Kapitel 1

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Ich habe aufgehört zu fragen, wie lange es noch geht. Mein Handyakku hat schon vor Stunden aufgegeben und langsam ertrage ich die Schlagermusik meiner Eltern nicht mehr. Genervt sitze ich auf der Rückbank unseres Rangerovers und starre aus dem Fenster. Draussen regnet es in Strömen, so dass ich das Wettrennen zwischen zwei Regentropfen verfolgen kann. Meine Mutter singt lauthals mit und ich krame meine Kopfhörer hervor. Leider höre ich immer noch ihre Stimme. Klar, ich freue mich meine Brüder wiederzusehen, aber eine achtstündige Autofahrt mitten ins Nirgendwo zu machen, anstatt auf der angesagtesten Party des Jahres zu sein, ist nicht wirklich der sechser im Lotto.


Nach einer halben Ewigkeit kommen wir dann doch noch im Internat an. Ich seufze erleichtert als ich aus dem Auto aussteige. Ich war noch nie mit auf den Internatsbesuchen, doch auf den ersten Blick scheint es gar nicht so schlecht auszusehen. Klar, es gibt schöneres als ein altes Gebäude, aber es sieht sehr gepflegt aus. Ich folge meinen Eltern richtung Eingang. Dabei mustere ich die Internatsschüler. Gott sind die heiss! Muskeln wohin das Auge reicht und alle scheinen entweder ins Solarium zu gehen oder wirklich so braune Haut zu haben. Ich muss mich wirklich bemühen nicht zu sabbern.


Als meiner Mutter ein Freudenschrei entfährt, blicke ich auf und sehe meine Brüder auf mich zukommen. Brandon und Tommy schlurfen nur so daher in ihren T-Shirts und verwaschenen Jeans. Dennoch würde meine beste Freundin Taylor einen Herzinfarkt bei ihrem Anblick bekommen. Es ist wirklich unfair, dass sie alle guten Gene der Familie geerbt haben. Sie sind gross, haben tolles braunes Haar und strahlend blaue Augen. Ich dagegen gehöre eher einer Familie von Zwergen an, bin zierlich und mit meinen grünen Augen und dem langen blonden Haar eher unauffällig. Herzlich begrüssen Sie meine Eltern. Als Brandon mich in seine Arme schliesst, muss er sich schon ein ordentliches Stück runterbücken. "Na Zwerg, wie läufts?", fragt er mich. Ich verdrehe nur die Augen und erwidere die Umarmung. Tommy begrüsst mich ebenfalls.


Gemeinsam gehen wir los, ich vermute richtung Kantine. Während Tommy meinen Eltern von seinem neuen Kurs erzählt, laufe ich mit Brandon ein Paar schritte hinter ihnen. "Wie läuft die Schule?", fragt er mich. "Ganz okay", antworte ich nur. Ich ernte nur eine hochgezogene Augenbraue von ihm. Er weiss genau wenn ich lüge. "Okay, okay ich gebs ja zu es läuft scheisse", gestehe ich. "Und warum?", will er wissen. Ja, den Grund würde ich auch gerne kennen. Vor ein Paar Monaten war noch alles super und plötzlich haben sich alle meine Freunde begonnen von mir zu entfernen, ausser Taylor natürlich. Klar, hatte ich noch andere Freunde ausserhalb der Schule, aber ich fand das schon ziemlich komisch. Als ich sie nach dem Grund gefragt habe, zuckten sie nur mit den Schultern und wandten sich ab. Ich erkläre es ihm kurz und er nickt. Danach frage ich, wie es bei ihm so läuft. "Es ist super hier, die Lehrer sind toll und meine Mitbewohner auch...", schwärmt er. Ich kann es zwar nicht nachvollziehen wie es einem 21 Jährigen in einem Internat gefällt, aber naja, da kan nich mit meinen 18 Jahren vielleicht noch nicht mitreden.


Als wir in der Kantine ankommen, holen wir uns etwas zu Essen und setzen uns dann nach draussen an einen Tisch. Brandon wirft Tommy die ganze Zeit so komische Blicke zu. Ich ignoriere es zuerst, doch dann Frage ich: "ist was?". Meine ganze Familie hällt plötzlich mit dem Essen inne und starrt mich an. Mein Vater schluckt schwer. "Mäuschen...", beginnt er zu sprechen. Ich schaue ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und spüre seine Nervosität sichtlich. "Ja?", frag ich nach. "Wir müssen dir was erzählen".



The Heart of a fighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt