Schwedische Honigkuchenpferde

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Ich ziehe die Autotür mit einem lauten Knall hinter mir zu.

Warum jetzt? Warum ich?

Ich habe eine halbe Stunde gebraucht um Jasper und meinen Dad abzuwimmeln, mit der Entschuldigung ja sonst den Flug zu verpassen.

Ich will nicht.

Ich schnalle mich an und winke ein letztes Mal. Meine beiden Jungs stehen auf dem Hof und wirken ziemlich betreten.

Was, wenn ich ihnen einfach alles erzähle?

Gawin startet den Wagen und fährt mit einem Satz los, womit jede Chance wieder aus dem Auto zu springen, vertan ist.

Auf Wiedersehen.

Die Landschaft zieht an mir vorbei, aber ich sehe keine flammenden Herbstwälder, ich sehe nur die Kilometer die sich häufen und sich wie eine undurchdringbare Wand zwischen mir und meinem Zuhause auftürmen.

Gawin dreht das Radio leiser und schaut mich von der Seite kurz an.

"Ich weiß, wie schwer das für dich ist, es geht nur leider nicht anders."

Ich beiße mir fest auf die Lippe und schaue immer noch aus dem Fenster.

"Nein, weißt du nicht. Du hast absolut keine Ahnung."

Ich höre Gawin glucksen, doch seine Stimme ist ernst.

"Glaubst du etwa, du bist die einzige, die ihre Familie verlassen musste? Ich war in der selben Situation, wie du."

Ich bin eben Egoist.

"Du kannst das vielleicht noch nicht nachvollziehen, aber Vampir sein hat nicht nur Nachteile."

Klar, nicht ohne Blut leben zu können, ist ganz unglaublich vorteilhaft.

"Hör zu, Faye, nach deinem 17. Geburtstag hast du achtzehn Monate Zeit, um einen Gefährten zu finden. Jemanden, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen kannst. Den du liebst."

Ich starre Gawin irritiert an.

"Dir ist bewusst, dass ich sechzehn bin, ja? Ich hab mein Leben noch vor mir, okay? Ich werde mich ganz bestimmt nicht an irgendeinen dahergelaufenen Vampir binden!"

Gawin seufzt und starrt frustriert auf die Straße.

"Die Verbindung zwischen zwei Vampiren ist eine andere, als die zwischen Menschen. Solltest du jemals gedacht haben, Liebe zu fühlen, muss ich dich enttäuschen. Keine menschlichen verliebten Gefühle kommen auch nur annähernd an vampirische Liebe heran."

Ich ziehe provozierend eine Augenbraue hoch.

"Liebe ist nicht nur die Bedürfnisse des anderen über die eigenen zu stellen, Liebe ist, für den anderen zu flammen, für ihn zu sterben, jede Sekunde des Lebens mit dem Anderen verbringen zu wollen. Wahre Liebe vergeht nicht. Niemals."

Wow. Gawin der Poet.

Er könnte tatsächlich besser sein, als ich.

"Solche Bindungen halten für immer."

Für immer klingt so unglaublich lang.

"Was passiert, wenn ich keinen Gefährten finde?", spreche ich aus, was mir die ganze Zeit schon auf der Zunge liegt.

Gawin antwortet nicht direkt, und schaut weiter auf die Straße.

"Dein Herz würde stehen bleiben."

Ich schlucke.

Die Seite hieß e-darling, oder?

"18 Monate klingen vielleicht nicht lang um die Liebe deines Lebens zu finden, aber du wirst schon sehen. Ich habe Keira auch erst drei Monate vor meiner Verwandlung kennen gelernt."

MakellosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt