T W O

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Erleichtert lächelte ich meinen Vater an, und schaute ihm dabei zu, wie er meine Sachen in seinem Schwarzen BMW verstaute, den er bereits seit Jahren fuhr. Wir stiegen ein und Dad ließ den Motor aufheulen, bevor er  mit aaGeschick aus der Parklücke fuhr. "Es ist schön, wieder bei dir zu sein", bemühte ich mich um gespielte Fröhlichkeit. Meine Finger krallten sich in den Stoff meiner Bluse. So ging es mir jedes mal, wenn ich nach längerer Zeit zu meinem Dad ins Auto stieg. "Bist du bereit, meine Jungs kennenzulernen?", fragte Dad in diesem Augenblick. "Diese Band hat Klasse! Sie wird in die Charts stürmen, das garantiere ich dir. Ihr erstes Album wird der Knaller "
"Wie heißt die Band?", versuchte ich den Lauten Automotor zu übertönen. "One Direction", erwiederte Dad und ich sah mit Beruhigung, dass der Abendliche Verkehr den Dolphin Highway langsam legte.
"Was macht die Liebe?", lenkte Dad vom Thema ab. Ich schwieg. Das war ein schwieriges Thema.
"Ich bin nicht deine Mutter. Wir haben keine Geheimnisse voreinander, habe ich recht?", erinnerte er mich. "Es gab da einen Jungen im Letzten Schuljahr. Jason. "Aaaber?", das A zog er extra lang und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit den Augenbrauen wackelte. "Keine Sorge, Dad, Jason ist einfach nur ein Junge aus dem College." Ich verstummte. Ich wollte Dad nicht erzählen, das wir in betrunkenem Zustand weiter gegangen sind, als ich das geplant hatte. In den nächsten Wochen würde unser Verhältnis wieder vertrauter werden, momentan musste ich nur mein englisches Wesen ablegen, um mein wahres ich neu zu entdecken. Es war nicht einfach ein Scheidungskind zu sein und in zwei verschiedenen Kulturkreisen mit derart unterschiedlichen Elternteilen zu leben. "Wohin fahren wir?", fragte ich und sah auf die lange Schlange der Autos vor uns. "Wir treffen die Jungs beim Videoshooting. Später gehen wir auf eine Party von einem Kumpel. Wir müssen schließlich den Unabhängigkeitstag feiern oder?" "Dad!", rief ich empört. "So kann ich unmöglich länger rumlaufen!"
Wieso hast du dich denn nicht umgezogen, bevor du in den Flieger gestiegen bist?"
Ich schüttelte den Kopf. Von meinem Internatsleben hatte Dad nicht den wenigsten Schimmer.
"Weil ich nicht in Jeans und Tshirt zu meiner Verabschiedungzeremonie gehen konnte und Mom mich anschließend sofort gefahren hat."
"Dann zieh dich jetzt um!" "Was? Hier? Mitten auf der Straße?"
"Am! Du wirst immer englischer. Wir haben getönte Scheiben, wer sieht dich ausser mir?" Hatte Dad recht? Wurde ich wirklich immer englischer? Dad machte eine Kopfbewegung in Richtung Kofferraum. "Hol dir deine Sachen, wir stehen sowieso im Stau.",entspannt drehte er die Stereoanlage auf und die bekannte Popmusik dröhnte aus allen Ecken des BMWs. "Dad!", flehte ich. Er verstand mich manchmal echt nicht. Dabei lag es auf der Hand, dass man mich auslachen würde, wenn ich mitten auf einem Highway in Schuluniform aus einem dröhnenden BMW steigen steigen würde.
"One Direction", übertönte Dad die rauchige Stimme eines jungen Mannes. "Gefällts dir?". Ich musste zugeben, dass ich das Lied auf Anhieb mochte. Es war Poppig ab und zu rockig aber auch melodisch. Dank Dad war ich mit dem Sound von solchen Boybands aufgewachsen. Es war mir ins Blut übergegangen. Meine Mutter sagte immer, Dad hätte mich verdorben. Die Art, wie sie dass sagte, zeigte, dass sie Boybands nicht leiden konnte. Ich wieder sprach ihr nicht und vervollständigte heimlich meine Sammlung an CDs. Für mich war es, als könnte ich über diese Musik den Kontakt zu Dad halten. "Erzähl mir mehr über die Jungs", forderte ich ihn auf. Dass lies er sich nicht zweimal sagen. " Die Jungs sind alle Anfang 20 und kommen aus Irland, London, Doncaster, Holmes Chapel und Louis Tomlinson ist der Gründer der Band. Du kennst ihn vielleicht noch, er hat mal bei 6 mixes mitgespielt. Gemeinsam mit Niall Horan und Liam Payne hat er dann an neuen Liedern gearbeitet und sie recht i haben Harry Styles als zusätzlichen Sänger gewonnen. Ein unglaublicher Junge! Er gibt den Texten so viel Tiefe und Gefühle. Sie singen aber alle vier, und haben dann noch Musiker als Begleiter dabei. Ich liebe sie!"
Ich lächelte über Dads Begeisterung. Er sprach von seinen Bands stehts mit Leidenschaft, dass hörte man jedes Mal heraus. Er liebte nicht nur 'Seine Jungs', sondern auch seinen Job. Und dafür bewunderte ich ihn. "Ich kann mich an Louis erinnern. Wir waren auf einem 6 Mixes Konzert vor drei Jahren. Mom ist ausgerastet, als sie das gehört hat!", sagte ich. Dad zwinkerte mir verschwörerisch zu und wir mussten lachen. Es tat gut.
"Louis wird sich freuen dich wieder zu sehen", versicherte Dad, doch ich bezweifelte , dass er sich erinnern konnte.
"Endlich!", riss Dad mich aus meinen Gedanken. Er gab Gas und nahm sportlich die Ausfahrt, ohne auf andere Fahrer zu achten. Einige Minuten später parkte er auf einem Platz vor einer grossen, mit Graffitis besprühten Halle uns warf mir die Autosschlüssel zu:"Zieh dich um Am!"

Timeless | H.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt