Murphy's Law

Skaikru

Hayyy :D! Endlich kommt das neue Kapitel und Skai sieht heute zum 1.Mal Murphy! Hoffe es gefällt euch :D :D

------------------

Vorsichtig ließ ich mich aus dem Sattel gleiten. Camax kannte den Weg ins Dorf. "Yun stegeda." sagte ich leise und gab ihm einen Klaps auf die Kruppe. Er drehte sich schnaubend um und trabte in den Wald. Geduckt näherte ich mich dem Hügel und wich geübt Ästen und verräterisch raschelndem Laub aus, während ich durch das Unterholz schlich.

Auf einmal zeriss ein Schrei aus Richtung des Dropships die Stille um mich herum. "Wir sind zurück ihr Wichser!!" - ein Mädchen. Ich presste mich näher an den feuchten Erdhang während um mich herum Vögel aus den Baumkronen aufstoben. Jetzt schrien eine ganze Menge Leute durcheinander. Ich verdrehte die Augen. Das ganze Kreischen, Herumtrapeln und Lachen war so ziemlich das dämlichste was man machen konnte - kein Wunder also dass die Himmelsmenschen genau das taten. Mittlerweile wusste bestimmt so ziemlich jeder in diesem Wald von ihrer Anwesenheit.
Ich musste sehen was da vor sich ging. Ich grub meine Hand tief in die aufgeweichte Erde und rieb mir schlamm über Arme und Gesicht. Sicher ist sicher. Dann schob ich mich die letzten Zentimeter des Hanges hinauf und analysierte das Bild, welches sich mir bot. Das Dropship hatte die Landung, bis auf einige Eindellung und Kratzer, relativ gut überstanden und lag, mit dem Ausgang zur Mitte der Lichtung, auf der Anderen Seite der baumfreien Fläche.
Auf der Lichtung vor mir rannten die Leute der Skaikru durcheinander. Sehr viele. Alles Jugendliche. Ich begann kurz zu überschlagen - das mussten mindestens 100 sein! Die allgemeine Aufregung die dieses schreiende Mädchen ausgelöst hatte, hatte sich noch lange nicht gelegt. Alle rannten herum wie aufgescheuchte Hühner, kreischten, fielen sich in die Arme oder starrten veträumt die Bäume an. Einer, ein großer dünner Junge mit braunen, verwuschelten Haaren und einer komischen Brille auf dem Kopf kniet vor einem Grasbüschel und strich immer wieder faszniert mit der Hand darüber. Komplett Irre. ALLE! Hoffentlich kam noch keiner von Ihnen auf die Idee, die Lichtung zu verlassen und sich den Wald genauer anzusehen, sonst standen die Chancen leider ziemlich gut, dass sie mich entdeckten.
Aber warum waren es nur Jugendliche? Wo war Jaha? Ich suchte die gesamte Lichtung Stück für Stück mit dne Augen ab, fand ihn aber nicht. Er war nicht hier dachte ich voll bitterer Enttäuschung.
Ich versuchte also angestrengt, wenigstens anderen Altersgruppen zu entdecken, fand aber keine. Allerdings bemerkte ich, dass alle einen silbernen Armreif trugen. Waren das digitale Fesseln? Peilsender?
Vorsichtshalber rutschte ich etwas nach rechts, unter einige Büsche, denn mittlerweile sonderten sich einige Leute ab und begannen den Wald zu begutachten oder den Hang hinauf zu klettern. Ich konnte es mir nicht leisten beim Grübeln über Schmuck von diesen Branwoda erwischt zu werden!
Der Grasbüschelanbeter stand jetzt auch auf und näherte sich dem Rand der Lichtung. Dummerweise genau in meine Richtung. Er lief irgendwie unsicher und schaute immer wieder über seine Schulter. Definitiv einer von der feigen Sorte. Ich kauerte mich noch mehr zusammen während ich alle möglichen Szenarien durchspielte.
Grasbüschelanbeter stand jetzt einige Meter von mir entfernt am Fuß des Hügels und sah skeptisch zu den Bäumen. Er schien wirklich schwach und ängstlich zu sein. Wenn ich ihn irgendwo an einem ruhigen Plätzchen im Wald befragen könnte.... .
Ich konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Wenn er noch ein wenig näher kommen würde, wäre es ein Kinderspiel ihn bewusstlos zu schlagen. Vorsichtig begann ich mit meiner Hand im Dreck nach einem passenden Stein zu wühlen. Der Junge begann nun auch endlich den Hang hinaufzuklettern, obwohl er natürlich - wer hätte es gedacht - nach einigen Schritten wieder stehen blieb und sich unbehaglich umsah. Ich sandte ein Stoßgebet an alle Götter der Schatten die mir einfielen, als sein Blick über mein Versteck glitt. Als er nichts auffäliges bemerkte, schien er sich ein wenig zu entspannen.
Endlich schlossen sich meine Finger auch um die raue Oberfläche eines Steins. Wäre er nur ein paar wenige Schritte weitergegangen, würde er mich nicht mal aufstehen sehen. Aber, man muss schließlich mit dem arbeiten, was man hat. Bei der Geräuschkulisse für die die Skaikru netterweise gesorgt hatte, würde man ihn noch nicht einmal schreien hören wenn mein Schlag unsauber war.
Ich spannte mich zum Sprung an und und war kurz davor hochzufedern als plötzlich ein dunkelhaariger, asiatischer Junge in unsere Richtung gerannt kam. "Jasper!" leicht außer Atem kam er unter uns zum stehen und kletterte keuchend den Hügel hinauf. "Jasper! Ist das nicht fantastisch? Wir haben es geschafft! Jetzt kann man ja fast sagen, dass es sich gelohnt hat für das Rauchen im Gemüsegarten von deinen Eltern eingesperrt worden zu sein." er grinste glücklich seinen Freund an. Der Grasbüschelanbeter der anscheinend 'Jasper' hieß war nicht ganz so begeistert. "Ja toll wir haben diesen verdammten Absturz überlebt um jetzt auf der ERDE mit einem Haufen Verbrecher festzusitzen! Die sind nicht alle fürs Gras rauchen runtergeschickt worden, Monty! Wir sind alle nur Testobjekte. Wir sind einfach nur Anzeiger für Überlebenschancen - und wenn es die hier nicht gibt dann gehen wir drauf. Und unsere Familien in der Ark auch wenn der Sauerstoff ausgeht."
Jok! Dieser Typ war ja die reinste Goldgrube. Der erzählte einem ja auch so schon seine ganze Lebensgeschichte, das Gefangennehmen wäre ja völlig unötig gewesen.
Jasper meinte schließlich leise"Das ist doch ein Himmelfahrtskommando." Monty kicherte "Erdfahrt wenn dann." Als Jasper ihn nur mit zusammengekniffenen Augen ansah, hob er schließlich seinen Arm und legte ihn beruhigend auf die Schulter des Angsthasen. "Bis jetzt ist doch alles in Ordnung. Das wird schon." meinte er lächelnd.
Jasper wollte gerade etwas erwiedern, als ein blondes Mädchen, einige Meter entfernt, ihre Namen rief. Sie kam mit schnellen Schritten auf die beiden zu. Was war das hier?! Der offizielle Versammlungspunkt?? "Monty, Jasper - ihr müsst mir helfen hier Ordnung reinzubringen! Wir müssen einen Plan machen! Lebensmittel einteilen! Wasser suchen!" Ich zog überrascht eine Augenbraue hoch. Vernunft. Hier. "Wir haben noch so viel zu tun und Bellamy..!" Wütend fuhr sie sich durch die Haare "Niemand denkt daran was wir alles noch machen müssen! Alle tuen einfach was sie wollen!" Sie sah die beiden eindringlich an "Wir haben später Zeit für den Wald!" Dann drehte sie sich um und lief wieder zur Mitte der Lichtung.
Jasper folgte ihr sofort bereitwillig, während Monty noch einmal sehnsüchtig in den Wald starrte, bevor er ihnen hinterherlief.
Da hatten wir also unsere erste potenzielle Anführerin. Mein Blick folgte ihr über die Lichtung während sie versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen. Ein Typ mit schulterlangen braunen Haaren lief die ganze Zeit um sie herum. Er sah zugegebenermaßen nicht schlecht aus, aber so etwas würde mich unheimlich nerven.
Auf einmal knallte das blonde Mädchen wütend den Deckel der Versorgungskiste zu, die sie gerade begutachtet hatte, und stampfte über die Lichtung auf einen großen, schwarzhaarigen Typen zu. Er stand in einem Kreis aus aus Jugendlichen die an seinen Lippen hingen. Als er die Blonde bemerkte drehte er sich grinsend in ihre Richtung. Sie redete ziemlich sauer auf den gutaussehenden Typen ein, der die ganze Zeit nicht aufhörte zu lächeln und in einer ihrer Atempausen nur kurz etwas sagte, woraufhin ihr Gesicht eine leicht rötliche Farbe annahm, sie aufgebracht etwas erwiederte und wegging. Er war soeben auch interessant für mich geworden. Die nächsten Minuten verbrachte ich damit abwechselnd die beiden zu beobachten und an Feuer, Felle und ein Bad zu denken. Meine Sachen waren mittlerweile komplett durchweicht und ich begann zu frieren. Langsam wurde es wirklich Zeit für einen Positionswechsel.
Ich würde mir den Schwarzhaarigen nocheinmal genauer ansehen. Vorsichtig verließ ich mein Versteck und begann am Rand der Lichtung entlang zu schleichen. Ab und zu mussten ich einem von diesen Branwodas ausweichen, kam aber nach einigen Umwegen unbemerkt bei dem Dropship an. Der Schwarzhaarige verschwand gerade darin. "Nein!" knurrte ich genervt. "Ich bin gerade nicht bis hier her durch den ganzen Dreck gekrochen damit du jetzt in dieser verdammten Blechbüchse verschwindest!" Wütend begann ich einige Blätter, die vor mir lagen, zu zerrupfen. Als ich wieder zum Dropship sah, kam er gerade heraus.
"Sha!" murmelte ich zufrieden. Er zog eine weitere Person mit sich aus dem Dropship und flüsterte ihm etwas zu, bevor er hinter das Dropship (und damit aus meinem Sichtfeld) verschwand.
Der Typ den er rausgeholt hatte trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen und sah über die Lichtung. Bei Tar, sah er umwerfend aus! GUT! Ich hatte gut gedacht!!! Er hatte etwas längere dunkle Haare die ihm in Strähnen ins Gesicht fielen, ein schmales Gesicht, dunkle Augen und hohe Wangenknochen. Der - ich wiederhole - NUR gut aussehende Junge setzte sich schließlich doch in Bewegung und folgte dem Schwarzhaarigen hinter das Dropship.
Entnervt warf ich die zerkrümelten Blätter auf den Boden. Konnte hier nicht mal irgendjemand stehen bleiben?! Da war die Auskundschaftung der Azgeda letztes Jahr ja einfacher gewesen. Leise seufzend schlich ich ihnen also hinterher.
Als ich das Dropship fast um rundet hatte, begann ich einzelne Wörter des gesagten zu verstehen. Hier im Wald waren die Geräusche gedämpfter und der Lärm auf der Lichtung hatte sich im allgemeinen etwas gelegt. Ich musste trotzdem noch etwas näher ran um alles genau zu hören.
Ich bewegte mich so geräuschlos wie möglich durch das Unterholz, da man mich nun leider auch besser hören würde. Einige Meter von ihnen entfernt griff ich auf die altbewährte Taktik von vorhin zurück und kauerte mich lautlos unter einem Busch zusammen. Leider in einer Position in dem ich von dem Typen nur den Rücken sah, oder besser gesagt die schwarz - rote Lederjacke die er trug. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich nicht daran gedacht hatte - sofort darauf verfluchte ich mich, weil ich gerade ernsthaft über so etwas nachdachte. Kopfschüttelnd verbannte ich meinen inneren Konflikt aus meinen Gedanken und konzentrierte mich auf das Gespräch.
"..ihre Schuld! Sie sie dir doch nur an! Sie haben meine Schwester ihr Leben lang eingesperrt weil sie GEBOREN WURDE! Dein Vater und meine Mutter wurden gefloatet! Sie töten Menschen weil sie eine Schüssel voll Essen stehlen! Was denkst du werden sie tun wenn sie hier sind? Ihre Versprechungen halten? Sie haben über Jahre verheimlicht das der Sauerstoff knapp wird, um alle ruhig zu halten! Sie versprechen uns die Begnadigungen auch nur, damit wir hier schön friedlich sind. Dabei haben sie uns ohne zu zögern in den beinahe gewissen Tod geschickt! Wir sind ihre Werkzeuge! Aber ich werde mich nicht manipulieren lassen! Ich arbeite ganz sicher nicht mit diesen Mördern und Lügnern zusammen. Wir können hier etwas neues aufbauen. Wenn du mir hilfst Murphy - dann können wir unten machen was auch immer zur Hölle wir wollen! Wenn die Bänder ausfallen, haben sie kein Lebenszeichen mehr von uns. Denk darüber nach."
Der Schwarzhaarige sah ihn noch einmal bedeutungsvoll an und sagte grinsend "Was auch immer zur Hölle wir wollen.", dann drehte er sich um und ging pfeifend zurück auf die Lichtung.
Hier wurde also eine Rebellion gegen die Ark geplant. Interessant, interessant. Je weniger von denen hier runterkamen desto besser. Murphy, wie der Junge gerade genannt wurde, stand da und fuhr sich nachdenklich mit der einen Hand durch die Haare während er den silbernen Armreif an der anderen betrachtete. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich in einer äußerst ungünstigen Lage war. Ich hatte mich so versteckt, dass der Schwarzhaarige mich nicht sehen konnte, aber wenn Murphy sich umdrehen würde, dann befand ich mich auf dem Präsentierteller.

-----
Wörterbuch:

Yun stegeda: Your village. | Dein Dorf.
Branwoda: Fool | Idiot
Jok: Fuck | Verdammt