... Da sah sie etwas auf dem Boden liegen. Erst sah es aus wie ein Sack, aber wieso sollte Martina einen Sack auf der Terrasse haben? Das machte keinen Sinn. Sie hatte noch nie einen Sack dort liegen sehen. Also ging Karin ein Stück näher ran und erschrak als als Martina erkannte. Sie lag da und regte sich nicht. "Nina!! Sie liegt hier! Verdammt! Was soll ich machen? Nina!!!", schrie sie in Richtung ihrer Freundin. Diese rannte zu ihr und fühlte Martinas Puls. Er war schwach, aber sie lebte noch. "Sie lebt!", rief sie erleichtert. "Und ... Und jetzt? ... Was jetzt?",stammelte Karin ängstlich. Sie steckte noch nie in so einer Situation. Vielleicht war sie auch etwas überfordert... Nina rief einen Rettungswagen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, an dem Ganzen Schuld zu sein. Nein, sie kannte Martina nicht, bzw hatte sie nur zwei Mal gesehen, aber sie fühlte sich trotzdem schuldig. Karin fuhr mit ins Krankenhaus und hielt während der ganzen Fahrt Martinas Hand. Sie zitterte leicht und sie hoffte zutiefst, Martina würde überleben. Der Man im Wagen meinte zwar, es wäre nichts dramatisches und sie hätte wahnsinniges Glück gehabt, nur ein Schädelhirntrauma und ein Armbruch, aber Karin machte sich trotzdem Sorgen. Nina hatte nicht im Wagen mitfahren wollen und war mit ihrem hinterhergefahren.
Der Krankenhausaufenthalt allein im Wartezimmer dauerte 2 Stunden. Als Karin und Nina das Zimmer, in dem Martina lag, betraten, drehte sich diese von ihnen weg. Ihr war das alles so peinlich. Sie hätte nicht gedacht, dass sie das jemandem erklären müsste. Sie fand es im Nachhinein kindisch und bereute, was sie getan hatte. Jetzt passierte etwas, dass sie nicht erwartet hatte. Statt einer Standpauke rannte Karin auf sie zu und drücke sie an sich, als wollte sie sie nie wieder loslassen. "Omg Martina! Ich hatte so Angst um dich!" Diese wusste nicht, was sie antworten sollte und drücke sie einfach an sich, woraufhin Karin zu weinen begann. "Hey Süße. Alles wird gut.", Martinas Arm schmerzte und sie presste ihre Lippen zusammen. Sie wollte sich aber auch nicht aus Karins Griff befreien, da sie es momentan glücklich machte. "Warum hast du das gemacht? Rede bitte endlich mit mir!" Etwas zögerlich rückte Martina mit der Wahrheit heraus:" Naja, als ich gehört habe, dass du Abstand willst, ist bei mir eine Welt zusammengebrochen. Ich will kein Leben ohne dich! Ich weiß, die Aktion war mega kindisch, aber das war eine Kurzschlussreaktion. Es tut mir so leid!", ihre Stimme klang etwas weinerisch. "Das war doch nicht so gemeint! Wenn ich gewusst hätte, dass du noch da warst, hätte ich das doch nie gesagt. Das war nur ein Gedanke..." Ninas Gesicht, die in der Ecke an der Tür des Raums stand lief rot an. Zudem fühlte sie sich überflüssig, öffnete leise die Tür und ging raus, um zu einer anderen Freundin zu fahren, bei der sie bleiben konnte, bis der Wasserschaden in ihrem Haus behoben sein würde. Karin und Martina merkten von all dem nichts, denn sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Nach einer weile meinte bemerkte Martina, als sie etwas zu Nina sagen wollte, dass diese gegangen war. "Ach und Nina... Äh Karin? Wo ist deine Freundin denn hin?" Auch Karin war überrascht: "Ja gute Frage. Keine Ahnung. Naja nicht so schlimm. Ich bleibe sowieso bei dir. Das ist sicher." "Danke Süße.", sie gab ihr einen sachten Kuss, doch schrie kurz darauf auf und zuckte zusammen. Erschrocken blickte Karin sie an. Martina hatte sich mit ihrem eingegipsten Arm hochdrücken wollen und das war schmerzhaft. Dann lachte sie leicht und sagte:"Alles ok. Muss mich nur noch daran gewöhnen." Karin strich ihr über die Wange. Martinas Arm tat noch mehr weh wie zuvor und sie musste sich gerade hinlegen und schloss ihre Augen. "Kann ich irgendwas machen?", fragte Karin besorgt. "Ne das geht gleich wieder." Sie seufzte leicht und nahm mit ihrer anderen Hand Karins. Mit der anderen strich sie Martina die Haare aus dem Gesicht. "Willst du wirklich keinen Arzt?" "Nein danke. Das geht schon. Ist ja nicht so schlimm." "Das du immer so untertreiben musst...", sie lachte leicht, um Martina etwas aufzumuntern. "Wann kommst du hier wieder raus?" In diesem Moment kam der Arzt ins Zimmer. "Guten Tag Frau Seiffert. Es ist mir rätselhaft, was Sie da gemacht haben, aber das will ich auch gar nicht wissen. Wenn Sie mir versprechen, sich nicht anzustrengen, können Sie nun das Krankenhaus verlassen. Wenn es sich dadurch verschlimmern sollte, müssen wir operieren. Ach und Sie sollten sich vielleicht die nächsten 5 Tage im Bett aufhalten, wegen ihrem Kopf. Sie hatten verdammt Glück, dass wir Sie nicht operieren mussten!" Dann scherzte er:"Und ich will sie die nächsten Wochen nicht hier sehen.", und lachte. Martina fand das nicht witzig, aber lächelte höflich. Als er weg war, legte sich Karin zu Martina ins Bett und fing an, sie zu küssen, was dieser gefiel. Doch da meinte Martina: "Lass uns daheim weitermachen.
Das wird hier nichts." Karin war einverstanden und fuhr die beiden nach Hause. Martina hatte gerade aufgeschlossen und noch bevor sie die Tür öffnen konnte, drückte Karin sie gehen eine Hauswand und küsste. "Geht das mit deiner Hand?" Martina nickte nur, und zog sie daheim aufs Sofa. Darauf schlang sie ein Bein um Karins Talje und küsste sie gierig. Karin streichelte Martina über den Bauch. "Na siehst du... Ob früher oder später...Alles wird gut..."
***
Nach einer Weile waren die beiden nebeneinander eingeschlafen. Martina grinste im Schlaf, während Karin, die mitten in der Nacht aufgewacht war, ihr übers Haar strich. Sie sah so süß aus, wenn sie schlief. Karin dachte über die ganzen Ereignisse am Tag nach. Es war zu viel gewesen. Sie hatte Angst um Martina. Sie war psychisch sehr instabil. Karin hatte Angst, sie würde sich eines Tages das Leben nehmen. Eine weitere Überlegung war, was einmal aus Ihnen beiden werden würde. Nach einer Weile war sie eingeschlafen ohne Antworten auf ihre Fragen gefunden zu haben. Martina schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Sie drehte sich oft von der einen Seite zur anderen und auf den Rücken. Dann lag sie zusammengerollt auf dem Bett, die Decke lag auf dem Boden. Sie war so unruhig, dass Martina davon aufwachte. "Karin?", flüsterte sie leise. Nachdem diese nicht geantwortet hatte, stand Martina auf, deckte Karin wieder zu, strich ihr über den Kopf und legte einen Arm um sie. Langsam wurde Karin wieder ruhig und auch Martina schlief allmählich ein. Gegen vier Uhr wachte sie wieder auf. Jemand hatte sie am Arm gerüttelt. Sie schaute neben sich. Neben ihr schlief Karin tief und fest. Da flüsterte eine Stimmte: "Martina." Martina erschrak und drehte ihren Kopf ruckartig auf die andere Seite des Bettes. Da kniete Katrin. Sie war total aufgebracht und hatte Tränen auf den Wangen. Eine Straßenlaterne warf ihr Licht durchs Fenster und beleuchtete Katrins Gesicht. Leise, um Karin nicht zu wecken, stand Martina auf und ging mit Katrin runter in die Küche. "Was machst du hier? Ist etwas passiert?" Martina war nicht direkt wütend, dass Katrin sie um diese Uhrzeit aus dem Bett schmiss, aber es wäre ihr lieber gewesen, sie hätte vorher eine SMS geschrieben. Aber Katrin war jetzt nunmal da und sie waren sehr gute Freunde. Scheinbar ging es ihr nicht gut, deshalb wollte Martina für sie da sein. Da fing Katrin an zu erzählen: "Du kennst doch Nico oder? Der Typ, den du so schrecklich fandest in der Bar..." "Was ist mit dem?" "Naja, wir waren ja zusammen..." "Ja... Aber wieso waren?", Martina wollte zwar nicht aufdringlich werden, aber sie hasste es, wenn sie jemandem alles aus der Nase ziehen musste. "Er... er...", Katrin redete nicht weiter, sondern fing an zu weinen. Martina nahm sie in den Arm. "Hey... Nicht weinen...Ganz ruhig...", sie drückte sie fast an sie. "Er ist weg! Er war einfach so weg. Als ich von der Arbeit nach Hause kam, war er weg. Alles eine Sachen waren weg! Wir haben nicht gestritten, gar nichts!" Martina wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Noch nie war jemand zu ihr gekommen, um über sowas zu reden. "Shit. Wie war denn so eure Beziehung?", fragte sie daher vorsichtig. "Man wir wollen heiraten!", Katrin schrie schon fast. "Hey... Shh... Ganz ruhig... Du liebst ihn sehr oder?", Martina drückte sie noch fester an sich, sodass Katrin sich langsam beruhigte. Katrin nickte nur. "Oh man... Hoffentlich kommt er zurück..." "Hoffentlich... Aber unwahrscheinlich." Katrin war jemand, der den Tatsachen direkt ins Auge sah. Sie brauchte Fakten. Sie hielt sich nicht an Bauchgefühlen oder ähnlichem. "Wenn er dich wirklich liebt, wird er zurückkommen." "Naja. Zur Zeit sieht es so aus, als würde er das nicht tun." "Oh Katrin...", Martina seufzte. Da fragte Katrin das, was Martina befürchtet hatte:"Kann ich bei dir bleiben?" "Ähm... Ich muss dir was sagen." Jetzt war es an der Zeit Katrin das mit Karin und ihr zu erzählen. "Was ist los?", Katrin schaute als etwas skeptisch an. "Naja... Du hast ja vorhin gesehen, dass ich nicht alleine war... Ach kommen wir auf den Punkt. Das ist Karin. Sie ist meine feste Freundin. Verstehst du was ich meine?" Katrin schwieg. Sie schien etwas überrascht. Aber wie sollte ihre Reaktion sonst sein. Martina hatte ja schon Richard. Und jetzt stand sie auf einmal auch auf Frauen. Es dauerte seine Zeit, bis Katrin die Stille unterbrach. "Ja ok. Das macht nichts. Ist es was ernstes mit euch?" "Ja ich denke schon. Wir sind jetzt seit einem Jahr zusammen. Klar, es gibt auch Streit, aber das hält sich in Grenzen. Das mag für dich jetzt vielleicht ungewöhnlich klingen, aber ich liebe Karin und will mein Leben mit ihr verbringen." "Also du... " In diesem Moment dachte Martina, Katrin würde sie für total verrückt halten. Doch was Katrin dann sagte, hätte sie nie erwartet. "Das find ich gut. Ich stehe auch auf Frauen." Bevor Martina irgendwas erwidern konnte, nahm Katrin ihren Kopf in die Hände und küsste sie. "Ich liebe dich!"
Karin, war wach geworden. Sie war Martina suchen gegangen und war die leise die Treppe herunter geschlichen, als sie die Stimmen gehört hatte. Als sie in die Küche gelugt hatte, hatte sie nur diese Szene gesehen und drehte sich mit dem Rücken zu der nächst gelegenen Wand und rutschte langsam herunter. Sie war geschockt als sie Martinas Stimme hörte: "Sag mal Katrin, spinnst du? Ich liebe dich nicht und das weißt du auch! Ich liebe nur Karin! Und das wird sich nicht ändern! Es tut mir leid, aber das geht so nicht! Scheisse!", sie schrie fast und raste aus der Küche. Dann knallte die Haustür zu. Karin viel ein Stein vom Herzen. Das war ein weiterer Beweis dafür gewesen, dass Martina sie liebte und nie hintergehen würde. Aber eins machte ihr Sorgen. Was hatte Martina jetzt vor? Karin hatte Angst, sie würde wieder wegen irgendwas im Krankenhaus landen. Alkoholvergiftung, Gehirnerschütterung, gebrochener Knochen oder mehrere, oder sie würde erst gar nicht mehr eingeliefert werden. Bei diesem Gedanken hoch. Sie rannte aus dem Haus, die Straße entlang, bei der sie dachte, Martina wäre dort entlanglaufen. Dieser Weg, war der zum Park. Dort war sie zur Zeit öfters. Karin versuchte noch schneller zu rennen, auch wenn sie schon aus der Puste war. "Martina!", schrie sie, als sie im Park angekommen war. Sie bekam aber keine Antwort. Erst nach zehnminütiger Suche, fand sie Martina, die völlig aufgelöst auf einer Parkbank saß, ihr Gesicht in ihren Händen vergraben hatte, und weinte. "Martina! Da bist du ja!" Karin rannte zu ihr und viel ihr um den Hals. Doch Martina schwieg. "Hey sag doch was!" Doch Martina weinte nur noch mehr und drücke Karin fest an sich. Karin hatte sich auf Martinas Schoß gesetzt und hatte sie nicht mehr losgelassen. Sie saßen eine ganze Weile so da, bis Martina auf einmal fragte: "Wie lange hast du zugehört?" "Genug um zu wissen, dass du mich nie verlassen wirst.", sie lächelte. Martina grinste leicht durch ihre Tränen. "Egal, was du vorhin gesehen hast, du musst wissen, ich liebe niemanden außer dich." "Ja ich weiß, alles ist gut...", sie versuchte Martina zu beruhigen. "Ich dachte, alles wäre vorbei!" "Denk nicht immer so viel.", beide lachten, wenn auch eher gezwungenermaßen.
Katrin war wieder nach Hause gefahren. Vielleicht war als enttäuscht, vielleicht froh, dass Martina ihr wiedersprochen hatte, oder vielleicht wusste sie es selber auch nickt so genau.
Es war gerade mal fünf Uhr morgens und Karin legte sich mit Martina noch mal hin. Martina konnte aber nicht mehr einschlafen. Karin lag dicht an Sie gekuschelt da und schlief. Zu ihr viel Martina immer das Lied 'supergirl' von Anna Naklab ein.
"You can see in her eyes
That no one is her chain
She's my girl, my supergirlAnd then she'd say, "It's okay
I got lost on the way
But I'm a supergirl
And supergirls don't cry"And then she'd say, "It's alright
I got home late last night
But I'm a supergirl
And supergirls just fly""
-Anna Naklab
Ja, Karin war ihr supergirl. Manchmal dachte Martina, sie hätte vor nichts Angst oder Scheu. Aber dann gab es wieder diese Momente, in denen alles anders war. Karin war am Ende, weinte und hatte Angst. Aber das war etwas an ihr, was Martina zu schätzen wusste. Aber natürlich weiß niemanden genau, was in dem andern vorgeht. Auch in Partnerschaften nicht. Na ja, gut dass nicht alle, jemandes Gedanken lesen können. Da würde es einige Motive mehr aber weniger Morde, weil die Opfer sozusagen vorgewarnt werden. Ach, warum dachte sie überhaupt darüber nach? An manchen Abenden stellte sie sich Szenen aus, die höchstwahrscheinlich nie passieren würden, aber irgendwie machte es ihr Spaß. Manchmal stellte sie sich aber auch vor, Richard würde vor ihrer Tür stehen, ohne etwas zu sagen sie küssen in das Haus drängen... weiter dachte sie nie, denn sie gab sich dann selbst einen Ruck. Sie wusste genau, ihr Exmann würde nie wieder zu ihr zurückkommen. Er hatte sie Schlampe und verficktes Arschloch genannt. Diese Worte hatten sie sehr verletzt. Er war ihre erste Liebe gewesen. Nach der, für sie sehr schwierige, Scheidung hatte sie sich vorgenommen sich nie wieder zu verlieben. Und doch war es wieder passiert. Martina hoffte, es würde nie soweit kommen, wie bei ihr und Richard. Das würde ihr den letzten Stoß, von der Klippe herunter, geben. Dann wäre sie weg. Dann wäre sie weg. Für immer und es wäre nicht mehr rückgängig zu machen.
