4 Jahre später
Liebevoll küsst Harry von meinem Kiefer, über meinen Hals, bis hin zu meinem Dekolleté. Er brummt zufrieden auf, als er mit seinen Händen zu meinem Rücken wandert, um meinen BH zu öffnen.
Seufzend vergrabe ich meine Hände in seinem Haar und genieße seine Liebkosungen. Es ist so lange her, seitdem wir so etwas gemacht haben und heute ist es wieder so weit. Wir hatten jetzt sechs Wochen keinen Sex mehr und heute ist ein Tag, an dem die Kinder alle erst spät von der Schule kommen und wir unsere wohlerhoffte Zweisamkeit genießen können.
Als Harry mir meinen BH auszieht, lassen wir uns zurück ins Bett fallen und er deckt uns beide mit der Decke zu. „Wir dürfen nie wieder so lange kein Sex mehr haben", murmelt er zwischen den Küssen und fährt mit seiner Hand in meinen String, den ich mir extra für ihn angezogen habe.
„Versprochen", keuche ich.
Er beginnt meine Mitte zu reiben und stützt sich über mich. Wir beginnen uns wild zu küssen, während ich seine Berührungen mehr als genieße.
Oh Mann, es soll nie enden. Nie ...
„OH MEIN GOTT!", ertönt plötzlich eine laute, durch den Stimmbruch abbrechende Stimme von der Tür und Harry und ich schrecken sofort auf.
Lucas steht mit großen Augen und der Schultasche in der Hand mitten im Raum.
„Oh mein Gott!", schreien Harry und ich gleichzeitig. Er bedeckt uns sofort mit der Decke.
„Oh mein Gott!", sagt Lucas wieder und scheint total perplex zu sein. Er läuft hektisch von links nach rechts, hält sich die Augen zu.
„Lucas, was suchst du denn hier?", fragt Harry außer sich und beobachtet entsetzt, wie Lucas gegen die eine Stehlampe stößt, weil er nichts sieht.
„Ich hatte früher aus!", erklärt Lucas und versucht sich nach draußen zu tasten. „Mum, was soll ich tun? Wo soll ich hin?" Er tastet sich zu unserem großen Schrank und schiebt ihn mit noch verdeckten Augen auf. „Ich werde einfach –'' Er setzt den ersten Fuß hinein.
„Lucas, geh gefälligst aus dem Schrank raus!", rufe ich fassungslos.
„Ich wollte nur" – Er stolpert wieder aus dem Schrank. Dann dreht er sich in unsere Richtung, allerdings hat noch immer die Hand vor den Augen. „Mum, sag mir doch, was ich tun soll!"
„Geh raus!", brüllen Harry und ich gleichzeitig.
Mehrmals nickt Lucas und geht mit schnellen Schritten zur Tür. Allerdings nicht, ohne seinen Zeh am Bett und seinen Kopf an der Türkante zu stoßen. Er flucht zischend und dann knallt er auch schon die Tür hinter sich zu.
Es herrscht komplette Stille im Schlafzimmer.
Das war wahrscheinlich der peinlichste Moment, den Harry und ich je erlebt haben. Noch peinlicher, als der Moment, in dem Steven ihn und mich beim Sex in der Küche erwischt hat. Ja, wirklich noch peinlicher.
Harry und ich starren einfach nur nach vorne.
„Ich glaube, ich muss mich übergeben", sagt er als erstes und legt sich zurück auf den Rücken. Er hält sich fassungslos die Händen an den Kopf und sieht an die Decke.
Ich lege mich ebenfalls zurück und bedecke meine Brüste gleichzeitig mit der Decke. Ich sehe zu ihm. Sein Blick ist so voller Entsetzen, dass es beinahe schon wieder lustig ist. Ich muss mich anstrengen, nicht breit zu grinsen. „Ich denke, wir müssen jetzt mit den Aufklärungsgesprächen beginnen."
Er schließt die Augen und atmet tief durch. „Das ist nicht witzig."
Jetzt kann ich mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen. „Stimmt, du hast Recht."
Jetzt hält er sich die Augen zu und ich sehe, dass auch er mit einem Lachen kämpfen muss.
„Wir verschieben das, ja?", frage ich.
„Am besten auf die Monate, in denen sie auf dem College sind."
Lucas barikadiert sich bis zum Abendessen in seinem Zimmer. Wahrscheinlich ist er genauso traumatisiert von der ganzen Sache, wie wir. Kein Wunder. Wenn ich meine Eltern damals so vorgefunden hätte, würde ich sie auch nicht mehr sehen wollen. Bisher hat noch keines unsere Kinder bei solchen Dingen erwischt ... Und eigentlich sollte das auch so bleiben. Obwohl ich zugeben muss, ich bin froh, dass es Lucas erwischt hat und nicht Sunny oder Sam. Sam würde es uns für den Rest unseres Lebens vorhalten und Witze darüber machen und Sunny würde tausend seltsame Fragen stellen. Und wie man die beantworten will, ist auch so eine Sache.
„Lucas!", rufe ich durch seine Zimmertür und klopfe. „Kommst du zum Abendessen?"
„Muss ich?"
Ich verdrehe die Augen. „Komm schon. Du kannst nicht die ganze Zeit in deinem Zimmer rumsitzen."
Ich höre, wie er von seinem Schreibtisch aufsteht und dann öffnet sich auch schon langsam die Tür. Sein Kopf ist gesenkt, als er an mir vorbei geht. Er ist sogar schon größer als ich. Zwar nicht sonderlich viel, aber er ist es.
Einen Seufzer unterdrückend folge ich ihm die Treppen herunter ins Esszimmer. Ihm ist die Situation wahrscheinlich genauso peinlich, wie Harry und mir. Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, wem sie mehr peinlich sein sollte. Wahrscheinlich uns.
Harry sitzt schon mit Sam und Sunny am Tisch, als Lucas und ich uns dazu gesellen. Lucas starrt durchgehend auf die Tischplatte und geht Harrys Blick aus dem Weg, als er nach dem Brot greift.
„Was geht denn mit dir ab?", fragt Sam Lucas, als er sich unsanft Schinken auf sein Brot klatscht. „Hast du 'nen Geist gesehen?"
Lucas schüttelt nur mit dem Kopf und beginnt Butter auf sein Brot zu streichen.
„Wie war denn die Schule heute?", frage ich, um bloß kein falsches Thema zu Tische zu bringen.
„Beschissen", antwortet Sam.
„Super", sagt Sunny. „Misses Bender meinte, dass ich nächste Woche schon den neuen Ständer für mein Piano bekomme."
Lucas atmet tief durch. „Ähm", macht er. „Darf ich bitte – Äh, also –''
„Ja, du darfst aufstehen", antwortet Harry seufzend.
Jetzt fiel auch noch das Wort Ständer. Das scheint zu viel für Lucas zu sein.
Ich nicke ihm nur aufmunternd zu, worauf er auch schon oben verschwindet. Das muss er erst Mal verarbeiten.
„Was hat er denn?", fragt Sunny.
„Er hat wahrscheinlich heute zum ersten Mal seinen-''
„Sam!", unterbricht ihn Harry sofort. Wenn Sam etwas sagt, endet es meistens vulgär, was er wenigstens vor Sunny verstecken sollte. Harry wendet sich wieder an die Kleine. „Er hat einfach Bauschmerzen, Süße."
„Ganz, ganz schlimme Bauchschmerzen", füge ich noch hinzu.
„Ich kann ihm ja den Spezialtee von Oma machen", sagt sie jetzt und steht auf.
Ich muss schmunzeln. Sie ist einfach zuckersüß. Sie und Lucas haben die beste Geschwisterbeziehung, die man sich vorstellen kann. Und das, obwohl er schon in der Pubertät ist. Sie sind einfach die besten Freunde und er hilft ihr in allem. In der Schule, im Sport, bei ihren Klavierproben, bei einfach allem. Er beschützt sie auch oft in der Schule, erzählt sie immer.
„Ja, mach das doch", sage ich lächelnd. „Da freut er sich bestimmt."
„Hoffentlich hilft das was", murmelt Harry.
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Our Last Collide 4
Hayran KurguHarry, Raven und ihr kollidiertes Leben in der Zukunft, bestimmt vom Schicksal und ihrer Liebe. written by @articulair