Mit einem beinahe lautlosen Klacken drückte ich die Türklinke runter und öffnete somit die Tür, so langsam ich auch konnte.
Ein Haufen unzähliger Bücher, ordentlich sortiert in riesigen Regalen aus Kirschbaum, stach sofort in mein Visier, kaum ich den Raum betreten hatte. Weit und Breit erkannte ich Bücher in abertausenden Sprachen und Genres, die ich anhand ihrer Namen klassifizieren konnte. Die Wände waren somit voll bestückt, nichtdestotrotz wirkte das Zimmer nicht unorganisiert- ganz im Gegenteil. Abgesehen der wenigen Möbel; wie einen dunkelbraunen Schrank, einen Schreibtisch mit einem Reagenzglasständer und Phiolen, an welchem vor kurzem noch jemand gesessen hatte, dem großen runden Körperspiegel und eines Bettes- wirkte das Zimmer nicht allzu beladen.
Ein Grinsen kreuzte meine Visage, als ich mich näher umblickte. Ich entdeckte auf seinem Arbeits- oder eher gesagt Schreibtisch ein Schachbrett und dessen jeweiligen Figuren. Hölzerne, alt aussehende Türme, Ritter und Könige schauten mich regelrecht an. Voller Bedacht streckte ich meine linke Hand nach einer Figur aus und nahm sie in die Hand, um sie mir näher anzuschauen. Reiji mochte schon seit seiner Kindheit logische Strategiespiele. Ein leises Lächeln kreuzte meine Lippen, als Bilder aus alten Zeiten vor mein inneres Auge aufblitzten. Ich ließ mich jedoch nicht allzu lange von ihnen treiben und verwarf diese folglich in eine Ecke meines Gehirns. Melancholisch zu werden, brachte nichts Positives mit sich. Es war kontraprodutiv und somit für mich Zeitverschwendung in meiner jetzigen Position. Vielmehr schien etwas anderes wichtiger zu sein.Meine Augen fielen wie automatisch auf das offenliegende Notizbuch, das auf dem hölzernen Tisch ruhte. Wie von einem Magnet angezogen, bewegte ich mich von allein gen Buch, um dessen Inhalt zu erspähen. Es war ein Tagebuch. Oder zumindestens schien es eins zu sein. Voller Neugierde stützte ich mich am Tisch ab mit meiner rechten Hand und beugte mich nach vorn. Letzendlich jedoch packte ich das Buch und nahm es in meine Hände.
,,Tag 47: Das Subjekt weist weiterhin die selben neurotischen Störungen auf. Sprachvermögen scheint vollkommen verloren zu sein. Selbstverletzendes Verhalten nimmt zu. Verstümmelung der Finger bishin zum Mittelhandknochen: abgebißen. Schlagen des Kopfes an Wandoberfläche- selbstzugefügt. Heilung der abgerissenen Palpebra (Augenlid) trifft nicht ein. Keinen möglichen ungefährlichen Kontakt -"
Mein Magen drehte sich regelrecht um, als ich jene verwirrende aber auch zugleich grausamen Worte las. Ganz offensichtlich betrieb Reiji Experimente an einem Menschen. Es widerte mich zutiefst an. Szenen wie aus den schrecklichsten Horrorfilmen stellte ich mir vor und bemitleidete zugleich auch das Individuum, das Reiji derart schadete. Er musste auf alle Fälle aufgehalten werden. Es ging mich zwar nicht direkt etwas an, aber mein Gewissen würde sonst nicht still halten. Entschlossen nahm ich das Tagebuch in die Hand und blätterte nach vorn, nach hinten, um irgendetwas Nützliches zu finden. ,,Es ist unerhört in den Sachen anderer rumzuschnüffeln." Ein plötzlicher, eiskalter Schauder lief meinen Rücken runter, als ich Reijis Stimme hinter mir- äußerst nahe- vernahm. Ich war wie versteinert, mit dem Gewissen, mir würde was zustoßen, sollte ich auch nur eine einzige falsche Bewegung meiner Muskeln zulassen. Was ich nun tun sollte, wusste ich keinesfalls. Deshalb blieb ich genau so stehen. Jede einzelne Faser meiner Selbst war zu kältestem und starrstem Eise konvertiert. Ich blinzelte nicht und spürte daher auch wie meine Augen zu tränen begannen. Nicht einmal zu atmen, wagte ich es, so terrorisiert war ich.
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Diary of a Witch ~ Diabolik Lovers (Leseprobe)
Roman d'amour,,Schmerz und Vergnügen gehen Hand in Hand, sagt man. Aber niemand erwähnt, dass Schmerz nur ein kleiner Schritt zu noch mehr Vergnügen ist..." Ein leises Kichern entkam mir, als ich diese einfachen Worte in meinem Kopf aufsagte. Abertausende Bilder...