Kapitel 15

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Dad hatte recht. Ich wollte zu ihr gehen, auch wenn sie nicht meine Freundin war... Bevor ich mich auf den Weg nach oben machte, schloss ich meinen Vater noch in die Arme. "Danke.", nuschelte ich in den Stoff seines Pullovers, so leise, dass es nur wir beide hören konnten. Er lachte kurz, es war ein liebevolles Lachen, und legte dann seine Arme um mich.

Gott, ich hatte ihn wirklich vermisst. Als er vor sechs Jahren gegangen war, schien es, als wäre die gute Seele dieses Hauses gegangen. Der Teil der Familie, der das Leben hier um einiges erträglicher machte.

Wir lösten uns aus der Umarmung, als wir eine Tasche fallen hörten. Im Türrahmen der Küche stand Matt, auf dem Boden seine Sporttasche, die ihm aus der Hand gefallen war.

Das Strahlen meines Vaters wurde noch breiter und er öffnete seine Arme für seinen Sohn. "Komm her mein Junge. Du bist so gross geworden. Ihr beide." Ich liess Matt, dessen Mund immernoch vor erstaunen offen stand Zeit mit Dad und machte mich auf den Weg zu Chaya. Während ich die Treppen hoch ging hörte ich die freudige Stimme meines Vaters. "Du machst noch Sport? Toll, erzähl mir davon!" Matts Stimme klang stolz, als er ihm antwortete. Ich musste lächeln.

~~~

Noch mehr lächeln musste ich, als ich Chaya auf meinem Bett liegen sah. Sie starrte an die Decke und als ich ins Zimmer kam setzte sie sich sofort kerzengerade auf und löcherte mich mit Fragen.

"Ist alles gut? Nein wahrscheinlich nicht oder? Es tut mir so leid, ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Das war echt dumm von mir. Und ich hätte vielleicht besser gehen sollen. Deine Mutter bringt dich um. Und..", sie redete einfach drauf los und wartete keinen Moment auf eine Antwort von mir also zog ich sie einfach zu mir und legte meine Lippen auf ihre.

Sie hörte sofort auf zu reden und erwiderte den Kuss. Ich grinste sie an und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Ihr grünen Augen sahen mich verwirrt an und sie legte den Kopf ein wenig schief, was unglaublich süss aussah.

Und dann erzählte ich ihr alles bis ins kleinste Detail; was da unten genau passiert war und das meine Mutter wütend schnaufend davon gebraust war. Chaya lachte und wie sooft konnte ich bei diesem Mädchen einfach nur mitlachen.

"Ich liebe deinen Dad, weisst du das?", grinste sie als sie mit den Fingern kleine Muster auf meinen Bauch malte. Ich lächelte und nickte. Ich liebte meinen Dad auch.

Für eine Weile war es still und wir lagen ruhig nebeneinander, ich hatte meinen Kopf auf Chayas Schulter gelegt. Dann lachte sie wieder.

"Was?", fragte ich verwirrt doch sie lachte einfach nur weiter. Ich richtete mich auf und sah sie an. "Chaya, was?" Es dauerte einen Moment bis sie mir antwortete, wahrscheinlich um mich zu ärgern. Ich machte einen gespielt beleidigten Blick und verschränkte die Arme. Chaya zog mich zurück in die Kissen und legte einen Arm um mich. "Ich hab nur grade an meine erste Nacht hier gedacht."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Ach du meinst die Nacht in der du sturz besoffen warst?", fragte ich sarkastisch. Sie lachte wieder. "Ja, genau die." Sie sah mir in die Augen. "Du warst da unglaublich süss zu mir. Ich glaub das war der Moment in dem ich gemerkt hab, dass ich dich mehr mag als nur als Freundin."

Stille.

Dieser Satz war...keine Ahnung. Jedenfalls hörte mein Herz fast auf zu schlagen, nur um dann doppelt so schnell wieder damit anzufangen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte.

"Sky? Sag was bitte, sonst fühl ich mich dumm.", murmelte Chaya leicht besorgt. Ich konnte nichts sagen, ich hatte keine Worte dafür.

Also beugte ich mich zu ihr und küsste sie, versuchte all meine Gefühle in diesen einen Kuss zu packen. Sie lächelte in den Kuss hinein und erwiderte ihn. Zuerst nur langsam und sanft, doch bald wurde er leidenschaftlicher und mir immer wärmer. Ihre Finger fuhren zu meinen Hüften, um mich auf sie zu ziehen und es kribbelte an der Stelle, an der sie mich gerade berührt hatte. Ich küsste sie noch einmal und wanderte dann zu ihrem Hals. Sie legte den Kopf zurück und atmete hörbar aus, ich machte weiter.

Ich saugte leicht an dem Punkt kurz über ihrem Schlüsselbein und küsste dann wieder hoch zu ihrem Ohrläppchen. Sie keuchte und aus irgendeinem Grund klang das verdammt toll.

~~~

Jetzt sassen wir im Wohnzimmer und spielten Karten mit Matt, Claire und meinem Dad. Wir lachten fast durchgehen und Chaya gewann nun schon das siebte Mal in Folge. Bis ihr Handy einen kurzen Ton von sich gab und sie kurz aufseufzte."Ich muss dann wohl, meine Mum schiebt Stress."

Dad nickte verständnisvoll und hob die Arme. "Typisch Mütter. War schön dich kennenzulernen Chaya, man sieht sich bestimmt mal wieder." Sie lachte und schüttelte ihm die Hand zum Abschied, den anderen beiden gab sie kurz eine Umarmung.

Ich begleitete sie zur Tür und lehnte mich dann an den Türrahmen. "Musst du gehen?", schmollte ich und zog sie an mich. Sie lachte und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Ja, leider muss ich das. Aber wir sehen uns ja morgen. Also nicht traurig sein, ja?"

Ich stimmte ihr zu und wartete kurz bis mein etwas älterer Nachbar ins Haus ging. Dann küsste ich sie auf den Mund und knuddelte sie einmal fest. "Bis morgen Chaya."

"Bis morgen Sky.", lächelte sie und ging den Weg zur Strasse hinunter. Ich sah ihr hinterher und schloss dann die Tür, um wieder zu den anderen zu gehen. Zehn Minuten nachdem wir eine weitere Runde Karten begonnen hatten vibrierte mein Handy.

Chaya: Ich mag dich.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Sky: Ich mag dich auch.

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