Kapitel 1

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... So still, dass jeder von uns wusste ,es ist ,das wir es für immer ,für immer ein Leben, und es war so still...

Mein Wecker klingelt. Ich drehe mich müde um, drücke den Wecker aus und schlief weiter. Der Wecker klingelt noch einmal und ich seufze genervt auf. Diesmal aber setze ich mich hin und warte kurz. Dann gehe ich ins Bad, wasche mein Gesicht, putze mir meine Zähne und gehe dann ins Wohnzimmer. "Guten Morgen, Mum " murmele ich vor mir hin. "Morgen Mäuschen! " rief meine Mutter hochmotiviert. Ohne weiteres zu sagen nehme ich mir einen Apfel. Dann gehe ich wieder in mein Zimmer. Ich räume es einwenig auf, da kaum was im zimmer ist und setze mich auf meinem Bett. Ich seufze und lasse mich zurück fallen. Dann beiße ich ab und zu in meinem Apfel, bis er leer war. Den Rest werfe ich in den Mülleimer, der neben mein Nachtisch steht. Den müsste ich allerdings auch mal wieder leeren, da der Mülleimer ziemlich voll ist.

Achja, Zu mir : ich heiße Lilly, bin 16 Jahre alt, und möchte sterben. Ich habe keine Freunde und möchte keine haben. Mein Bruder ist vor einem Jahr gestorben. Bei einem Autounfall. Ich habe ihn geliebt. Doch er wurde mir weggenommen. Nun will ich zu ihm. Und versuche alles dazu, nur leider bin ich zu feige, ich möchte keine schmerzen haben.

Ich überlege kurz, dann ziehe ich mir meine Turnschuhe an, meine Jacke auch und gehe raus.
Wir wohnen in Berlin. Eine schreckliche Stadt. Viel zu voll und laut für mich, aber das gute an Berlin ist, man kann sich an einigen Stellen verkriechen und für sich alleine sein.
Ich gehe in den Tierpark. Sehr groß doch auch zu eng, hier kommen mir viel zu viele Menschen vorbei.
Der einzige Platz wo keiner hingeht, denke ich, ist der Grunewald. Ich nehe die U-Bahn und fahre dahin.
Am Anfang des Waldes atmete ich noch mal tief ein. Ich liebe den Duft der Einsamkeit und des Waldes. Und diese herrliche Ruhe in diesem Wald liebe ich auch. Ich gehe weiter.
Meine Turnschuhe auf dem Walboden fühlen sich an wie Tierpfoten.
Ich schaue nach hinten. Dort ist ein kleiner, schwarzer Hund. Ich mochte ihn nicht. Es war kein kuscheliger Hund ,eher so ein strubbeliger Hund. Ich nehme ein Stück Holz und warf es in die Richtung von ihm. Das Holz zischte an den nassen Blättern vorbei, es hatte geregnet. Der Hund weicht schnell in die Büsche aus und das Holz fällt auf dem Boden.
Ich schaue dem Rascheln noch hinterher, bis es aufhört. Dann drehe ich mich wieder um und gehe weiter. Der Hund verfolgte mich immer noch. Ich bin leicht genervt. Ich ging zum Grunewaldturm, da kommt der Hund nicht drauf und ich bin alleine.

Ich bin angekommen. Der Hund ist mir den ganzen Weg gefolgt. Ich gehe die Treppen rauf. Vor dem Aufgang stehe ich und schaue mich um. Der Aufgang ist gesperrt, doch ich weiß wie ich trotzdem hoch komme. Ein paar Stufen höher quetsche ich mich durch eine halboffene Seitentür. Ich gehe weiter hoch, eine Stufe und noch eine, noch eine, soll ich die Stufen zählen? Heute mal nicht, ich kenne das Ergebnis sowieso, es sind Zweihundertsieben Betonstufen.

Die Tür am Treppenende ist nicht abgeschlossen.  Ich ziehe etwas an der Tür und sie quatscht. Ich verziehe etwas mein Gesicht und schaue hinter mir, ob jemand da ist. Dann gehe ich auf die Plattform. Von oben, heißt es, sieht die Welt anders, besser aus. Doch die Welt ist einfach grün, nassgrün. Ein großer Schritt, und ich stehe auf der Brüstung.
Ich versuche mir einzubilden, dass man eine schönere Aussicht von der Mauerbrüstung hat. Eine Lüge, genau wie die, ich könne fliegen. Ich kann es nicht. Zum Glück kann ich es nicht, ein Schritt noch, und ich werde wie ein Stein zu Boden fallen.
Reicht die Höhe? Damit ich mir nicht weh tue und sofort sterbe? Damit das Leben mit einem Schlag vorbei ist? Ich bin feige. Ich möchte bloß keine schmerzen.
Langsam breite ich meine arme aus, ich atme noch tief durch und schaue nach unten.
Ich mache meine Augen zu und ziehe die Luft noch einmal ein. Dann atme ich wieder aus und gehe ein kleinen Schritt nach vorne, aber noch nicht weit genug. Ich bewege mich in Mäuseschritten nach vorne und merke schon, wie die Zehen meiner Füße nicht mehr auf der Brüstung ist.

Von hinten windet eine Hand um meinem Arm, packt zu. Erschreckt fahre ich herum, verliere das Gleichgewicht, Rutsche und...

Das Wolfsmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt