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11 Jahre zuvor

Sam kommt jeden Tag zu mir. Sie wohnt in dem Haus gegenüber. Ihre Eltern sind auch total nett. Sie bringen immer Kekse oder Kuchen mit, wenn Mummy und Daddy sie einladen. Sie reden immer ganz viel, aber wenn Sam und ich fertig mit dem Essen sind, dürfen wir aufstehen und spielen. Sam bringt immer ihre Spielzeugpferde mit. Ich habe den dazugehörigen Bauernhof.

Heute hat sie ihre Pferde nicht mitgebracht. Ich frage sie, wieso. ,,Ethan hat sie weggeworfen'', antwortet sie mir. Ich sehe, dass sie weint und nehme sie in den Arm. ,,Ethan ist ein Blödmann'', flüstere ich ihr ins Ohr, damit meine Eltern mich nicht hören. Ich soll nämlich keine bösen Wörter sagen. Und eigentlich will ich es auch gar nicht, aber Ethan ist wirklich blöd. Ab und zu kommt er mit zu uns. Dann ärgert er Sam und mich immer. Ich mag ihn überhaupt nicht, aber meine Eltern finden ihn ganz toll. Daddy sagt, er sei ein ganz schlauer Junge. Ich weiß nicht, wieso er das denkt.

,,Er kommt später auch noch rüber'', sagt sie immer noch weinend. Ich lasse sie los und setzte mich neben sie. Um Sam zu trösten hole ich meine alten Spielzeughunde und Sams Lieblingsbarbie von mir mit den roten Haaren. Ich finde sie sieht aus, wie ich. Vielleicht mag sie sie deshalb so gerne. Ich halte sie ihr hin und sie reißt sie mir aus der Hand.

,,Du bist die beste Freundin auf der ganzen Welt!'', ruft sie und fängt an, die Hunde in einer Reihe aufzustellen. Ich hole den Bauernhof aus der Ecke und baue ihn auf. Das Geländer ist schon wieder auseinander gefallen. Ich mag es nicht, wenn das passiert. Ich bekomme es nie wieder richtig hin. Wenn Ethan da ist, hilft er mir manchmal. Aber er macht es erst, wenn wir schon keine Lust mehr haben zu spielen. Meistens muss ich dann schon ins Bett, aber Sams Mummy und meine reden dann noch und Ethan darf länger wach bleiben als wir also ist er dann noch bei uns. Dann baut er meine kaputten Sachen wieder zusammen und räumt sie auf. Das ist immer nett von ihm.

,,Hallo'' Mein Daddy öffnet die Tür und Ethan kommt herein. Er zieht seine Schuhe aus und hängt seine Jacke auf. ,,Hallo, Mister Hemmings'', begrüßt er meinen Daddy. Daddy wuschelt ihm durch die Haare und sagt ihm, dass wir im Wohnzimmer sind. Oh nein, jetzt kommt er bestimmt zu uns. Ich will nicht, dass er mitspielt.

,,Hallo Ava'' Ich nicke nur, weil ich mich nicht traue, etwas zu sagen. Bestimmt macht er sich wieder über mich lustig, weil ich manche Wörter noch nicht richtig aussprechen kann.

,,Wie geht es dir?'', fragt er und lächelt. Er hat ein schönes Lächeln. ,,Mir geht es gut und dir?'', antworte ich und nehme das Gitter meines Bauernhofes in die Hand. ,,Soll ich dir helfen, es zu reparieren?'' Er gibt mir keine Antwort, aber das ist nicht schlimm. Ich frage mich, warum er so nett zu mir ist.

,,Ethan geh weg!'', sagt Sam, nachdem Ethan und ich fertig mit dem Zusammenbauen sind. Warum ist sie so gemein zu ihm? ,,Du darfst nicht mitspielen! Ava und ich wollen das nicht! Stimmt doch, oder?'' Sie sieht mich an. Ethan war so nett zu mir, ich will nicht, dass er geht. Er soll hierbleiben. Ich sage nichts. Ethan steht auf . ,,Bis dann, Ava'', sagt er und verlässt das Zimmer.

,,Warum hast du das gemacht?'', frage ich sie. Sie zuckt mit den Schultern. Ich mag es nicht, wenn Sam gemein ist. Zu mir ist sie das manchmal auch, aber ich weiß, dass sie es nicht so meint. Sie ist schließlich meine beste Freundin. ,,Gib mir mal den Pudel'', sagt sie. Ich gebe ihn ihr.

,,Magst du meinen Bruder?'' , fragt sie nachdem es draußen schon dunkel geworden ist. Ich mag ihn tatsächlich ein bisschen. Aber sie wird bestimmt böse, wenn ich ihr das sage. Und ich will nicht, dass sie böse auf mich ist. Deshalb lüge ich. ,,Nein'' Sie lächelt. ,,Ich wusste, du bist auf meiner Seite'' Ich weiß nicht, was sie damit meint. Die Tür knarrt und ich sehe auf. Ethan steht da. ,,Wir gehen nach Hause. Du sollst Ava aufräumen helfen und dann in die Küche kommen'',sagt er. Er schließt die Tür hinter sich. ,,Kannst du alleine aufräumen? Ich bin total müde'' Ich nicke. Außerdem bin ich gar nicht so arg müde. Sam steht auf, drückt mich noch einmal und verlässt unser Wohnzimmer. Morgen wird sie mir bestimmt helfen. Ich muss plötzlich ganz oft gähnen. Ich bin doch ziemlich müde. Hoffentlich schlafe ich nicht wieder auf dem Boden ein.


The missing girl and her broken pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt