Kapitel 8
Ich schloss nur meine Augen, hoffend, dass es schnell vorbei war, als ich einen dumpfen Knall und ein schmerzhaftes Stöhnen hörte.
Erst jetzt traute ich mich wieder meine Augen zu öffnen.
Vor mir stand mein Bruder und er hatte diesen Widerling anscheinend zu Boden geschlagen.
Ein Stein fiel mir vom Herzen, weil mein Bruder meine Jungfräulichkeit gerettet hatte.
Immer noch am Zittern, aber dieses mal wegen der großen Kälte, zog ich schnell meine Sachen an.
Die Berührungen dieses Typens brannten immer noch auf meiner Haut.
Nie würde ich diesen Vorfall vergessen.
Als ich all meine Klamotten wieder an hatte, trat mein Bruder zu mir, nahm mich in den Arm und streichelte mir beruhigend über den Rücken.
In dieser Umarmung fühlte ich mich geborgen und ich wäre am liebsten für immer in dieser Stellung geblieben.
Aber dieser schöne Moment wurde von meinem Gähnen beendet.
„Lass uns zurück zu deiner Wohnung gehen. Du siehst ja total fertig aus!"
Als Bestätigung nickte ich und wir verließen den ohnmächtigen Typen in der Gasse und gingen weiter in Richtung meiner Wohnung.
Dort angekommen musste ich schnell unter die Dusche springen, um die Berührungen dieses Kerls von meiner Haut zu waschen.
Aber selbst nach einer ausgiebigen Dusche spürte ich sie immer noch.
In meinem Kopf sah ich immer wieder das Szenario vor mir, als er mir meine Kleidung quasi vom Leib gerissen hatte.
Meinem Bruder hatte ich eine Decke gegeben und er wollte es sich auf dem Sofa gemütlich machen.
„Du kannst auch gerne bei mir im Bett schlafen, Oli!"
„Nein, nein, schon ok, und jetzt geh schon schlafen! Du hast deinen Schlaf mehr als nur nötig! Hopp hopp!"
„Ist ja gut, ich bin schon weg!", sagte ich und huschte zurück in mein Zimmer.
Ich legte mein Handy auf meinen Nachttisch, stellte einen Wecker um 8 Uhr, legte mich in mein Bett und verkroch mich unter meiner Bettdecke.
Dort fühlte ich mich gut, so weit weg von der ganzen Realität.
Aber das Szenario von heute Abend verfolgte mich selbst hierhin.
Konnte ich nicht irgendwo nicht daran denken?
War das alles denn so schwer?
Irgendwann war ich in meinem Gedankengang scheinbar eingeschlafen, denn das Szenario verschwand für kurze Zeit aus meinem Kopf.
- - - - -
Heute durfte ich mal wieder für irgendeine Modemarke, deren Name ich vergessen hatte, über den Laufsteg stolzieren.
Mein Bruder wollte mir unbedingt mal zuschauen und saß irgendwo im großen Publikum.
„Bist du auch schon aufgeregt, Isaleinchen?", fragte mich Lindsay, die total nervös hin- und herwippte.
„Wenn du so weiter wippst, dann bin ich gleich nervös!", gab ich ihr genervt zurück.
Heute war meine Stimmung irgendwie nicht die beste.
Meine Agentur hatte mir angekündigt, dass sie nach der großen Show nochmal wegen irgendwelchen Terminen und sonst was mit mir reden möchten.
Nachdem wir alle gestylt und in unsere Outfits gesteckt wurden, wurden wir alle in der richtigen Reihenfolge, in der wir herauslaufen sollten, aufgestellt.
Ich stand hinter Lindsay und hinter mir war ein Mädchen, was bestimmt erst 16 war, aber deren Oberweite bestimmt nicht natürlich so gewachsen war.
In diesem frühen Alter schon eine Brust-OP zu haben, fand ich echt übertrieben.
Seit dem Vorfall mit diesem Widerling war jetzt mittlerweile eine Woche vergangen.
Diese Woche war echt die reinste Hölle für mich gewesen.
Immer und immer wieder hatte ich dieses Szenario, wie er mich zwang, meine Klamotten auszuziehen, im Kopf.
Es spukte in meinem Kopf herum und wollte einfach nicht verschwinden.
Ich wollte es verdrängen, aber bisher wollte es mir noch nicht gelingen.
„Huhu, Mausepups, Isabärchen, Isaleini...die Show geht los! Erde an Isabella!", riss mich eine ungeduldige Lindsay aus meinen Gedanken.
„Ja, chill mal Lindsay!", gab ich genervter zurück, als ich eigentlich wollte.
Ich erkannte mich gerade selber nicht wieder.
So verhielt ich mich doch sonst auch nicht!
Lindsay, die von meinem Verhalten heute sichtlich enttäuscht war, drehte sich von mir weg und tat einen auf beleidigte Leberwurst.
Aber sie hatte ja Recht. Sie hatte es ja nur nett gemeint.
Diese Nacht hatte mich verändert.
Ob positiv oder negativ wusste ich selbst nicht ganz.
Aber irgendetwas war dort mit mir passiert...irgendetwas Komisches!
~~~~~[©mysticgirl199 | 2015]
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Only for you (paused)
Teen FictionIch hatte nie ein leichtes Leben, hart und arbeitsaufwändig, ohne Ruhe und Entspannung, ohne Liebe und Freundschaft. Viele Höhen und Tiefen musste ich überstehen, um alles so zu gestalten, dass es zumindestens etwas erträglich ist. Herzschmerz, Wut...