F Ü N F

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,,Reich mir doch bitte mal das Salz Thaddeus.", meint mein Vater, der gegenüber von mir sitzt. Es ist Sonntag Abend und nichts erwähnendswertes ist mehr passiert. Ich und meine Eltern sitzen am Tisch und essen zu Abend. Die Sache, die ein wenig unfair ist, wie ich finde, ist das meine Sis Vanessa bei ihrem neuen Freund übernachten darf, Bereits seit einigen Tagen.

Ich darf nie Sonntags fehlen, wenn unser eingestellter Koch uns Abendessen macht, obwohl ich auch
noch älter bin als Vanessa. Zwei Jahre um genau zu sein. Ich bin sehzehn und Vanni dann logischer Weise vierzehn. Trotz dessen ist es meinen Eltern egal, weshalb ich jedes mal auch entsprechend angepisst bin.

Ich schiebe Bernd das Salz zu, ohne meinen Blick von dem ungenießbarem Essen zu heben. Schnecken habe ich noch nie gemocht und ich denke auch nicht, dass sich das in Zukunft jemals ändern wird.

,,Thaddeus, sehe es doch mal ein, deine Schwester ist verliebt und möchte Zeit mit diesem Jungen verbringen. Du hast meines Wissens keine Freundin und würdest dich doch eh nur mit diesem Sebastian treffen und eure Ballerspiele spielen."

Pff, warscheinlich würde ich mich mit Ardy treffen, aber ich kann den beiden ja wohl jetzt schlecht sagen, dass ich, wenn ich meistens weg bin, mit einem Jungen schlafe, der zwar in meine Klasse geht, ich aber so gut wie gar nichts über ihn weiß.

Aber was ist, wenn ich einfach behaupte, ich hätte eine Freundin und würde mich gern' öfter mit dieser treffen?

,,Ich habe eine Freundin."

Eigentlich hätte ich jetzt los lachen können, bei den Reaktionen meiner Eltern. Meine Mutter hat ihre Gabel fallen lassen und mein Dad beäugt mich misstrauisch. ,,Wieso sagst du uns das denn nicht Junge? Wie heißt die arme denn?"

Ja, "ame'', weil mein Vater immer sagt, das ich nicht gut mit anderen Menschen klar komme und alle mit meiner negativen Aura anstecke, außer mit den anderen beiden Spasten, was vollkommender Quatsch ist, aber ist mir eigentlich auch total egal.

,,Oh man, könnt ihr mich nicht jetzt einmal in Ruhe essen lassen, wenn man das so nennen kann bei diesem Fraß? Schon schlimm genug, dass ich jetzt gerade hier sitze...", Platzt es dann genervt auf mir heraus, wobei ich mich hinstelle und auch schon kurz dannach aus dem Raum stürme. Kein Bock mehr auf die.

Im Flur ziehe ich mir bloß meine Jacke über und nachdem ich mir meinen Schlüssel ganommen habe, mit einem lautem Türknallen das Haus verlasse. Schon bereue ich es wieder die Jacke angezogen zu haben, es ist immernoch Hochsommer, und noch kein Winter.

Den Sommer kann ich aus welchen Gründen auch immer überhaupt nicht leiden, dafür den Winter um so mehr. Das ist allerdings jetzt gerade mein kleinstes Prolem, denn ich habe keine Ahnung was man an einem Sonntag Abend denn machen könnte.

Ich laufe die von der Abendsonne angestrahlte Straße entlang, an Ardians Haus vorbei, einfach weiter und irgendwo hin. Eine Straße weiter, entdecke ich einen kleinen Spielplatz, mit einer Rutsche, einem Sandkasten und zwei Schaukeln. Der Zaun, der bereits von irgendwelchen Leuten abgeschlossen wurde, hindert mich nicht wirklich daran, dort rein zu kommen, denn ich klettere einfach über den niedrig gelegenen Zaun und laufe durch den Sand zu den Schaukeln, wo ich mich auf eine rauf setze.

Mein Blick schweift durch die ruhige Gegend und es wird immer dunkler.

Erst jetzt wird mir wieder so richtig bewusst, dass ja morgen wieder Schule ist und meine Laune sinkt immer mehr.

Aus meiner Hosentasche hole ich eine kleine Schachtel heraus. Diese öffnte ich und nehme mir eine der Zigaretten heraus. Ja Zigaretten, mit sechzehn, aber heutzutage rauchen die Kinder ja auch schon teilweise mit zwölf. Außerdem rauche ich nicht oft, um genau zu sein ziemlich selten.

Ich nehme den Stab zwischen meine Lippen und zünde ihn mit meinem Feuerzeug an. Mit dem Blick in den fast vollkommen, dunklen und bewölkten Himmel, ziehe ich einmal an der Zigarette. Mein ganzer Körper entspannt und ich lächle leicht.

Mit gespitzten Lippen versuche ich schon die ganze Zeit Rauchringe zu machen, vergebens. Ich bin einfach zu dumm dazu.

Der unförmige Rauch schwebt immer höher in Richtung Wolken, bevor er aber angekommen ist, hat er sich längst aufgelöst. Seine Existenz wird unsichtbar, zumindest für das menschliche Auge. Die achso kleinen Partikel sind ja noch da. Langsam schwenke ich hin und her, bleibe aber mit den Füßen auf dem Boden. Es ist Dunkel.

In my bed | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt