auge?", fragt die Blodine nun, sie scheint es jetzt bemerkt zu haben. Ich lege meine Hand auf die lila Stelle, es pocht wie wild. "Ihre Mutter war nicht gerade glücklich über ihre Entscheidungen", erklärt Melina, ich nehme leichte Wut in ihrer sonst so sanften Stimme wahr. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es ihr mehr weh tut als mir. Was meine Mutter tut und sagt ist mir schon lange egal geworden, als ich vierzehn war, bezeichnete sie mich als die größte Enttäuschung ihres Lebens.

Ich hatte keine glückliche Kindheit, aber ich bin da jetzt raus. Ich bin nun fast erwachsen und lebe mit einer wundervollen Frau zusammen, die ich meine Freundin nennen kann.

"Das sollte man vielleicht kühlen, ich hole ein Coolpack", meint Dagi und steht auf. "Ich werd' schnell rüber gehen, ich bin mir sicher, dass ihr hier noch keins habt", lacht sie dann und geht aus dem Zimmer. Ich setze mich nun aufs Bett zu meiner Freundin, welche sogleich ihre Arme von hinten um mich schlingt. Sie gibt mir einen Kuss auf meine Wange, welche frei von Verletzungen ist und lässt dann ihren Kopf auf meiner Schulter nieder.

"Laura?" "Ja?" "Du musst unglaublich stark gewesen sein." Ich löse mich vorsichtig aus ihrer Umarmung und blicke sie fragend an. "Ich meine, du hast das fast siebzehn Jahre über dich ergehen lassen." Ich seufze und lege mich mit den Blick zur Decke auf das Bett. "Ich hab' es nicht anders gekannt, ich hab' einfach damit leben müssen", erkläre ich, die Erinnerungen reißen die Wunde im meiner Seele wieder auf und eine Träne rollt meine pochende Wange hinunter. "Hey, alles ist gut!" Vorsichtig wischt sie mir Melina, bei der Berührung mit meiner Verletzung zucke ich leicht zusammen und sie zieht sofort ihre Hand weg. "Sorry, ich wollte nicht..." "Schon gut", unterbreche ich sie, ich will nicht, dass sie sich deswegen schuldig fühlt.

Ich kenne Melina und ihren Beschützerinstinkt nur allzu gut, gegenüber mir ist er besonders ausgeprägt. Ihr tut es weh, mich so zu sehen, mich leiden zu sehen, ich liege ihr am Herzen und sie mir auch. Ich hätte niemals gedacht jemals eine solche Liebe zu erfahren, schon gar nicht von einer Berühmtheit. Und dennoch liege hier mit ihr und sie streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Manchmal kann ich mein Glück nicht fassen, ich habe so viel Scheiße in meinen Leben durchmachen müssen und bin ich an der Seite einer hübschen Frau, die mich aufrichtig und ehrlich liebt.

Langsam richte ich mich nun wieder auf, Melina steht vom Bett auf und hält mir die Hand hin. Ich lege meine in ihre und sie zieht mich hoch auf meine Beine. Sie hat jedoch unterschätzt wie leicht ich bin und als Resultat lande ich direkt in ihren Armen. Ich blicke hoch zu ihr und erkenne ein Grinsen auf ihren Lippen und einen leichten Schimmer in ihren blaugrauen Augen. Dadurch zaubert sie auch mir ein Lächeln aufs Gesicht, ich beuge mich etwas zu ihr und küsse sie kurz, aber gefühlvoll.

Jeder Kuss mit Melina ist so elektrisierend, eine Kraft durchfließt in diesen Moment jede Zelle meines Körpers und mein Herz setzt ein paar Takte aus. Ich verliere jedes Mal die komplette Kontrolle über meinen Körper, mein Gehirn und Verstand hat nichts mehr zu melden, während ich mich in diesen tranceähnlichen Zustand befinde. Frei von Sorgen, frei von Ängsten, frei von Zwängen. Ich finde es immernoch unglaublich, wie eine Berührung so etwas auslösen kann.

Ich lege meinen Kopf auf Melinas Schulter, sanft umschließt sie meinen Körper mit ihren Armen und wir verharren in dieser Position. Wir sagen nicht ein Wort, wir stehen einfach da und genießen den Augenblick. Es ist kein unangenehmes Schweigen, es ist diese zufriedene Stille, die nun zwischen uns herrscht. Jedes Wort, jede Bewegung würde diesen Moment nur zerstören und das will keine von uns beiden. An solchen Tagen merke ich, dass wir beide einfach füreinander bestimmt sind, das Schicksal hat uns nicht zufällig zusammengeführt.

"Sorry, dass ich euren romantischen Moment zerstöre, aber Shirin fragt, wo ihr bleibt." "Wir kommen gleich, Jan!", entgegnet Melina mit einem scharfen Unterton in der Stimme, die zwei haben zur Zeit ein wenig Stress miteinander. Jeder weiß, dass Jan sie liebt, deshalb hat er auch etwas gegen mich und unsere Beziehung, aber das ist mir egal. Und Melina auch. Er muss einfach damit klar kommen, da sie erstens lesbisch und zweitens mit mir zusammen ist.

"Ihr sollt jetzt aber kommen", erwidert er, Melina und ich lösen uns voneinaner und meine Freundin wirft ihm einen wütenden Blick zu, woraufhin dieser gleich verschwindet. Wir folgen dann auch ins Wohzimmer nach.

Hey, hey! :) Sorry, ich wollte es eigentlich schon am Freitag rausbringen, aber da kam TubeClash, haha. Habe natürlich für Melinski gestimmt ;) Hoffe euch gefällt das Kapi :)

Why I got you on my mind? Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt