Irgendwie spürte Martina, dass all die Blicke auf sie gerichtet waren. Es war ihr etwas peinlich und sie wurde rot. Als sie in den Besprechungsraum kam, warteten alle schon auf sie. "Normal so zum klarstellen: Karin ist zusammengebrochen, weil die Tote ihre beste Freundin war. Der Kontakt war seit 2 Jahren abgebrochen. Es war ihre einzigste Bezugsperson. Also das geht jetzt an alle hier: keine Vorurteile und keine Gerüchte. Verstanden?"
Nelly schaute beschämt auf den Boden. "Wie geht es ihr?", fragte sie kleinlaut. "Nicht sehr gut." "Kann ich zu ihr?" "Ja geh schon, aber sei bitte gut mit ihr. Ihr geht es wirklich sehr schlecht!"Als Nelly an Karins Haus ankam, waren die Rollläden alle heruntergelassen. Ihr war mulmig zumute. Sie klingelte. Es dauerte eine Weile, bis ihr geöffnet wurde. Vor ihr stand Karin. Sie war total verweint und hatte rote Augen. Nelly machte einen Schritt nach vorne und umarmte Karin. Diese war überrascht, denn Nelly hatte sie nie leiden können und jetzt das. Sie währte sich nicht dagegen, sondern drückte sich an sie. Da fing Nelly an zu weinen. Sie vergrub ihr Gesicht in Karins Armen. Diese versuchte sie zu trösten: "Was ist denn los?" "Es tut mir alles so leid, wie ich die ganze Zeit zu dir war! Das war nicht fair von mir.", schluchzte sie. "Hey... Da musst du doch nicht weinen! Es ist alles gut." Karin hatte einen Arm um Nelly gelegt und sie gingen ins Wohnzimmer, setzen sich aufs Sofa und Karin machte Kaffee. Nelly saß nur da und starrte in die Luft bis Karin wieder hereinkam. "Dich bedrückt doch irgendwas!", stellte Karin fest. "Nein es ist alles ok. Ich schäme mich nur ein bisschen. Kann ich deine Toilette benutzen?" "Ja klar. Dort hinten links." Nelly beeilte sich dort hinzugelangen, was Karin stutzig machte. Sie ging langsam in Richtung WC. Sie erschrak ein wenig, als sie hörte, wie sich Nelly erbrach. Sie wusste nicht, was mit ihr los war und wollte sich auch nicht einmischen. Sie ging zurück ins Wohnzimmer. Sie machte sich ein wenig Sorgen um Nelly, aber wusste nicht, was sie machen sollte. Sollte sie sie fragen? Oder sollte sie sie lieber in Ruhe lassen? "Sind deine Türen oder Wände einigermaßen schalldicht?", fragte Nelly, als wieder von der Toilette zurückkam. "Nein eher nicht...", entgegnete Karin kleinlaut. "Oh. Ja gut, dann weißt du es jetzt eben. Ich bin schwanger." "Glückwunsch! Wer ist denn der glückliche Vater?" "Ich weiß es nicht. Ich hatte in der Nacht einen Filmriss..." "Oh Mist. Hat sich denn niemand gemeldet? Weißt du noch, was du davor gemacht hast?" "Ich war auf einer Party meiner Freundin. Es muss Drogen gegeben haben, denn ich habe nur Kekse gegessen. Keinen Alkohol getrunken. Nichts mit Alkohol." Karin realisierte erst jetzt wirklich, dass Nelly dastand und ihr Tränen über die Wangen liefen. Es schien, als wollte sie das Kind nicht haben. Sie stand auf und ging zu ihr, und nahm sie in den Arm. Sie war nicht sicher, was sie tun sollte. "Willst du das Kind denn behalten?", fragte sie vorsichtig. "Eigentlich nicht. Aber ich trau mich nicht es abtreiben zu lassen. Es ist ja mein Kind und ich bin voll für es verantwortlich. Es ist ein Teil von mir. Aber ich bin nicht sicher, ob ich diese Verantwortung übernehmen kann. Ich bin Kommissarin und wenn ich das Kind zur Welt bringe, muss ich meinen Job unterbrechen oder sogar aufgeben! Ich bin erst 26!" Sie hatten sich so an dieses Thema gehängt, dass sie sogar vergaßen, dass Karins beste Freundin ermordet wurde. Karin war damals nur schwer über sie hinweg gekommen, aber sie hatte schließlich damit abgeschlossen. Natürlich war es trotzdem nicht gerade leicht für sie, aber sie versuchte, gut damit klarzukommen. Es kam am vorherigen Tag alles in ihr hoch.
"Hast du eigentlich einen festen Freund?" "Nein. Ich lebe alleine. Genau das ist das Problematische. Wenn ich wieder arbeiten gehen will, wer passt dann auf mein Kind auf?", sagte sie und ihr liefen wieder Tränen über die Wangen. Karin legte euch noch ihren zweiten Arm an den von Nelly und half ihr sich aufs Sofa zu gesetzten. Nelly kuschelte ihren Kopf an Karins Hals und diese fuhr über Nellys Rücken, was diese langsam beruhigte. "Willst du dableiben, dann bist du nicht so alleine. Martina müsste auch gleich kommen. Dann könnte ich sie fragen. Sie wird bestimmt nichts dagegen haben." "Ja danke. Echt nett von dir. Aber bist du eigentlich gar nicht sauer auf mich? Ich war immer so blöd zu dir." "Hey, das ist schon ok. Ich kann dich verstehen. Du hast Katrin sehr gemocht, nicht wahr?" "Ja. Sie war meine Chefin und meine beste Freundin." Das war jetzt kein guter Satz. Karin wirkte auf einmal wieder sehr niedergeschlagen. "Tut mir leid...", murmelte Nelly beschämt. "Passt schon. Du kannst ja nichts für Annas Tod.
in diesem Moment fuhr Martinas Auto vor. Kurz darauf flog die Autotür und schließlich die Wohnungstür zu. "Hallo! Jemand da?", sagte sie, als sie später heimkam. Keine Antwort. Als sie ins Wohnzimmer kam, sah sie die beiden Arm in Arm auf dem Sofa sitzen. "Alles klar bei euch?" "Kann Nelly heute hier übernachten?" "Na sicher. Es ist doch dein Haus Karin. Also ich habe nichts dagegen." Es war schon sehr spät und die drei gingen ins Bett. Sie hatten sich am Abend ausgesprochen. Nelly hatte auch Martina von ihrer Schwangerschaft erzählt und diese hatte ihr, wie Karin auch, versprochen, sich mit um das Kind zu kümmern.
Am nächsten Morgen, traf sich die ganze Soko früher. Sie wollten unbedingt an dem neuen Fall arbeiten. Auch Karin zu liebe. Diese war zwar nicht so motiviert, weil sie meinte, es würde sowieso nichts mehr daran ändern, dass Anna tot war. Trotzdem musste sie sich schließlich auch an die Arbeit machen.
Am späten Nachmittag trafen sie sich alle im Besprechungsraum. Martina fang an:"Also ihr Ehemann heißt Romann Müller.Sie sind seit 5 Jahren verheiratet. Er arbeitet...", da brach Karin sie mitten im Satz ab. "Was?! Sie hatte einen Ehemann?! Davon hat sie mir nie etwas gesagt!", ihr stiegen wieder die Tränen in die Augen. "Sie haben eine geheime Ehe geführt, deswegen wusste auch niemand ihrer anderen Freunde davon. Das hat nichts mit ihr zu tun!", sagte Martina beruhigend und legte Karin einen Arm um die Schulter. "Willst du nicht lieber doch mal wenigstens noch einen Tag daheim bleiben? Ich verstehe schon, dass du mit arbeiten willst, aber es wird besser sein." "Ja hast schon recht. Aber ich werde den Mörder meiner Freundin finden!", meinte sie und ging zum Auto. Martina hinterher.