"Gefühle kann man nicht definieren. Sie kommen einfach. Sie lauern irgentwo, & in den schlechtesten Situationen kriechen sie hervor, wie Kakerlaken. Für jede Gefühle muss man einen hohen Preis zahlen. Dann also besser gar nichts mehr fühlen?"
Langsam kamen mir meine Tagebucheinträge leicht verstört vor. Und meine Gefühle auch.
In Wahrheit wusste ich gar nicht mehr, was genau ich fühlte.
Fühlte für Eric.
Wir waren seid Jahren beste Freunde. Eigentlich hatte ich nie an unserer Freundschaft gezweifelt. Nie. Hatte ich ja auch nie vor. Doch nun... Nun war alles anders.
"Man schätzt etwas erst, wenn es weg ist..."
Trotz allem, der traurigen Stimmung, die hier herrschte, wollte ich nicht länger rumheulen. Ich wollte zu ihm. Und nichts konnte mich aufhalten. Es war Sonntag nachmittag und ich wollte gerade rausgehen als-
"Jenny!"
Ich drehte mich um.
Es war Josy. Mist.
"Jenny du hast versprochen mit mir zu Spielen!"
Ich verdrehte die Augen.
"Mensch Josy. Es ist wichtig."
"Und ich etwa nicht, oder was?"
Für ihr Alter hatte sie schon eine ganz schön große Klappe.
"Ich erzähle sonst Dad, dass du Nachsitzen musstest!"
Oh nein, nicht die Nummer.
Manchmal hätte ich meiner Schwester den Hals umdrehen können, sie hatte so eine provozierende Art.
"Ok, ich helf dir bei den Hausaufgaben."
"Das musst du doch sowieso!"
Ich wurde wütend.
"Josy... "
Egal wie viel man bettelte, gegen diese Kinder gewann man einfach nicht.
"Ich kaufe dir Schokolade!"
Das Stichwort.
"Die mit der rosanen Schleife?"
"Ja, die mit der rosanen Schleife, jetzt lass mich gehen!"
Ich rannte also. Und rannte.
Erics Haus war 10 Minuten von hier entfernt.
Schon bald war ich vor seiner Tür angekommen. Ich klopfte.
"Hey Jennifer!"
Erics Mutter öffnete die Tür.
Sie war eigentlich immer recht freundlich. Ich konnte sie gut leiden.
Nachdem ich auch Erics Vater begrüßt hatte sprintete ich die kleine Treppe hinauf und klopfte an Erics Tür. "Mum?"
Ich öffnete einfach die Tür.
Dort saß Eric, offenbar lernte er gerade. Er sah zu mir auf und blickte dann nach unten. Dort stand ich also. Mit dem Bedenken, dass es eines der letzten Male war, dass ich ihn sehen durfte. Dann stand er auf. Ging zu mir. Stand vor mir, so nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Dann nahm er mich in den Arm. Ich roch sein Parfüm. In seinem Arm fühlte ich mich wohl.
"Ein Monat.", murmelte er.
Ich nickte.
Dann sah wieder in seine Augen. "Weißt du Eric, ich liebe deine Augen."
Schon so oft wollte ich ihm dieses Kompliment geben.
"Ich liebe Alles an dir.", sprach ich weiter.
Geschmeichelt formte sich auf seinem Gesicht ein breites Grinsen.
"Jennifer. Du solltest besser gehen."
"Was?"
"Es tut uns nicht gut, uns zu sehen.", sagte er gequält.
"Geh lieber. Geh zu ihm."