Achter Akt

722 33 7
                                    

Ist es möglich, jemanden so stark zu hassen, wie ich es tat?

Voller Abscheu blickte ich in seine dunklen rotglühenden Augen, die zwischen einzelnen schwarzen Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen, hervorblizten. Seine Haut war leichenblass, beinahe porzellanartig- zu perfekt für einen Menschen. Im Kontrast zu ihnen fielen seine wonnevollen roséfarbenen Lippen auf, die zwei kleine Erhebungen auf einer Landschaft aus Schnee bildeten. Eine Brille mit schlichtem Rahmen schmückte und vollendete das ganze große Bild. Jedoch sah er ohne Brille nicht weniger atemberaubend aus- ganz im Gegenteil...

Ich wandte meinen Blick von ihm ab, um auf den unberührten, weißen Teller vor mir zu starren. Die rote Flüssigkeit- eine Suppe aus mehreren purierten Gemüsesorten- schwankte jedes einzelne Mal, winzige Wellen bildend, sobald einer der Sakamaki den Tisch auch nur anstupste. ,,Darf ich dein Teller haben, wenn du das schon nicht isst?" Ayato, der rechts neben mir am Esstisch saß, zeigte auf meinem Teller mit einem Löffel gewappnet. Nickend, blickte ich auf- meine Hände verschränkt, auf meinem Schoß ruhend.

Mir war übel.

Ich schluckte hörbar, als ich realisierte, dass mich der schwarzhaarige Vampir immernoch anblickte. Mir anschließend auf die Unterlippe beißend, kniff ich meine Augenlider zusammen. Mich überkam das Verlagen, mein Hals zu tasten und die Wunde, die mir Reiji zugefügt hatte, wie auch immer zu entfernen. Jeder einzelne Zentimeter meiner Haut, den er berührt hatte, fing urplötzlich an, zu kribbeln, zu jucken.

Ich öffnete meine Augen wieder- zurück in das kalte schaurige Jetzt. Es verlangte beinahe schon zu viel Energie von mir, wach zu bleiben. Seitdem Reiji mein Blut genommen hatte, fühlte ich mich schwach- so als wurde mir etwas Wichtiges entrissen. Beinahe in Selbstmitleid verfallen, kamen abertausende Fragen in mir auf, weshalb ich derartiges Schicksal erlitt. Vor kurzer Zeit war ich noch ein relativ normales Mädchen- abgesehen davon, dass ich aus einer Familie aus Hexen stammte. Und von einem Tag auf den anderen hatte sich mein Leben von Grund auf verändert.

Ich seufzte- mal wieder.

Es waren sieben Tage her gewesen, dass ich gegen Reiji gespielt und verloren hatte. Glücklicherweise hatte er nicht wieder versucht, von meinem Blut zu trinken. Doch ich konnte nicht wissen, wie lange dieser Frieden noch herrschen würde.
In der Zeit hatte ich es immer noch nicht geschafft, herauszufinden, was all diese bizarren Vorfälle auf sich hatten. Ich bezweifelte jedoch sehr, dass ich das in naher Zukunft auch herausfinden könnte.

Ein lautes Türknallen riss mich aus meinen Gedanken und brachte mich wieder zurück. Meinen Kopf zur Seite drehend, erkannte ich sofort einen goldblonden Haarschopf, die Kabel der Kopfhörer, die auf merkwürdige Weise an seinem Hals befestigt waren und die eisblauen Augen, die die Meinen trafen. Er schaute gleichgültig weg- so als wäre ich Luft gewesen.
,,Du entscheidest dich also doch noch dazu, uns mit deiner Anwesenheit zu beehren?" Mit höhnischem Ton und einer hochgezogenen Augenbraue machte er sich über Shu lustig. Nichtdestotrotz verhielt sich Shu seinem Bruder genauso gegenüber wie mir. Er pflanzte sich an einem Ende des Tisches und schien auch nicht gewillt, auf irgendeiner Weise mit jemanden reden zu wollen. Reiji hingegen, der wütend zu sein schien, stand rasch auf und verließ ohne weiteres den Saal. Ich atmete hörbar aus und bemerkte, dass ich meine Nägel die ganze Zeit über in mein Handrücken gebohrt hatte.

,,Es nervt..." knurrte Subaru plötzlich auf, regelrecht die Augen verdrehend.
Wie liebend gern, ich ihm doch einfach zugestimmt hätte...

~~~
Ein Bild, eingerahmt in Rot, das verdeckt gelegen hatte, hatte meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich richtete es wieder, nur um drei Personen zu erkennen, die mir nur zu bekannt vorkamen.

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Diary of a Witch  ~ Diabolik Lovers (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt