Kapitel 8

1.9K 95 6
                                    

Als ich am nächsten Morgem aufwachte schaute ich zuerst auf mein Handy. Der Handywecker hatte mich geweckt obwohl Sonntag war. Drecksteil. Naja, jetzt war ich ja schon wach. Ausserdem hatte ich 41 neue Nachrichten von Chaya, welche ich geflissentlich ignorierte. Statt sie zu lesen machte ich mich auf den Weg nach unten in die Küche, wo ich Matt, mit einer Tasse Kaffee vor seiner Nase, antraf. "Hey. Ich hab dir auch einen gemacht.", nuschelte er, als er mich bemerkte und nickte zur Kaffeemaschine. Ich lächelte und schnappte mir die Tasse. Das brauchte ich jetzt. "So freundlich heute. Was ist denn los?", fragte ich ihn, als ich ihm gegenüber platz genommen hatte. Er grinste unschuldig und nahm einen Schluck bevor er mir antwortete. "Weisst du, ich wollte mich entschuldigen.." "Ach! Matt entschuldigt sich? Na sowas.", fiel ich ihm ins Wort und machte gespielte grosse Augen. Er lachte. "Jetzt lass mich doch mal. Jedenfalls tut mir das mit Chaya leid. Du weisst schon." Er wurde ernst und beobachtete meine Reaktion. "Ist schon ok. Sie wird hier sowieso nicht mehr auftauchen.", seufzte ich. Er kratzte sich am Kopf. "Ups." Mehr sagte er nicht, er sah mich nur mit diesem Hundeblick an, den wir alle ganz gut drauf hatten. "Oh nee! Matt was hast du gemacht?", rief ich, als mein Gehirn endlich geschalten hatte und ich begriff was abging. Er räusperte sich. "Vielleicht hab ich Claire und sie zum Essen eingeladen. Heute. Sofie und Chris kommen auch, also wird Mum viele Fragen stellen. Es wird nicht schlimm."

Ich hatte während seinem Redeschwall mein Gesicht in meinen Handflächen vergraben und die Ellbogen auf den Tisch gestützt. Jetzt schüttelte ich den Kopf; das war gar nicht gut. Matt und seine Freundin, meine Schwester und ihr Mann und ich und das Mädchen, das letzte Nacht bei mir geschlafen hatte. Was würden die denn alle denken. Verdammter Kot. "Matt...das ist gar nicht gut." Er nickte. "Ich habs wohl ziemlich verbockt was? Habt ihr euch gestritten? Ich finde ihr solltet euch vertragen." Als Antwort schüttelte ich nur den Kopf und nahm einen Schluck Kaffee. "Aber Sky, ich seh doch, dass du sie magst. Bin ja nicht blind. Und nurmal so; ich liebe und unterstütze dich Schwesterchen, egal wen du liebst. Ok?" Ich sah ihn an, in seinen Augen lag ein liebevolles Glitzern. Ich sagte nichts. Ich stand auf, ging um den Tisch auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Er drückte mich fest an sich und gab mir einen Kuss auf den Kopf. "Danke Matt." Mehr brachte ich nicht heraus, denn irgendwie war mir im Moment zum Heulen zu mute, auch wenn ich nicht wusste warum. "Aber nächsten Morgen machst du Kaffee, damit das klar ist.", lachte er, als wir uns lösten. Meine Augen waren feucht und ich schniefte kurz. Dann nickte ich und lachte ebenfalls. Er zeigte mit dem Finger auf mich, während er rückwärts aus der Küche ging und mich im Auge behielt bis er aus der Tür war. Ich hörte ihn noch die Treppen hoch sprinten. Dann räumte ich die Kaffeetassen in die Spülmaschine und verfluchte diesen Tag.

....

Es war schon später Nachmittag, als ich vor dem Spiegel stand und versuchte etwas zum Anziehen zu finden. Bis vor zehn Minuten hatte ich den Tag nämlich in meiner Jogginghose und einem von Matts Pullovern verbracht, der mir natürlich viel zu gross war. Schlussendlich endschied ich mich für eine dunkle Boyfriend-Jeans mit engen Beinen, ein weisses lockeres Top und ein Flanellhemd darüber. Ich war zufrieden. Dann machte ich mir einen unordentlichen Dutt und schminkte mich leicht. Ein wenig dunklen Lidschatten, Eyeliner und Mascara. Zum Ende trug ich ein Wenig Rouge und Concealer auf, wenn auch wirklich nicht viel. So hatte ich mich schon lange nicht mehr hergerichtet. Aber irgendwie hatte ich heute die Lust dazu.

Ich klopfte bei Matt und trat ein. Dieses Mal wurde ich vom Anblick, der sich mir bot, nicht völlig geschockt. Matt sass an seinem Schreibtisch, zwar oberkörperfrei, aber das war eben typisch. "Heyho Schwesterchen. Na?", sagte er fröhlich, ohne zu überprüfen, ob ich es wirklich war. Erstaunlich. "Ehm ja, ich wollte fragen ob du schon fertig bist, aber wie ich sehe ja wohl eher nicht.", antwortete ich mit einem Grinsen im Gesicht. "Was gefällt dir mein Outfit nicht?", fragte er gespielt traurig und stand auf, um sich vor den Spiegel zu stellen. "Ich hab echt lang gebraucht, bis ich mich entschieden hab." Er zog eine Schnute und sah mich durch das Glas an. Dann lachten wir beide. Als wir uns beruhigt hatten zeigte er auf ein Outfit, dass er sich zurecht gelegt hatte. Eine dunkle Jeans und ein hellgraues T-shirt mit V Ausschnitt, welches sehr wahrscheinlich seine Muskeln und breiten Schultern hervor hob. Er hatte nur solche Oberteile. Naja, man sollte zeigen was man hat nicht wahr. Ich nickte ihm zu. "Und du das? Passt gut. Chaya wirds auf jeden Fall gefallen.", grinste er und bekam von mir einen leichten Schlag auf den Oberarm. Er lachte nur und setzte sich auf sein Bett. Irgendwann hörte er auf und sein Blick wurde ernst. "Weisst du, Mums Freund kommt heute auch. David oder so." Auch ich wurde ernst. "Ok." Wir beide hatten die Trennung damals nicht wirklich verarbeitet, auch wenn uns klar war, dass es wohl das Beste war. "Matt, Sky. Runter kommen, los.", rief Mum auch schon nach oben. Tischdecken war wohl angesagt. "Sky. Alles ist gut ok? Auch wenn heute ausser euch nur Paare da sind. Alles klar?", hielt mich Matt an der Schulter, bevor er sich schnell das Shirt über den Kopf zog und die Trainerhose gegen die Jeans tauschte. Gemeinsam gingen wir die Treppen runter, wo wir in der Küche auch schon Mum und ihren Freund antrafen. "Kinder, das ist Daniel.", lächelte sie genau wie er. Eigentlich sah er ganz nett aus, sie passten zusammen. Er hatte dunkle Haare, die an den Schläfen schon ein wenig grau waren, und freundliche Augen mit denen er uns begrüsste. Seine Zähne waren wunderschön. So gerade und weiss, dass man fast geblendet wurde. Kurz gesagt, er war das typische Männermodel. Gross, gut gebaut. Ein Glücksfall. Die Tür wurde aufschlossen und wir alle gingen in den Vorraum um meine Schwester und ihren Mann Chris zu begrüssen. Ihn kannten wir ja schon länger. Es fühlte sich an, als wäre er schon immer ein Mitglied unserer Familie. Wir umarmten die beiden und auch ihnen wurde Daniel vorgestellt. Hinter ihnen traten Claire und Chaya ein und als sich unsere Blicke trafen konnte ich mich kurz nicht wirklich bewegen. Ich nahm alles was ich zuvor über Daniel gesagt hatte zurück. Chaya war einfach wunderschön.

SieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt