Umarmungen mit Einbrechern

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Gawin parkt in unserer Einfahrt und mir fällt zum ersten Mal auf, dass er den einstündigen Weg hier her ganz ohne Navigationssystem gefahren ist.

Eigentlich will ich gar nicht wissen, wie oft er den Weg in letzter Zeit gefahren sein muss, um mich zu beobachten.

Ich schiebe die Tür auf und steige aus. Wohlgemerkt immer noch barfuß, da ich mich nicht traue Lynns Schuhe wieder anzuziehen.

Kurz darauf wird unsere Haustür aufgerissen und mein Vater stürmt heraus, um mich in seine Arme zu schließen. 

"FAYE! ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Oh mein Gott, wo warst du nur?"

 Aaach, nur bei ein paar Bekannten die mich entführt haben und genau wie ich Vampire sind. 

Bevor ich allerdings auch nur "Hallo" sagen kann, streckt Gawin meinem Vater die Hand hin und beginnt zu sprechen: "Hallo Mr. West, sie erinnern sich bestimmt noch an mich, mein Name ist Gawin Everdeen und ich habe vor ein paar Tagen wegen des Stipendiums für ihre Tochter angerufen."

Gaaanz bestimmt.

Für einen kurzen Moment sieht mein Vater verwirrt aus, aber dann erhellen sich seine Züge, und er lächelt sich Gawin an. 

"Mr Everdeen! Wie konnte ich das nur vergessen, ja natürlich, das Stipendium für Oxford!"

Gawin cheatet doch!

"Genau. Ich bräuchte dann auch nur noch ein paar Unterschriften und dann geht es für ihre Tochter ja auch nächste Woche schon los nach England. Nicht wahr Faye?"

"Ähh ja genau.. ehh ich freue mich auch schon total."

Mein Vater lächelt Gawin begeistert an und führt ihn dann ins Haus.

Ich folge den beiden nach drinnen, wo Jasper mich ebenfalls erst einmal fest umarmt und mir ein "Mach ja nie wieder so nen scheiß, hörst du?" ins Haar murmelt.

Man weiß nirgendwo so genau, dass man beschützt wird, wie in Jaspers kräftigen Armen und zum ersten Mal seit Stunden fühle ich mich wirklich sicher.

Die Angst und Ungewissheit der letzten Stunden überkommt mich, meine Mauer bricht und ich weine ungehalten an Jaspers Brust.

"Heeyy. Hey, Kleines, jetzt bist du doch wieder hier. Alles wird gut. Sshhht."

Ich schaue ihn aus verquollenen Augen an. "Jas.. Ich fliege nächste Woche nach Oxford. Für ein Jahr."

Ich merke wie Jasper schluckt und mich dann loslässt, um mich an beiden Händen von sich zu halten.

"Du tust was?"

"Ach Jas, mach es doch nicht schwerer als es ohnehin schon ist. Ich gehe an die St. Edwards Highschool in Oxford, das ist eine riesige Chance für mich!" antworte ich, aber ich höre selbst, dass ich nicht besonders überzeugend klinge.

Er zieht mich ohne etwas zu sagen an sich und ich kuschele mich wieder an seine warme Brust.

Jasper streicht beruhigend über meine Haare und murmelt schließlich leise: "Dir ist schon klar, dass das gegen unsere Geschwisterregeln verstößt? Ich sollte der Erste sein, der aus dem Haus ist, weil ich älter bin."

Auch wenn er sich bemüht die Situation aufzuheitern, merke ich, dass er verdammt niedergeschlagen ist.

"Ich komme euch an Weihnachten besuchen.", verspreche ich leise in den Stoff seines Pullovers, obwohl ich keine Ahnung habe, ob Gawin mich gehen lassen wird.

"Wehe wenn nicht!", höre ich Jasper nuscheln und muss lächeln."Ich liebe dich doch, Kleines."

Ich merke, wie einige Tränen sich den Weg meine Wangen hinunter suchen. "Ich dich viel mehr."

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