Erster Akt

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Das kühle Mondlicht umschmeichelte meine Silhouette, als ich binnen der Nacht durch die Gegend schlenderte. Mein rubinroter Koffer klapperte hinter mir und sprang auf und ab, sobald dieser ein Hindernis überrollte. Wohin ich genau hin musste, war mir nicht klar, da ich die schnell hingekrakelte Schrift meiner Mutter nicht entziffern konnte. Laut musste ich deshalb seufzen. Als ich von gewisser Distanz eine immense Villa erspähte, weiteten sich meine Augen gewaltig. ,,Das muss es sein!" Rief ich lautstark und voller Begeisterung.
Ich beeilte mich und beschleunigte meine Schritte, ebenso wie das Vorankommen meiner ganzen Sachen. Vorsichtig achtete ich auf meine Handtasche- schließlich verbarg sich mein kleiner Wollknäul darin. Sobald ich schneller wurde, wachte Wollknäul auf und spähte vorsichtig aus meiner Tasche, während er ein lautes Gähnen von sich hören ließ. Das Kätzchen spitzte seine Öhrchen und miaute, zur gleichen Zeit ich ein großes, gold lackiertes Tor aufschob...

Ich war hier schon oftmals in meiner Kindheit gewesen, doch seit damals waren einige Jahre vergangen. Mittlerweile würden sie sich unmöglich an mich erinnern können... Trotzdem sprang mein Herz vor Vorfreude, als ich den Rosengarten erblickte. In diesem waren alle Arten, alle Farben; von königsblaue bis blutrote Rosen enthalten. Die in dunklen Farben gestrichene Villa, erstreckte sich direkt vor mir in all ihrer Pracht- doch im Vergleich zu früher erschien sie mir recht trist. Der kleine Springbrunnen, welcher genau in der Mitte des Anwesens empor ragte, spuckte Wasserstrahlen in verschiedenen Formen aus. Das Rauschen des Wassers beruhigte mich irgendwie, Wollknäul hingegen verkroch sich aber in meine Weiße Handtasche und legte sich wieder schlafen. Rasch eilte ich zur Eingangstür, und klopfte hörbar. Keine Antwort. Erneut hämmerte ich gegen die Tür, doch wieder kam keine Reaktion von der anderen Seite. Ob sie wohl nicht da waren? Ich wollte mich eben auf die Treppe setzen, als eine Gestalt die Tür doch noch entriegelte. Ein grimmig schauender Butler inspizierte mich ohne etwas zu sagen. ,,Ich bin Ella Scarlet und ich wurde-..." Der etwas ältere Mann verschwand ohne mir jeglichen Respekt zu zeigen, oder mir gar zuzuhören. Die Tür aber, hatte er offen gelassen. Sollte ich nun eintreten, oder doch nicht? Fragte ich mich verwirrt. Ich entschied mich für Ersteres und schloss die Tür hinter mir. ,,Da wären wir..."

Plötzlich hörte ich laute Schritte, die immer schneller wurden- und noch das Schlimmste; sie kamen direkt auf mich zu. Ein rothaariger Junge mit smaragdgrünen Augen- und mit einem Saum der Hose hochgekrempelt lief auf mich zu und warf mich durch eine Umarmung zu Boden. ,,Ella, endlich besuchst du Ore-sama wieder!" Kreischte er aufgeregt. Anschließend rappelte er sich wieder auf und streckte mir seine Hand hingegen. ,,Ayato?" Zögerlich versuchte ich mich zu erinnern, und das war der erste Name, der mir einfiel, welcher eventuell zu ihm passen könnte. Noch immer hatte ich meine Schwierigkeiten die Sakamaki Brüder zu unterschieden. ,,Du riechst immer noch so lecker!" Bemerkte er, als ich seine Hand nahm und er mich zu sich zog. Rapide löste ich mich von ihm und blickte ihn verwirrt an. ,,Entschuldige mich, aber das ist etwas unerhört von dir..." Die Sakamaki waren etwas eigenartig soweit ich sie kannte, doch immer noch verstand ich nicht, was sie von normalen Menschen unterschied. ,,Miau!" Ein lautes Fauchen entsprang meiner Tasche, als ich bemerkte, dass Ayato gleichzeitig auch Wollknäul zu Boden geworfen hatte. Verwirrt sprang er auf, so als hätte er den Teufel gesehen. Eine schneeweiße, kuschelige Gestalt sprang geschickt aus meiner Handtasche und stupste anschließend mit seinem Kopf gegen mein Bein. ,,Tiere sind hier nicht erlaubt." Eine kalte Stimme erklang direkt hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich einen schwarzhaarigen jungen Mann mit einer Brille, der mich streng anblickte. ,,Was tust du überhaupt hier? Habe ich dir nicht bereits gesagt, du solltest dich nicht blicken lassen?" Wollknäul fauchte den Mann an, an wessen Namen ich mich nicht erinnerte. Instinktiv sprang dieser zurück und hielt sich ein Taschentuch vor der Nase, das er eben aus seiner Schuluniform gezogen hatte. Wollknäul wollte sich ihm nähern und ihn kratzen. Statt ihn festzuhalten, ignorierte ich ihn und blickte den Schwarzhaarigen an. ,,Ich würde das an deiner Stelle nicht tun, Schweinchen..." Schweinchen? Fragte ich mich perplex. Ein Hutträger- Raito, nickte mir zu und nahm die Katze in seinen Armen. ,,Reiji ist allergisch gegen Katzen." Ich wusste nicht, ob ich mir das einbildete, aber er sprach sehr amüsiert darüber. Aber wieso hatte er mich so gennant? Ich fuhr mir durch meine Haare und bemerkte es. Stimmt ja, meine Haare hatten einen zarten Pastellton...

Drei der Brüder waren bereits versammelt und haten mich zum Speisesaal geführt, aber wo steckten die Anderen? ,,Aus welchem Grunde bist du überhaupt hier?" Fragte mich der Brillenträger, dessen Name ich immer noch nicht wusste. Stimmt ja, sie wissen ja gar nichts! Aus meiner Handtasche fischte ich einen Brief heraus und übergab ihm den Mann, während ich wartete, bis er ihn öffnete. Schließlich kannte ich den Inhalt ja noch garnicht. ,,Wenn wir alle versammelt sind..." meinte er, als hätte dieser meine Gedanken gelesen.

Wir betraten den Speisesaal, wo ich drei weitere Männer sah, die mich alle musterten. Sofort stachen mir zwei eisblaue Augen ins Visier. Shu. Sagte eine Stimme in mir. Ich erinnerte mich an ihm am besten, das war klar. Letzendlich war er ja der Älteste und somit derjenige, den ich am ehesten kennengelernt hatte. Mit einem zögerlichen Winken begrüßte ich sie und setzte mich auf einem beliebigen Stuhl. Ayato setzte sich direkt neben mich und grinste mich freudig an, währenddessen der Schwarzhaarige meinen Brief öffnete und diesen las. Ich wollte gerade aufstehen, als er mich finster anstarrte, ich solle sitzen bleiben. Genervt ließ ich mich wieder auf den Stuhl plumpsen. Ich will ja nur wissen, was darin stand...

Er war fertig- das sah ich, an seinem amüsierten Blick. ,,Du stehst ab heute unter dem Schutz der Sakamaki. Und das als Opferbraut..." verkündete er schadenfroh. Ich nahm das als einen schlechten Scherz auf und begann zu lachen, meine Katze aber, die immer noch in Raitos Armen gelegen hatte, sprang auf und fauchte laut. ,,Gerne, wenn ihr Augenbinden und eine Peitsche habt, mache ich voller Vergnügen mit mit euren Spielchen!" Ich kippelte auf meinen Stuhl hin und her- als ich ein unterdrücktes, unheimliches Lachen vernahm. ,,Ich hoffe, dass wir gemeinsam noch vieeel Spaß haben werden!" Verkündete Raito, binnen er sich mir näherte. ,,Ich wollte schon die ganze Zeit wissen, wie dein Blut kostet..." flüsterte Raito in mein Ohr und machte Anstalten seinen Mund auf meinen Hals zu platzieren. Sofort stieß ich gegen seinen Bauch und gewann somit glücklicherweise etwas Abstand. ,,Was zur Hölle?!?" Was sollte das denn eben? Eine warme Flüssigkeit rannte meinen Hals runter- es war mein eigenes Blut. Wann hatte er es geschafft, mich zu verletzen?
Die Reaktion der Anderen ähnelte Raitos stark- Ayato stieß Raito wütend weg und bleckte sich die Eckzähne. Sie sahen unglaublich spitz aus, beinahe wie Fängzähne...

,,Vampire..." flüsterte ich perplex. Nun war ich verwirrt; wieso habe ich in den ganzen Jahren nie etwas davon bemerkt? Mir war vollkommen bewusst, dass Vampire für normale Menschen nur als Fantasie galten, doch ich wusste es besser, dass es Kreaturen wie diese tatsächlich gab. Vor was sollten sie mich eigentlich beschützen...? ,,Moment mal-" ich starrte den Schwarzhaarigen an. ,,Jetzt verstehe ich dein damaliges Verhalten, Subaru..." Aus mir unerklärlichen Gründen lachten alle, außer der Weißhaarige und den Mann, den ich eben angesprochen hatte. ,,Hier liegt wohl eine Verwechslung vor... Mein Name ist Reiji und sein Name ist Subaru." Reiji richtete seine Brille genervt und blickte zu den eigentlichen Subaru.

Vorerst hatte ich es geschafft, sie irgendwie abzulenken- aber bald würden sich diese Vampire an mir heran machen, das war das Logischte der Welt. Aber was stand genau in dem Brief, wieso bin ich überhaupt hier, ohne eine triftige Erklärung bekommen zu haben?

Diary of a Witch  ~ Diabolik Lovers (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt