3. Sturm

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Mein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub. Meine Zähne klapperten aneinander als ob sie hohl wären. An meinen Armen und Beinen bildete sich Gänsehaut und ich nieste nun zum vierten Mal in zehn Minuten. Wir waren jetzt schon eine Woche unterwegs ohne irgendein Zeichen von Land oder Leben. Bis vor einem Tag verlief eigentlich alles sehr entspannd und ereignislos. Wir segelten so vor uns hin und jeder zog sein Ding durch. Hicks saß meistens draußen und zeichnete, während ich entweder laß oder in unserer Kabine saß und ihn beobachtete. Er wurde manchmal echt komisch und zwei Tage lang sprach er kein Wort mit mir. Ich versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren, aber das fiel mir echt schwer wenn ich mich ansonsten den ganzen Tag langweilte. Doch jetzt war es anders. Jetzt würde Ich mir so einen langweiligen Tag wünschen! Das Boot schaukelte wild hin und her. Wasser schwappte über das Deck und ich zog meine Beine näher an mich. Es war schweinekalt und der Gewittersturm draußen machte es nicht besser. Plötzlich wurde die Tür der Kabine aufgerissen und ich zuckte zusammen. Ein pitschnasser Hicks kam schnell rein und drückte angestrengt die Tür zu. Er sah zu mir und fragte:"Ist alles in Ordnung bei dir?" Ich nickte, zu erschöpft um etwas zu sagen. Überrascht sah Ich wie er sich eine zweite Decke schnappte und sie über mich legte. "Ist dir nicht kalt?" fragte Ich skeptisch und beäugte ihn von oben bis unten. Er winkte ab:"Geht schon!" Allerdings hörte Ich seine klappernden Zähne bis hier. Ich lächelte und streckte meinen Arm aus. Er lächelte dankbar zurück und zog sich seine nasse Rüstung aus. Leider konnte ich mein Blick nicht abwenden, als sein T-Shirt, was er darunter trug, ein Stück hoch rutschte und einen kurzen Augenblick seine fabelhaften Bauchmuskeln zu Vorschein kamen. Ich zwang mich dazu wegzusehen und er kuschelte sich an mich. Die Decke umschloss sich um uns beide und ich spührte Hicks brennende Körperwärme. Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schultern und er zog mich sanft näher. Ich lächelte glücklich und rieb meinen Kopf an seinen Hals. Ich hörte sein Herz gleichmäßig schlagen und fühlte jede einzelne Bewegung seiner Muskeln. Ich strich vorsichtig über seinen Oberschenkel und merkte wie er sich anspannte. Ich nahm das als ein gutes Zeichen wahr und machte leicht kreisende Bewegungen mit meinem Zeigefinger. "Hör bitte auf Astrid!" murmelte Hicks und sah mich streng an. Sofort erstarrte meine Hand und ich ließ sie sinken. Der Sturm tobte über uns und Blitz und Donner krachten ins Meer. Thor muss sehr wütend sein... Meine Augenlider fingen an sich zu schließen und ich gähnte herzhaft. "Schlaf ein bisschen. Es war ein anstrengender Tag!" flüsterte Hicks und küsste meine Stirn. Ich nickte und fühlte wie mein Körper leicht wurde. "Ich pass auf dich auf, Astrid..." waren die letzten Wörter die ich hörte, bevor ich in den Schlaf sank.

Lautes Möwengeschrei weckte mich und ich rieb über meine Augen. Blinzelnd sah Ich mich um. Die Sonne schien freundlich durch das Fenster und der Himmel war strahlendblau. Ich setzte mich auf und drehte mich nach links, wo Hicks lag, doch Hicks war nicht da. Sofort war Ich hellwach und sprang auf. Ich rannte nach draußen und schrie:"Hicks, wo bist du?!" Eine Stimme hinter mir antwortete:"Autsch, du musst nicht so schreien!" Ich drehte mich um und setzte meine finsterste Mine auf. Hicks stand hinter mir und konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Ich hob fragend eine Augenbraue und er fing an los zu prusten. Verwirrt ging Ich an den Rand des Bootes und sah ins Wasser. Als Ich sah was für eine Gestalt mich ansah, schrie ich erschrocken auf. "Das ist überhaupt nicht witzig!" rief ich empört. Meine Haare standen mir von allen Seiten vom Kopf ab, meine Augen sahen aus wie Augen eines Gronkels und kleine Federn aus den Kissen bedeckten meine Schlafsachen und befanden sich in meinen Haaren. Ich sah aus wie eine wandernde Vogelscheuche. Ich stürzte mich auf Hicks und riss ihn zu Boden. Überrascht riss Er seine schönen Augen auf und ruderte erschrocken mit den Armen, bis er auf den Boden plumste. Ich hielt ihn sanft an den Schultern fest und knurrte spielerisch:"Entschuldige dich, Untertan!" Er kicherte:"Entschuldige euer Majestät. Kann Ich mein Vergehen mit einem leckeren Frühstück wieder gutmachen?" Ich überlegte kurz und ging dann von ihm runter. "Los mein Untertan bringt mich zur Küche!" Hicks grinste und seine Augen léuchteten kurz auf. Plötzlich hob Er mich hoch und hielt mich in seinen zwei starken Armen. Ich quiekte erschrocken auf und klammerte mich an ihn. "DU!!!" rief ich aufgebracht, musste aber gleichzeitig kichern. Er lachte auch und trug mich nach unten, wo wir uns eine kleine Küche eingerichtet hatten. Der Geruch von Eiern und Speck schlug mir entgegen und ich spührte wie sich das Wasser in meinem Mund sammelte. Mein Magen fing laut an zu knurren und Hicks setzte mich am Tisch ab. Er zog den Stuhl zurück und ich setzte mich. Sofort schob Er mich an den Tisch und stellte mir ein Teller hin. Gierig sah Ich das Frühstück an, aber ich wartete geduldig darauf das Hicks sich auch setzte. Sobald Er saß stürzte ich mich auf das Essen. Hicks grinste:"Dir auch guten Appetit!" Ich brummelte mit vollem Mund:"Ja Ja. Gufen Apfetif!" Er schüttelte lachend seinen Kopf und machte sich auch über das Essen her....

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