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christopheres: melli es tut mir leid

christopheres: ich war da, aber alle waren weg

christopheres: melli

christopheres: ich weiß, dass du scheiße sauer auf mich bist

christopheres: bitte

Mit Mühe schaltete ich mein Handy vollkommen aus, legte es weg und widmete mich wieder meinem Chaosschrank. Wie lange ich hatte ich hier drin keine Ordnung mehr gemacht? Seit wir hier eingezogen sind? Ich kniete mich hin, setzte mich mitten in den großen Kreis von Klamotten. Von Bergen aus Klamotten. Unter einem fand ich tatsächlich mein Lieblingsshirt aus der Grundschule wieder. Es war lila, Blümchen benetzten den Stoff, Glitzer, Steinchen. Ich wollte schon immer eine Prinzessin sein. Lächelnd packte ich das Teil in eine Kiste neben mir. Dort lagen schon unzählige Kindheitserinnerungen drin. Wie zum Beispiel mein erstes Kuscheltier, meine ersten Söckchen, mein uraltes Tagebuch, wo nur Blödsinn drin stand. Jungs zum Beispiel. Und heute hatte sich nichts dran geändert. Ich liebte Chris, Anne hatte Recht. Seufzend warf ich mein lila Shirt in den Karton, unterdrückte die Tränen, zog dabei meine Beine an meine Brust und legte meinen schweren Kopf in meine Arme. Ich wünschte, ich wüsste wer diese Person vor der Halle war. Chris war es nicht. Das wäre zu unlogisch. Oder würde er extra so eine Show abziehen, nur damit ich ihn nicht erkannte? Eigentlich ja süß. Aber eigentlich brach es mir mein Herz. So toll wie das Konzert auch war, war ich trauriger über die Tatsache, dass Chris mich alleine gelassen hatte. Müde stand ich auf, zog mir meine schwarze Hotpan zurecht, trottete dann die Treppen hinunter ins Wohnzimmer, wo es an der Tür Sturm klingelte. Wenn das meine alte Nachbarin war, würde ich ihr am liebsten die Koffer vor die Tür werfen und diese vor ihre Nase zuschlagen. Ich würde zu gerne wissen, warum sie so herzlos und voller Hass war. Ich würde helfen. Aber sie ließ nicht mit sich reden. Sie hasste mich. Als ich die Tür öffnete, verdrehte ich genervt die Augen. Zwar hatten diese Klingelstreiche damals sehr viel Spaß gemacht, doch waren diese Zeiten nicht mal vorbei? Moment mal. Mein Blick wanderte auf den Boden, wo ein Päckchen für mich lag. Sogar eine pinke Schleife war drum. "Für Melissa Hood.", murmelte ich leise, während ich den Rest der Adresse in Gedanken kontrollierte. Ich hatte nichts bestellt. Woher kam es? Ich sah mich nochmals um, doch keiner war in der Nähe. Stumm schloss ich die Tür und legte das mittelgroße, süße Päckchen auf den Küchentisch. Zögernd setzte ich mich davor. Sollte ich es öffnen? Es stand kein Absender drauf. Ich stand auf und holte das lila Küchenmesser. Wieder setzte ich mich minutenlang davor, dachte nach, ob es wirklich für mich war. Ob ich es öffnen sollte. Was drin sein könnte. Eine Bombe vielleicht? Aber es tickte nichts. War es vielleicht ein Geschenk von meinen Eltern aus Venedig? Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht. Langsam setzte ich die Spitze der Klinge an einer Ecke des Kartons an. Sollte ich es tun? Vorsichtig schnitt ich der Spur entlang, bis man die Klappe öffnen konnte. Und ich traute meinen Augen nicht.


Wake me up {Ed Sheeran Story} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt