I'm sorry

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Rasend breitet sich die Dunkelheit aus und verringert uns die Sicht, es hat keinen Zweck, wir müssen rasten.
Müde setzen wir uns auf den Waldboden, Steve sucht etwas Feuerholz während ich einen kleinen Steinkreis lege.

Plötzlich regt sich neben mir etwas. Ruckartig blicke ich zu Bucky, er scheint sich bewegt zu haben, das sagt mir, dass er im leichten Halbschlaf ist und bald nach circa einer Stunde aufwachen wird. Ich rutsche zu ihm, ziehe ihn etwas auf mein Schoß, sodass sein Kopf im leichten Winkel nach unten hängt. Vorsichtig ziehe ich eine Flasche Wasser aus dem Rucksack, öffne sie, kippe sein Unterkiefer ein wenig nach nach unten und tröpfle etwas Wasser in seinen Mund.

Ich blicke ihn an, lange, sehnsuchtsvoll, vielleicht ertrage ich den Anblick nicht, ihn so zusehen, vielleicht will ich auch nur, dass er wieder normal wird, sein Gedächtnis zurückbekommt, oder vielleicht doch nach etwas anderem, etwas das so viel tiefer ist. Wieder versinke ich in der Stille, der Wind weht mir sanft durch mein Haar, ich spüre seinen Atem, sehe wie sein Burstkorb sich hebt und senkt. Etwas raschelt im Gebüsch, ein Ast bricht, ruckartig blicke ich auf, ein Mann kommt mir in den Sinn. Pjört Ivanowisch. Nein, das kann nicht sein, er ist tot, ich habe die Flammen gesehen, er wurde hineingeschleudert, er kann es nicht überlebt haben. Es raschelt erneut und ein blonder Schopf kommt zum Vorschein. Erleichtert seufze ich auf, als Steve mit einem kleinen Haufen aus Reisig, Ästen und ein paar anderen Dingen auf uns zukommt. "Er wird bald aufwachen", unsicher blicke ich ihn an. "Ich habe ihm etwas Wasser gegeben, aber ich bin nicht sicher ob es ihm Schaden wird, wenn jetzt noch eine Dosis spritze."

"Ich denke, ich würde ihn aufwachen lassen, einige Minuten warten und erst dann wieder...", er schluckt und blickt auf die kleinen Äste, welche er sorgfältig in den Steinkreis hinein legt.

Ich nicke. Als er fertig ist, zieht er ein Feuerzeug aus der Tasche und hält die Flamme in den kleinen angeschlichteten Holzhaufen. "Seit wann trägt Captain America ein Feuerzeug mit sich rum?", scherze ich.

"Einer der Piloten hatte eins bei sich", antwortet er ruhig und steckt es wieder in seine Tasche, als die Flammen sich schnell über das Holz hermachen. Erneut regt sich Bucky und dieses Mal öffnet er langsam seine Augen und hustet. Benommen blickt er sich um.

"Wo bin ich?", seine Stimme ist noch schwach. Steve tritt an ihn heran und schaut ihm in die Augen, als würde er noch eine Spur seines besten Freundes in ihm suchen. "Wie geht's dir Bucky?", fragt er. Der Winter Soldier schaut ihn lange an, als ob in seinen Gedanken etwas erwachen würde, doch alles bleibt still.

"Wer ist Bucky?", fragt er und will sich gerade aufrichten, doch ich drücke ihn zu Boden.

"Hey, du bist noch nicht bei Kräften, bleib liegen." In diesem Moment ziehe ich eine der Spritzen aus meiner Tasche, löse die Kappe und drücke die Nadel schnell, bevor er reagieren kann, in seine Haut. Er keucht auf und zuckt zurück, in diesem Augenblick verlassen ihn wieder seine Kräfte und ich geleite seinen Kopf langsam zurück auf meinen Schoß. Er verdreht die Augen und sein Atem wird wieder ruhig und gleichmäßig. Ich lege meine Hand auf seine Brust. "Es tut mir leid", flüstere ich leise. "Es tut mir Leid"

"Ich habe meine Hoffnung in euch gesetzt und ihr hab sie vertan, jetzt muss ich euch leider feuern", sein hysterisches Lachen hallt in meinen Ohren wieder, dann verschwimmt das Bild.

Ich werde von lautem Vogelzwischern geweckt und blicke mich verwirrt um. Die Sonne scheint durch das Blätterdach und kitzelt mich in der Nase. Ich schnelle hoch und niese. "Gesundheit und guten Morgen", grinst Steve mich an. Er drückt mir einen Sandwich in die Hand und nach einer Katzenwäsche geht es wieder los.

Es dauert nicht lange und wir hören in der Nähe ein Auto vorbeirasen. Für wenige Sekunden bleiben wir stehen und lauschen ungläubig dem Geräusch hinterher, dann rennen wir ohne Vorwarnung los. Atemlos erreichen wir die Straße, während ich mich mit Bucky ins Gras setze, Steve stellt sich mit erhobenem Daumen an die Straße.

Das erste Auto saust hupend vorbei, dann das nächste. Nach dem ich dreißig Autos gezählt habe gibt er auf und setzt sich neben mich. "Wie es aussieht mögen Russen keine Amerikaner", seufzt er.

"Das werden wir ja sehen!", grinsend stehe ich auf, knote mein T-shirt oberhalb der Talie zusammen und öffne meiner langen kupferfarbenen Haare, zu allerletzt ziehe ich mein Ausschnitt etwas zu weit runter und stelle mich breitbeinig, mit erhobenem Daumen an die Straße. Ich muss nicht lange warten nach circa fünf Minuten hält schon das erste Auto.

Ich grinse Steve an und öffne die Beifahrertür. "Hallo Schönheit", der Mann ist ungefähr mitte Dreißig und grinst mich verführerisch an.

"Wir müssten nach Sankt Petersburg,  mein Freund ist krank, wir müssen schnell in ein Hotel."

"Soll ich uns ein Zimmer reservieren?", flirtet er weiter, doch ich zucke nur mit den Augen. "Die Belohnung gibt's nur am Schluss", ich zucke mit den Augenbrauen.

"Ach kommen sie Gnädigste", grinst er noch breiter.

Ich seufze. Langsam geht der Typ mir echt auf die Nerven. Ich verdrehe die Augen und blitzschnell habe ich meine Pistole gezogen, entsichert und halte sie auf ihn gerichtet.

"Setzen sie uns an einem Hotel in Sankt Petersburg aus, sonst werden wir wohl ihr Auto beschlagnahmen müssen." Geschockt starrt er mich wenige Sekunden an, als ob seine Katze zugegeben hätte, dass sie in einem Geheimdienst arbeitet. Ich lege meinen Finger an den Auslöser. "Nein, bitte."

Er dreht sich sofort ans Lenkrad, wartet, bis Steve Bucky einigermaßen im Auto verstaut hat und fährt los.

Ich sehe Bäume vorbeiziehen, Felder. Irgendwann schaltet der Fahrer die Musik an und wir werden begleitet von alten russischen Schlagern. 
Eine Pferdekutsche mit Stroh beladen zieht vorbei.

Langsam blitzen von weitem schon die Häuser der ersehnten Stadt zu uns herüber. Wir halten vor einem kleinen Hotel, ich drücke ihm zum Abschluss hundert Rubel in die Hand und steige aus.

Wir bringen Bucky in die berühmte betrunken Stellung und betreten das Gebäude. Es ist ein einfaches Hotel,  ein Teppich begrüßt uns, als wir eintreten. Schlurfend, dreckig und völlig fertig von all den Erinnerungen und des Fußmarsches. 

Ich bezahle für eine Wohnung mit zwei Zimmern und langsam steigen wir nun die letzten Stufen hoch.

Mit zittrigen Fingern schließe ich die Tür auf, stoße sie auf und trete hinein. Erleichtert seufze ich auf, verdrehe die Augen und lasse mich bäuchlings auf das weiche Bett fallen. Die Wohnung ist mittel groß, unterteilt in ein Schlafzimmer, einen großen Wohnraum mit einem Sofa,  einer kleinen Küche und einem Badezimmer. "Wir haben es geschafft!" schluchze ich glücklich.

"Ja!", lächelt Steve. "Das haben wir!" Wir gehen aus dem Schlafzimmer hinaus. Auf dem Sofa liegt Bucky,  seelenruhig atmend.

"Du weißt, dass wir handeln müssen, wenn er aufwacht!", ich blicke Steve an. Er nickte.

"Wir werden ihn dazu bringen sich zu erinnern."

In diesem Moment regt sich sein Freund.

Who the hell is BuckyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt