Wir sassen gemeinsam am Tisch, die Vorspeise lag schon in unsere Mägen. Chris und Daniel unterhielten sich etwas lauter als wir anderen; es ging um Sport. Claire und Matt flüsterten sich unentwegt Dinge ins Ohr, die ich, da ich neben Matt sass, super verstand. Die sollten sich mal ein Zimmer nehmen.
Mum und Sofie waren in der Küche um die Hauptspeise noch fertig zu kochen und Chaya und ich sassen uns gegenüber, ohne ein Wort zu sagen. Ich zupfte an meiner Serviette herum und sie wippt mit den Beinen. Ich hielt das nicht mehr aus.
"Ich geh schnell aufs Klo, bin gleich wieder da.", sagte ich in die Runde und war mir nicht sicher ob es jemand gehört hatte. Als ich einen kurzen, besorgten Blick von Matt erntete lächelte ich ihm kurz ein gedrungenes Lächeln zu und stand dann auf. Im Badezimmer atmete ich erst einmal tief ein und aus.
Ich hätte Chaya nie diese Dinge an den Kopf werfen sollen. Sie war nicht das Problem, ich war es. Oder besser gesagt die Gefühle, die ich für sie hatte. Ja, ich hatte es eingesehen; die wunderschöne Chaya hatte es geschafft meine Welt umzukrempeln, und das an nur einem Tag. Ich fühlte mich schrecklich. Ich wollte ihr sagen was ich fühlte, doch die Tatsache, dass sie sowieso auf Jungs stand machte es unmöglich. Sie würde mich hassen und den Kontakt zu mir abbrechen. Und ich könnte es ihr nicht einmal verübeln. Mir war zum Heulen zu mute, ich hatte keine Lust mehr am Tisch zu sitzen, mit all diesen Menschen, die ein ganz normales Leben führten. Aber ich musste wieder raus, denn ich hörte wieder die Stimmen von Mum und Sofie am Tisch und das Geräusch von Besteck. Und ganz ehrlich; ich würde nie eine Mahlzeit auslassen, egal wie traurig ich war.
***
Das Essen war beendet. Jetzt sassen wir alle im Wohnzimmer mit einer Tasse Tee, oder Kaffee in der Hand und erzählten uns aus unseren Leben. Daniel war wirklich nett; Matt und ich kamen gut mit ihm aus und lächelten uns immer mal wieder durch den Raum an. Er sass auf dem Sofa gegenüber dem auf dem ich sass. Neben ihm Claire und neben ihr Chaya. Auf meinem Sofa sass Sofie in Chris' Armen und auf dem dritten der Polstermöbel sassen Mum und Daniel. Gerade hatte Mum ihre Geschichte über die Skiferien in denen sie ihr Bein gebrochen hatte beendet und alle schmunzelten. Chaya brach die kurze Stille, die eingekehrt war.
"Ich hab mir auch einmal das Bein gebrochen, aber ehrlich gesagt tut es mehr weh, wenn einem das Herz gebrochen wird."
Niemand sagte etwas, alle nickten nur und schienen in ihren Gedankenwelten verloren zu sein. Dieser Satz liess mein Herz stehen bleiben. Ihre sanfte Stimme wies mich darauf hin, dass ich ihr wehgetan hatte. Ich musste etwas tun.
"Manche Menschen brechen Herzen ohne, dass sie es merken.", murmelte ich, aber trotzdem so laut, dass es alle hören konnten. Chaya hob den Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Ich hielt ihrem Blick stand und wartete auf eine Antwort. Sie kam.
"Dann sollten diese Menschen vielleicht erklären warum sie die Herzen brechen, wenn es nicht extra war."
Ich musste überlegen, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Es war alles so kompliziert, ich wollte es nicht noch schlimmer machen. "Ich glaube, dass sie es erst später merken und dann bereuen sie es." Die Stille schob sich in den Raum und legte sich über unsere Schultern. Sie war erdrückend und ich verspürte den Drang etwas zu sagen, doch Matt dachte wohl dasselbe. "Vielleicht haben die Menschen die Herzen brechen selbst gebrochene Herzen.", sagte er und warf mir einen beruhigenden Blick zu. Er wusste was hier lief. Und er war der einzige, denn Mum und Daniel nickten nur immer zustimmend und tranken dann einen Schluck aus ihrer Tasse. Sofie und Chris waren inzwischen eingeschlafen.
Es war ruhig, die Lampe in der Ecke strahlte ein warmes, orangenes Licht in den Raum und die Uhr an der Wand tickte ununterbrochen. Irgendwie war es sehr beruhigend. Der Geruch von Tee lag in der Luft und die weichen Decken, unter denen wir sassen, gaben mir ein Gefühl von Sicherheit.
"Warum haben die Menschen denn gebrochene Herzen?", fragte Chaya leise und sah mich an. Ich wendete den Blick ab und schaute auf meine Socken, die gerade echt interessant waren. "Vielleicht, weil sie Dinge fühlen, die nicht richtig sind...", murmelte ich als Antwort. Ich realisierte erst wie dumm diese Antwort war, als ich sie ausgesprochen hatte. Gott, wie konnte ich nur so etwas Dummes sagen? Ich stellte meine Tasse auf den kleinen Tisch in der Mitte und ging schnell hoch in mein Zimmer. Ich hörte Schritte hinter mir und beschleunigte. Im Zimmer angekommen wollte ich die Tür hinter mir zumachen, doch Matt stoppte mein Vorhaben mit seinem Fuss.
"Hey, Sky, es ist ok. Alles ist gut, du hast nichts falsch gemacht.", versuchte er mich zu besänftigen. Ich drehte mich von ihm weg und er machte die Tür zu. Seine Arme schlossen sich um mich und ich liess mich in die Umarmung fallen. "Matt ich habs kaputt gemacht. Völlig zerstört. Sie hasst mich jetzt sicher. Wie konnte ich das nur sagen, ich hab sie doch nicht mehr alle!" Er liess mich los und packte anschliessend meine Schultern. "Hast du nicht, wirklich. Alles ist gut. Niemand hasst dich, und ganz bestimmt nicht Chaya."
Naja, wenn man vom Teufel spricht. Das besagte Mädchen klopfte und steckte den Kopf ins Zimmer. "Matt, darf ich?", fragte sie unsicher. Er nickte und drückte noch einmal kurz meine Arme bevor er das Zimmer verliess. Wir standen uns gegenüber und schauten uns an. "Hör mir zu, es tut mir leid. Ich hätte das gerade nicht sagen sollen. Und das im Café auch nicht, das hast du nicht verdient. Ich weiss nichts mit dem ich mich verteidigen könnte. Ich bin einfach dumm. Du kannst mich gerne hassen, das wäre wohl das Beste." Weiter kam ich nicht. Chaya hatte in Sekundenschnelle einen Schritt auf mich zu gemacht, mein Gesicht in beide Hände genommen und mich geküsst. Warte was? Es war ein ganz wirklicher echter Kuss. Ihre weichen Lippen lagen auf meinen und ihr Körper strahlte eine Wärme aus, die uns beide umgab. Ich bewegte mich nicht, jedenfalls solange, bis sich meine Arme beinahe von selbst um ihre Hüften legten. Sie lächelte in den Kuss hinein und löste sich langsam von mir. Und so standen wir nun in meinem Zimmer. Ihre Arme hatte sie um meinen Nacken geschlungen und sie lächelte mich liebevoll an. Und dann wurde die Stille von ihrer wunderschönen Stimme unterbrochen:
"Ich mag dich auch Sky."
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Sie
RomanceAchtung, GirlxGirl, also wer sowas nicht für völlig normal hält und gut findet, kann ja was anderes lesen :) . . Sky ist jung und unerfahren, hat keine wirkliche Ahnung vom Leben und den Problemen, die auf sie zu kommen, als sie auf die Schule ihres...