Die Schmülls

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, machte ich mich gleich fertig und wechselte den Verband nochmal. Ich war froh, dass ich ihn heute Abend ganz abnehmen durfte. Ich schnappte mir ein Nutella Brot und ging gleich zu Flocke. Ich Putzte sie, sattelte sie und ritt zum Martinshof.

Dort angekommen, band ich Flocke an und ging zu Holger in den Stall. „Hey", begrüßte ich ihn. „Hallo Julia", begrüßte er mich auch. Ich nahm gleich die zweite Mistgabel in die Hand und half Holger bei den Ställen ausmisten. Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ich das hier mache: 1. Hilf ich gerne Holger. 2. Gibt Frau Martin mir immer 5-10 Euro.

Nach mehreren Stunden Arbeit, hörten Holger und ich plötzlich lautes Motorengeräusch und Pistolenschüsse. „Was ist 'n das?", fragte ich Holger. „Keine Ahnung, komm lass uns nach gucken.", sagte er und wir liefen zum Tor. Wir stellten uns vor das Tor und Holger nahm seine Mistgabel mit. Auf den Hof fuhr ein blaues offenes und merkwürdiges Fahrzeug und kam vor uns zum Stehen. Aus dem Fahrzeug stiegen drei Jungs und zwei Mädchen aus. „Das sind...", fing Bibi an, stoppte dann aber doch. „Das sind Jacko und Jessie.", sagte ein braungebrannter Junge und zeigte auf die Kinder vor ihm. „Lynnie", sagte Jacko und zeigte auf das kleinste Mädchen, das eine Kröte in der Hand hielt. „Und ich bin übrigens Tarik", stellte sich der Junge von eben vor. „Und wir sind die Schmülls", sagte der letzte Junge, der eine Kappe aufhatte und grinste. „Ach und das ist Ole", sagte Tarik. „Und wer ist das?", fragte Jessie und zeigt auf Holger, der neben mir stand. Automatisch lagen nun alle Blicke auf Holger und mir. Ole stoß Tarik in die Seite und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Danach schauten sie beide zu mir, was mir sehr komisch vorkam. „Das sind Holger, mein großer Bruder und Julia von Falkenstein.", sagte Tina. „Und ich bin Tina und das ist Bibi", sagte Tina noch. „Ich dachte, Jungs steh 'n nicht so auf Pferde.", sagte Bibi. „Naja, so lange ich nicht immer brav im Kreis reiten muss...", antwortete Tarik ihr. Tarik hatte seinen Blick inzwischen von mir angewendet, aber Ole nicht... „Du...Ihr wollt alle hier Reiterferien machen?", fragte Tina die Schmülls. „Alle oder keiner.", sagte Ole und nahm endlich den Blick von mir ab. „Die Einverständniserklärung unserer Mutter.", sagte Tarik und holte einen zerknitterten Zettel hervor und gab ihn Frau Martin. „Und die Knete für eine Woche. Ihr habt bestimmt auch Vorkasse.", sagte Ole und holte einen Bündel Geldscheine hervor. „Hallo erst mal. Wisst ihr, in der Regel bringen die Eltern die Kinder zu uns.", sagte Frau Martin und musterte die fünf. „Und darfst du dieses Dingsdabumsda eigentlich schon fahren?", fragte Frau Martin und wandte sich an Ole. „Also erstens ist das kein Dingsdabumsda, sondern ein Tuk-Tuk. Und zweitens, ja, das geht schon ab sechzehn!", sagte Ole stolz. „Trotzdem. Ein bisschen was muss ich schon noch über euch wissen.", sagte Frau Martin noch nicht überzeugt. „Wir wissen ja was - wo die wohnen und so. Wir waren ja schon da!", sagte Bibi plötzlich. Hä? Davon weiß ich aber nichts... „Tina?", fragte Bibi, doch die gab nur ein: „Hm", zurück. „Ist doch gut. Mal ein paar Jungs zum Anpacken, dann muss Julia und ich nicht alles machen.", sagte Holger und klopfte mir auf die Schulter und ging rein. „Na gut.", sagte Frau Martin nach langem Überlegen und lächelte die fünf an. „Ich muss jetzt gehen. Bye", sagte ich zu Tina und spürte wieder alle Blicke auf mir. Ich ging wieder in den Stall und verabschiedete mich von Holger. Danach band ich Flocke los und stieg auf. Ich schaute nochmals auf die Uhr. 11Uhr zeigte sie an. Jetzt muss ich mich beeilen. Ich Galoppierte über den Martinshof und an den Schülls vorbei, die mir hinterher schauten. Als ich im Schloss ankam, sah ich wie Mein Vater, Alex und Dagobert an der neuen Alarmanlage standen und sie programmierten. Ich ging in mein Zimmer, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich schaute auf dem Display, wo Tina stand. „Hallo Tina, was gibt's?", fragte ich sie. „Hi Julia, ich muss dir was sagen, dass hatte ich ganz vergessen.", sagte Tina mir. „Als wir in Rotenbrunn waren, hatte Bibi noch einen Flyer übrig...

...und jetzt ist er auch noch hier auf dem Hof.", endete Tina ihre Erzählung. Im Hintergrund hörte ich Bibi protestieren. „Na komm, Tarik gefällt dir schon total.", sagte Tina zu ihr. „Hä? Der ist voll der Angeber und Quatschkopf. Findest du etwa, dass er gut aussieht? Pfff, nee.", hörte ich sie sagen. „Ja is klar.", sagte ich zu ihr und fing an zu Kichern. „Du wir müssen auflegen, Tschüss.", verabschiedeten sie sich und legten auf. Als ich später im Bett lag, dachte ich noch lange über die Schmülls nach...bis ich schließlich einschlief.

Ole - Sicht

Ich und mein Bruder standen hinter einer Hütte auf diesem Hof. „Das war das Mädchen vom Einbruch? Bist du dir sicher?", fragte Tarik mich. „Ja klar, hast du nicht ihren Verband um ihren Kopf gesehen? Das war ich mit der Tür. Und außerdem heißt sie Von Falkenstein, sie ist die Tochter vom Graf.", sagte ich ihm und er schien zu überlegen. Schließlich stimmte er mir zu und wir gingen rein. Als wir in unserem Zimmer ankamen, sahen wir das Jacko schon brav in seinem Bett lag. Ziemlich ungewöhnlich für ihn. „Was is 'n mit dir los? Schon im Bett?", fragte Tarik ihn. „Ja", sagte Jacko einsilbig. Ich war grade dabei meine Schuhe auszuziehen, als Jacko noch fragte: „Kann ich bei euch schlafen?" „Ja klar.", lächelte ich ihn an und Tarik schob die Betten zusammen. Jacko legte sich neben mich und ich legte einen Arm um ihn. „Und jetzt 'ne Geschichte. Aber 'ne schöne!", sagte Jacko und Tarik fing an zu erzählen. „Es war einmal eine riesengroße Family...", fing er an, als plötzlich Jessie und Lynnie ins Zimmer schlichen. „Können wir mithören?", fragte Jessie und Tarik nickte. Lynnie kuschelte sich zwischen mich und Tarik. „...eine Mutter mit ganz vielen Kinder..." „Und 'ner Kröte.", warf Lynnie schläfrig ein. „Und 'ner Kröte. Die reisten durch die ganze Welt. Einmal fuhren sie in eine Wüste, und ein Sandsturm kam auf.", erzählte Tarik. Ich machte pfeifende Geräusche, wie der Wind. „Schnell packten alle mit an und bauten ein Zelt auf, in dem sie ganz viel Platz hatten. Der Wind rüttelte an der Plane, aber drinnen war es total gemütlich. Alle kuschelten sich aneinander, weil sie schlafen wollten, aber der Wind war so laut, dass keiner schlafen konnte. Und dabei waren sie alle ganz müde, weil sie den ganzen Tag gereist waren. Also haben sie gewartet, und dann wurde der Wind immer leiser, und er wurde wie eine Melodie zu einem Lied, und dann konnten sie alle einschlafen, sogar die Kröte.", endete Tarik seine Geschichte. Alle schliefen und ich schloss auch meine Augen.


Bibi und Tina - Voll VerhextWo Geschichten leben. Entdecke jetzt