Kapitel 3

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Hier in Berlin haben wir kein Haus. Zu hastig unser Aufbruch, zu überstürzt unsere Ankunft. Unsere Familie ist nur noch ein Rest. Und der Rest ist zu klein für ein Haus, deswegen wohnen wir in einer Wohnung. Drei Zimmer und ein Balkon, den niemand benutzt, weil wir alle den Sonnenschein nicht mögen, meine Eltern weniger als ich. Über uns wohnt eine ältere Dame, die Lärm nicht so gut verträgt. Wie gut für sie, dass wir ruhig sind, als wären wir schon tot. Man hört uns nicht. Unter uns wohnt eine kleine Familie mit einem Baby und einer kleinen Tochter. Ein Lebensende über uns und ein Neuanfang unter uns.
Das Baby schreit oft. Das Mädchen ist nicht so schlimm, sie heißt Lotti. Ich gehe ihr aus dem Weg, da ich keine Spielzeuge mehr ertragen kann. Alles erinnert mich an meinem kleinen Bruder. Wenn ich Lottis Kinderfahrrad im Hof sehe, möchte ich schreien. Es sieht so aus wie seins. Es ist, als hätten wir die Spielzeuge in Müllcontainer geschmissen und sie hätten es wieder raus geholt. Ich ertrage es nicht. Nicht mal schreien hilft. Mein Schmerz bleibt. Ich verfluche Luca, der mir mein Ausweg genommen hat. Genommen, ohne mir ein anderen Weg zu geben.
Mein Alltag wird mir zu eng. Warum muss ich zur Schule? warum muss ich alle anderen fröhlichen Menschen sehen? Warum muss Lotti unter meinem Fenster spielen? Warum zwingt man mich das zusehen, was ich nicht will? Es ist, als ob ich meine Hand ins Wespennest halten würde, und jeden Tag neue Stiche bekomme.

Ich fahre wieder Bahn , gleich nach der Schule. Ich will nicht nachhause, ich will weg von alldem, und muss weg. Ich gehe wieder in den Wald. Heute will ich schneller sein, ich nehme den Bus. Dann steige ich früh aus, da ich die enge nicht länger aushalte.
Zu Fuß Folge ich den Waldweg, hinunter zum See.
Das Wetter ist besser. Nicht für Mich, für alle anderen, es scheint die Sonne.
Jogger und Mountainbikefahrer rumpeln mich an. Ich knicke um und stolpere, mit den Händen nach halt suchend, gegen das Schild am Zaun,der hier den Schilfgürtel schützt .<betreten verboten, Ruhezone für Wasservögel > steht auf dem Schild. Ob die Enten mir ein wenig Ruhe abgeben? Ich gehe durch das Schilf. Ein Trampelpfad führt zu einer alten Badestelle. Ich gehe noch ein paar Schritte weiter. Ein Schritt zu viel, als ich eine Ente sehe. Ich wollte sie im Blick behalten. Die Erde gibt nach, mein Fuß sinkt ein und wird nass. Da ist es. Ein Knurren. Leise, kaum zu hören. Luca? Ist das Lucas Hund , der mich beobachtet?
Ein knacken hinter mir, das Schilf bricht, ein leises hecheln. Ich fahre so schnell wie ich konnte herum. Der Hund steht hinter mir , geduckt, nur ein paar Meter entfernt.
Als ich auf ihn zugehe, springt er fort. " Luca? "
Was denkt er, wie wenig ich mein Versprechen halte? Glaubt er wirklich, ich würde mich im See ertränken? Ich gehe zurück auf dem weg. Ich guckte mich um und suche den Hund " luca! Ich kann schwimmen verdammt! " rufe ich laut, in der Hoffnung, das er mich hört.

Ich fahre nachhause. Meine Schuhe durchnässt, sie Füße eiskalt. Mir ist kalt.
Als ich zuhause war, ziehe ich mich Erstmal um. Ich setze mich auf mein Bett.
Es klopft an der Tür. Ich bleibe sitzen, ich möchte alleine sein.
Ein Papier zwängt sich unter der Tür durch, es steckt fest, also gehe ich dahin und öffne Die Tür. Es war Lotti. Sie hat ein Bild für mich gemalt. Süß, aber ich fange an zu weinen, darauf soll die Familie von mir drauf sein, mein Vater, meine Mutter und ich. Nur wir drei. Sie hat meine Tränen nicht verstanden, sie kennt meinen Bruder ja nicht. Ich nehme sie in den arm "danke." flüstere ich mit weinender stimme. Sie lächelt.
Ich schicke sie wieder raus.
Ich schließe meine Tür wieder ab, und weine. Ich lege mich ins Bett, nahm mein Kuscheltier, drücke es und denke an meinen Bruder. Er fehlt mir so!

Ich überlege eine Zeitlang. Dann gehe ich zu meinen Eltern " Papa, ich brauche eine wärmere Jacke. " sagte ich leise. Er fragt nicht warum oder wofür, er nahm sein Portemonnaie, holt drei große Scheine raus und gibt sie mir in die Hand.
Ich nicke als danke.
Ich ziehe mein zweites Paar Schuhe an, gehe raus und nehme die Bahn in die Stadt.
Als ich in der Stadt war, hole ich mir meine Jacke und sehe einen kleinen Jungen mit einem Hund davor sitzen. Der Hund sieht aus, wie der Hund von Luca. Ich nehme zwei Euro aus meiner Tasche, und tue es in seinem Becher. Ich beschließe, ihn zu folgen, wenn er weg geht. Der Hund sieht wirklich genau so aus, wie der von Luca. Vielleicht ist er das? Vielleicht haben die etwas mit Luca Zutun.
Ich setze mich auf eine Bank, hinter einem Zeitungsstand ,so dass ich sie noch im Blick habe.
Der Hunger meldet sich in mir. Ich habe noch Restgeld von der Jacke, fällt mir ein.
Da es Abend wird, hole ich mir eine heiße Brezel, doch als ich wieder zur Bank gehe , war der Junge mit dem Hund nicht mehr da. Morgen komme ich wieder hier her, und beobachte ihn. Ich werde dann hinterher gehen, wenn er geht. Bis ich weiß, was es sich mit dem Hund auf sich hat.

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Wie ist das Kapitel so?
Meinungen wären cool!

Tut mir schonmal Leid, wenn ich die ganze Zeit, Zeitsprünge habe, damit komme ich noch nicht klar.

Hab euch lieb
-pachirisulala

Das Wolfsmädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt