1 Prolog

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Ich stapfte durch den bedrohlich wirkenden Schnee. Keine Menschenseele hier draußen. Alle in ihren Häusern.
Nur ich kam schon wieder zu spät vom Nachsitzen. Warum war ich auch so dumm gewesen und hatte den Ball in das Schulfenster geschossen?
Ich war an unserem Haus angekommen. Es brennte ein Licht im Esszimmer. Ich klopfte...
Die Tür wurde aufgerissen von meiner besorgten Mutter.
Sie riss den Mund auf, als sie mich erblickte. "Jennifer!"
Ich trat in den Flur, meine Mutter holte eine Decke aus dem Wohnzimmer. Ich zog meine Jacke aus. Sie war völlig durchnässt von Schnee.
"Warum bist du schon wieder zu spät?!", schimpfte sie.
"Mum..., muss ich das denn noch erklären?"
Ich holte aus meiner Mappe einen Zettel, der nicht ganz vom Schnee verschont geblieben war.
Meine Mum nahm in mir aus der Hand und seufzte.
"Du hast aber auch Pech! Letzte Woche hast du doch schon den Wagen von Mrs. Mason gerammt!"
Ich nickte verlegen. Tollpatschig war ich schon. Was hieß schon, ich hatte nun mal dauernd Pech, egal wie viele 1 Cent Stücke ich fand, oder wie viele 4-blättrige Kleeblätter. Ich war hier nun mal das Sorgenkind. Aber nicht schlimmer als Ben. Ben war mein größerer Bruder. Er war sehr kräftig gebaut und besaß braune, verwuselte Haare und war 16, genau ein Jahr älter als ich. Bald schon aber hatte er Geburtstag und er konnte endlich ausziehen. Da nahm ich kein Blatt vor den Mund, er war einfach der Schrecken des Dorfes. Nur vor Dad hatte er großen Respekt. Er hatte immerhin die Aufgabe, bald Dads Firma zu übernehmen, nachdem mein ältester Bruder, Martin Jr. es abgelehnt hatte und nun mit seinen 21 Jahren eine Gegnerfirma hat. Was natürlich nicht seine Absicht war. Jedenfalls verdiente er mehr Geld als unser Vater und das reichte schon, um ihn pappesatt zu machen.
Dann hatte ich noch einen kleinen Bruder, Leon. Er war gerade mal neun Jahre alt geworden. Er war der frechste, kleine Bruder, den man sich nur vorstellen konnte. Er hatte blonde Haare und trug immer die Post aus. Der kleine freche Zeitungsjunge sollte bald wohl auch die Streiche von Ben schlagen, er wurde wohl der nächste Taugenichts, wenn mein großer Bruder seine eigene Wohnung hatte. Dann hatte ich noch meine kleine Schwester, Josy. Sie war ein Schatz, und auch wenn sie oft ziemlich nerven konnte, hatte jeder von meiner Familie sie ins Herz geschlossen. Sie war immerhin erst sieben Jahre jung. Meine Mutter war 45 und mein Dad 48. Sie waren bereits seit 24 Jahren verheiratet. Meine Mutter war Hausfrau. Sie kümmerte sich um unsere Familie und um das jüngste Kind- Baby George, er war erst anderthalb Jahre jung. Wir wohnten hier in "Adams Village", einem kleinen Dorf mit recht vielen Bewohnern. Meine Schule lag im Nachbardorf, "Gordon Village" und ca. 20 Minuten entfernt, die ich allesamt gehen musste. Aber so war es hier nun mal. Wir wohnten in einem kleinen bescheidenen Häuschen. Martin war ja bereits ausgezogen in die Stadt, wo seine und auch Dads Firma war. In sein altes Zimmer zog Ben, ein Glück, denn davor musste ich ein Zimmer mit ihm teilen. Seitdem hat jeder sein eigenes Zimmer, außer Baby George, der bei meinen Eltern schlief. Wir hatten ein kleines Badezimmer, eine Küche und einen Gesellschaftsraum. Vor zwei Jahren hatte mein Dad sogar einen Fernseher gekauft, für den er lange gespart hatte. Der Fernseher war das Highlight hier im Haus. Nicht viele Dorfbewohner konnten sich einen leisten. Ich machte mich also auf den Weg zu ihm, obwohl Mum noch sauer war wegen der Verspätung, machte sie mir einen Kakao und ich durfte fern sehen...

тнє ∂єρтн ιи уσυя єуєѕWo Geschichten leben. Entdecke jetzt