Unsere erste Begegnung wird für immer in mein Herz gebrannt sein. Es war an einem vierten Juli. Ich war gerade erst in Miami gelandet, wo mein Vater mich mit ziemlicher Verspätung vom Flughafen abholte. Er behauptete, die Maschine aus London wäre nie pünktlich, allerdings war das an diesem Tag nicht der Fall. Deshalb wartete ich.
Überall wimmelte es vor Menschen und ich stand mir in der Ankunftshalle die Beine in den Bauch. Doch dann erkannte ich meinen Vater mit einer Treffsicherheit, die man an den Tag legt, wenn man jemanden vermisst hat und es kaum erwarten kann, ihn wieder zu sehen.
Ich fiel ihm um den Hals und bemerkte sofort den Geruch von Zigaretten und Weizenbier. Mein Vater war kein ungepflegter man, falls ihr das jetzt denkt, ganz und gar nicht. Er war perfekt. Zumindest für mich. In seinen Adern floss die Musik und das liebte ich so an ihm. Seit ich denken konnte, war er Manager und Produzent von Bands. Er lebte praktisch die Musik. Grosse Hallen und Übungsräume brachten ihn in Hochform. Er hielt mich eine Armlänge von sich entfernt, um mich zu mustern, und ich sah, dass seine Wangen ein wenig faltiger und seine Augenringe ein wenig ausgeprägter waren, als als bei unserem letzten Treffen vor gut einem Jahr.Wie gewöhnlich trug er sein Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ich entdeckte, dass sich inzwischen graue Haare unter das glänzende schwarz mischten. Während er mich schüttelte, versicherte er mir, dass ich noch hübscher geworden war.
Ich grinste verlegen, denn ich merkte, dass uns die Leute um uns herum anstarrten. So war das immer. Das schwarze T-shirt und die tätowierten Unterarme meines Vater bildeten einen echt krassen Gegensatz zu meiner dunkelblauen Schuluniform.Unsicher strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und schulterte meinen Rucksack.
"Es ist schön, dich zu sehen, Am." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Nur Dad nannte mich Am. Mein voller Name war Amelia, aber seit Jahren war ich für meinen Dad Am. Neben ihm fühlte ich mich dann immer lässig und gefährlich, keine Ahnung warum. "Lass uns gehen, Dad", forderte ich ihn auf.
Er lies mich los, schnappte sich mejnen Koffer und ging in Richtung Parkplatz. Wie gewöhnlich unterhielten wir uns während des Weges in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. Es klang manchmal vielleicht etwas komisch, aber für uns war es ein Zeichen unserer bunten Herkunft. Als sich die Schiebetüren des Ausgangs öffneten empfing Florida mich mit dem vermissten, schwülen Wetter. Ich konnte es kaum erwarten, meine Schuluniform abzulegen und in den kommenden Wochen nurnoch das anzuziehen, wodrauf ich Lust hatte.
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Timeless | H.S
FanfictionDie 16-jährige Amelia fliegt wie jedes Jahr zu ihrem leiblichen Vater nach Amerika. Dieser ist Bandmanager und hat auch dieses Jahr wieder eine neue Band am Start, die er groß herausbringen will. Amelia freut sich darauf die Band kennen zu lernen...